Der Öffentliche Verkehr steht, aufgrund der demographischen Veränderungen in Oberösterreich, aber auch wegen Veränderungen im Mobilitätsverhalten der Oberösterreicher vor großen Herausforderungen. “Insbesondere im Segment des Freizeit und Erledigungsverkehrs wollen wir vermehrt Angebote schaffen, die zu einer verstärkten Nutzung des ÖV-Angebots führen”, so LH-Stv. Reinhold Entholzer.
Im Bezirk Vöcklabruck werden durch umfassende bauliche Maßnahmen an den großen Bahnknotenpunkten, aber auch durch punktuelle und regional vertaktete Angebotesausweitungen im ÖV-Netz wesentliche Schritte gesetzt, um dieses Ziel zu erreichen.
“Die Erschließung der Gewerbegebiete in Schörfling, Lenzing und Timelkam durch eine eigens dafür eingerichtete Buslinie unseres Verkehrspartners Stern und Hafferl stellt vor allem für Berufstätige, aber auch für Kunden der ortsansässigen Unternehmen und ältere Menschen die auf gute ÖV-Angebote angewiesen sind um mobil zu bleiben, eine wertvolle Ergänzung zum bereits vorhandenen Angebot dar”, bekräftigt LH-Stv. Reinhold Entholzer.
„Durch die Angebotsausweitung werden nun optimale Umsteigemöglichkeiten in alle Richtungen (Vöcklabruck, Attnang-Puchheim, Weyregg, Attersee, Unterach) geboten. Es ist eine wichtige Ergänzung im öffentlichen Verkehr für die Region rund um Lenzing,“ so Ing. Günter Neumann von Stern & Hafferl.
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Bezirksergebnisse der Verkehrserhebung 2012
Die Verkehrserhebungen des Landes Oberösterreich liefern als landesweite Haushaltsbefragung eine solide Datengrundlage, um die IST-Situation des Verkehrs im Bezirk Vöcklabruck darstellen zu können. Im Zuge der Verkehrserhebung 2012 wurden im Bezirk Vöcklabruck 17.400 Haushalte befragt, die Rücklaufquote betrug 53,6% (9326 Fragebögen). Die Befragung ist damit repräsentativ und erlaubt wertvolle Rückschlüsse über das Mobilitätsverhalten der Vöcklabrucker/innen, die als weitere Planungsgrundlage für den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs im Ressort von LH-Stv. Reinhold Entholzer dient.
Dem allgemeinen demographischen Trend entsprechend, hat sich die Bevölkerungsverteilung auch im Bezirk Vöcklabruck in Richtung älterer Jahrgänge verschoben. Diese Entwicklung findet natürlich auch im Mobilitätsverhalten ihren Niederschlag. Gegenüber der letzten Verkehrserhebung im Jahr 2001 zeigt sich eine Zunahme der Gesamtbevölkerung von rund 3 Prozent. Diese Zunahme verteilt sich jedoch nicht gleichmäßig auf alle Alterskohorten. Die Zahl der Vöcklabrucker im Alter von 6–14 Jahren hat um 16 Prozent abgenommen, während die Gruppe der 45–64 Jährigen um 32 Prozent angewachsen ist.
In Summe legt die Wohnbevölkerung des Bezirkes Vöcklabruck 336.400 Wege pro Werktag zurück. Das bedeutet, gegenüber den Vergleichszahlen aus dem Jahr 2001, eine Zunahme von 17,7 Prozent. Dementsprechend und in Übereinstimmung mit der demographischen Entwicklung hat auch der gesamte Anteil der mobilen Bevölkerung von 82 Prozent im Jahr 2001 auf 86 Prozent im Jahr 2012 zugenommen. Die Verteilung der zurückgelegten Wege liegt schwerpunktmäßig (77,2 %) innerhalb des Bezirks, während sowohl der Quellverkehr aus Vöcklabruck, wie auch der Zielverkehr nach Vöcklabruck mit jeweils 11,3 Prozent bzw. 11,5 Prozent ausbalanciert ist.
Eine Analyse der Wege nach Fahrtzweck zeigt darüber hinaus, dass insbesondere die Freizeit- und Erledigungswege stark (+53 %) zugenommen haben. Ebenso zugenommen haben die Arbeitswege (+12 %), während sich vor allem die Schul- und Ausbildungswege (-8 %) reduziert haben.
Der Anteil des individuellen Personenverkehrs (IV) liegt im Bezirk bei rund 67,5 %. Auf den Öffentlichen Verkehr entfallen rund 10 % aller Wege, die restlichen Anteile werden zu Fuß oder mit dem Fahrrad, bzw. in Mischform IV/ÖV zurückgelegt.
Zusammenfassend lässt sich auf Basis dieser Analyse folgendes festhalten:
Um entsprechend auf die demographischen Veränderungen und das damit einhergehende geänderte Mobilitätsverhalten zu reagieren, müssen die Angebote des Öffentlichen Verkehrs, insbesondere im Bereich der wachsenden Segments des Berufsverkehrs sowie im Freizeit-Erledigungsverkehr ausgebaut werden. Hier zeigt sich anhand von Befragungen und von Erfahrungswerten, dass insbesondere eine hohe Angebotsfrequenz (Flexibilität der Verbindungen), eine gute Vertaktung der Verbindungen (Umsteigemöglichkeiten) und hoher Fahrgastkomfort wesentliche Instrumente sind, um diese Ziele zu erreichen.
Überblick über die Angebotsverbesserungen im Bezirk
Der Ausbau des Angebots im Öffentlichen Verkehr des Bezirks Vöcklabruck schreitet rasch voran, wobei versucht wurde die bestmöglichen Lehren aus der Verkehrserhebung 2012 zu ziehen und den Öffentlichen Verkehr insbesondere für den Berufs- Schul- und Ausbildungsverkehr weiter zu attraktiveren sowie zusätzliche Angebote für das wachsende Segment des Freizeit und Erledigungsverkehrs zu schaffen. Dazu gehören neben der laufenden engeren Vertaktung der Fahrpläne und der Erweiterung des Angebots, beispielsweise im Zuge des Fahrplanwechsels im vergangenen Dezember 2013, auch umfassende bauliche Maßnahmen.
Bahnhof Attnang-Puchheim
Seit dem Frühjahr 2012 sind die umfassenden Neubauarbeiten am Bahnhof Attnang-Puchheim in vollem Gange. Das neue Bahnhofsgebäude in moderner Architektur steht den Vöcklabrucker ab Ende des Jahres 2014 zur Verfügung und ist eine Visitenkarte des Öffentlichen Verkehrs für die gesamte Region. Die Verkehrsdrehscheibe Attnang-Puchheim erfreut sich schon heute höchster Beliebtheit bei den Pendler, was eine Ausweitung der ursprünglich geplanten Park & Ride Parkplätze notwendig gemacht hat.
Geplant ist die mittelfristige Einrichtung von 800 PKW Stellplätzen und einer entsprechenden Anzahl von Fahrradabstellplätzen. Insbesondere der neue Busterminal am Rennerplatz in Attnang-Puchheim wird zum bedeutenden Verkehrsknotenpunkt der Region ausgebaut.
Bahnhaltestelle Kammer-Schörfling
Die neue Bahnhaltestelle Kammer-Schörfling rückt vom alten Bahnhofsstandort rund 620 Meter in den Bereich des Agerparkplatzes und somit stärker ins Blickfeld. Der alte Bahnhof wird abgetragen. Die Streckenverkürzung ermöglicht zudem die Auflassung der Eisenbahnkreuzungen Agerstraße und Hauptstraße.
Zum Bau des neuen 110 Meter langen Bahnsteiges werden 200 Meter neue Gleise verlegt. Der Haltestellen-Wartebereich mit Sitzgelegenheiten fungiert zudem gleichzeitig auf einer Seite als Bushaltestelle. Die Park&Ride-Anlage bietet nach ihrer Fertigstellung im Mai 2015 insgesamt 33 PKW-Plätze, sowie 30 überdachte Fahrradabstellplätze.
Bis Mai 2015 werden alle Arbeiten, wie auch die Errichtung der Park&Ride-Anlage, abgeschlossen sein. Bereits mit Ende Juni 2014 fahren die Züge in die neugestaltete Haltestelle Kammer-Schörfling ein.
Einbindung der Gewerbegebiete in Schörfling – Lenzing und Timelkam
Die Neueinrichtung der Buslinie 573 von der Bahnhaltestelle Kammer Schörfling über Schörfling Marktplatz in den Gewerbepark, die im ersten Abschnitt bis Lenzing führt und in weiteren Ausbauschritten über Timelkam bis zur Endhaltestelle Pichlwang geführt wird, ist ein bedeutender Schritt hin zu einer weiteren Angebotsverbesserung im Öffentlichen Verkehr, die insbesondere die Segmente des Berufs- aber natürlich auch des Freitzeit und Erledigungsverkehrs abdecken wird.
Schon im ersten Ausbauschritt wird der Gewerbepark Niederham mit seinen zahlreichen ortsansässigen Unternehmen durch die Ausbaumaßnahme erschlossen.
„Durch die neue Buslinie wird der aufstrebende Gewerbepark Niederham mit dem regionalen Verkehrsknoten bei der Bahnhaltestelle Kammer-Schörfling und den Nachbargemeinden verbunden. Die Beschäftigten, insbesondere die Lehrlinge in den Betrieben im Gewerbepark profitieren vom verbesserten Angebot. Auch für die Wohnbevölkerung im nordöstlichen Teil des Marktes bringt die neue Busverbindung Vorteile. Durch die Einführung der Buslinie 573 ist ein weiterer Schritt zur Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs in der Marktgemeinde Schörfling a.A. erfolgt“, betont Gerhard Gründl als Bürgermeister von Schörfling.
Weitergeführt wird die Busverbindung über die Haltestelle Lenzing AG, als bedeutenden regionalen Arbeitgeber, bis zur Haltestelle Lenzing Kreisverkehr/Agerstraße, womit auch das dort angeschlossene Gewerbegebiet und die dort vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten in das neu errichtete Busnetz angeschlossen werden.
„Die Markgemeinde Lenzing sieht die Einbindung der beiden Nachbargemeinden sehr positiv. Ist es doch jetzt möglich, dass Bewohner dieser Gemeinden mit einem verbesserten Angebot im öffentlichen Verkehr, einfacher nach Lenzing kommen und unsere Angebote nützen können. Damit kann hoffentlich der stark zunehmende Individualverkehr ein wenig eingeschränkt werden. Natürlich besteht auch für unsere Bewohner im Umkehrschluss die Möglichkeit, die Arbeitszentren der Nachbargemeinden öffentlich zu erreichen“, so der Lenzinger Bürgermeister Rudolf Vogtenhuber.
Enden wird die Buslinie 573 in der Gemeinde Timelkam, womit auch das Einkaufszentrum Pichlwang von der neuen Verbindung profitiert.
“Angestrebt wird eine gute Verbindung mittels Bus (Buslinie 573) zum Fachmarktzentrum Pichlwang und zurück ins Ortszentrum von Timelkam. Die sogenannte Nahversorgung der Bewohner von Timelkam soll durch öffentliche Verkehrsmittel verbessert werden. Das ist auch im Interesse der ca. 20 Geschäfte, welche im Fachmarktzentrum ein großes Warenangebot anbieten. Daher bemühe ich mich seit geraumer Zeit um diese Busverbindung. Ein Vertrag für die Abwicklung der Busverbindung ist in Ausarbeitung, wobei die Aufstiegsfläche zum Buseinstieg von der Marktgemeinde selbst hergestellt wird.
Den Winterdienst für die Bushaltestelle übernimmt ebenfalls die Marktgemeinde Timelkam. Die geänderte Verkehrsregelung wurde bereits mit der BH Vöcklabruck abgesprochen und vor Ort begangen. Ich hoffe, dass auch die Sparmarktkette diesem Vorhaben letztendlich Ihre Zustimmung erteilt. Von Seiten der Verkehrsplanung und der Verkehrsgesellschaft Stern & Hafferl sind ebenfalls soweit alle Vorbereitungen getroffen, ausständig ist damit einzig und alleine die Zustimmung des Grundbesitzers — der Firma GVA Real-Consult”, hofft Bürgermeister Johann Riezinger auf eine rasche Einigung, damit die gesamte Linie in ihrer geplanten optimalen Form angeboten werden kann.
“Ich hoffe auf Unterstützung von Seiten der Landesregierung, sodass auch Personen ohne eigenem PKW die Einkaufsmöglichkeiten als Nahversorgung nützen können”, betont Bgm. Riezinger.
Gute Umsteigebeziehungen und hoher Fahrgastkomfort
Ein besonders bedeutender Faktor für das Funktionieren einer neuen Verbindung sind gute Umsteigebeziehungen und hohe Taktfrequenzen. Die Buslinie 573 bietet im Morgenverkehr einen 1 Stundentakt und ist mit den Bahnanschlüssen in Kammer-Schörfling vertaktet, sodass die Weiterfahrt im Schienennetz in Richtung Vöcklabruck- Attnang-Puchheim und Wels/Linz unkompliziert und rasch möglich ist. Die neue Linie wurde ebenso auf die Busanschlüsse abgestimmt, sodass eine Fortsetzung der Fahrt auch im Busnetz in Richtung Attnang-Puchheim sowie in Richtung Unterach/St. Georgen ermöglicht wird. Gleiches gilt für die Umsteigebeziehungen in Lenzing.
Von besonderer Bedeutung war es auch, den neuen Linienverkehr mit modernen und komfortablen Bussen durchführen zu können.
„Wir führen den Linienverkehr mit modernen Bussen durch. Überwiegend kommen Niederflurbusse zum Einsatz, die auch für Personen mit eingeschränkter Mobilität und Familien mit Kinderwägen ein bequemes Ein- und Aussteigen ermöglichen. Die Fahrzeuge werden so aufgerüstet, dass künftig die Haltestellen auch im Innenbereich angezeigt und die Fahrgäste somit optimal über die Haltestellenfolge informiert werden,“ ergänzt Ing. Günter Neumann.