Drei Jahre nach dem Aufdecken des Umweltskandals rund um das Ohlsdorfer Grundwasser legte die Abteilung für Anlagen, Umwelt und Wasserrecht heute zum Prozessbeginn aktuelle Infos und Messergebnisse vor. In der Umgebung von Ohlsdorf wurden im Jahr 2014 Verunreinigungen des Grundwassers durch Pestizide festgestellt, die sich vor allem in der Baurestmassedeponie II der Asamer Kies- und Betonwerke GmbH wiedergefunden haben sollen.
Infos und Messergebnisse drei Jahre nach Aufdecken des Umweltskandals und zum Prozess-Start
In der Umgebung von Ohlsdorf wurden im Jahr 2014 Verunreinigungen des Grundwassers durch Pestizide festgestellt, welche sich in der Folge vor allem in der Baurestmassedeponie II der Asamer Kies- und Betonwerke GmbH wiederfinden ließen. Das Geschehen um die illegale Einbringung der Pestizide in die Deponie ist derzeit Gegenstand gerichtlicher Untersuchungen.
Mit den behördlichen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr bestehend aus der Einstellung der Versickerung der Deponiesickerwässer (angeordnet November 2014), der Abdeckung der Deponie (angeordnet November 2014) und einer Reinigung der Sickerwässer über einen Aktivkohlefilter (Bescheid vom Mai 2015 und vom 8. Juni 2017) konnte eine weitere Kontaminierung des Grundwassers defianitiv und nachhaltig verhindert werden.
Grundwassersituation aktuell
Auf Grund eines behördlichen Auftrags ist die Fa. Asamer aktuell verpflichtet, quartalsweise an acht Messstellen das Grundwasser zu untersuchen und die Ergebnisse der Behörde mitzuteilen. Das bisher letzte übermittelte Ergebnis stammt vom Juni 2017. Parallel dazu wurden von der Abteilung Grund- und Trinkwasserwirtschaft noch bis November 2016 einige Trinkwasserbrunnen in Ohlsdorf untersucht (Aupointen, Kohlwehr 1, Ehrenfeld 1, Sandhäuslberg).
Alle Untersuchungen zeigen einen kontinuierlichen Rückgang der Pestizidbelastungen (der mit etwa Ende 2014 einsetzende Rückgang der Belastungen schreitet „planmäßig“ voran), überwiegend liegen die Messwerte bereits unter der Bestimmungsgrenze von 0,05 ?g/l. Auch in der Sonde 2 neu in der Grube Hildprechting wurden seit Oktober 2016 keine Überschreitungen des Parameterwerts der Trinkwasserverordnung registriert.
Eine Ausnahme bildet die Messstelle Sonde 16 (As29) im direkten Abstrombereich unterhalb der Baurestmassen-deponie, die immer wieder auch einen vorübergehenden Anstieg der Belastungen zeigt (Juni 2016 – 3,11 ?g/l Clopyralid). Auch bei der Probe vom März 2017 wurde wieder ein erhöhter Gehalt gemessen. Diese Schwankungen hängen nach fachlicher Beurteilung mit höchster Wahrscheinlichkeit mit Auswaschungen von Restbelastungen im Boden bei höheren Wasserständen zusammen.
Die übrigen Messstellen reagierten nicht auf diese Schwankungen, sodass für die zu Trinkwasserzwecken genutzten Brunnen keinerlei Gefahr mehr besteht.
Die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung zeigen also, dass mit den oben genannten Maßnahmen ein weiteres Austreten von Pestiziden aus der Deponie verlässlich unterbunden wurde und auch das Grundwasser als weitgehend saniert anzusehen ist.
Baurestmassendeponie – Status und weitere Vorgangsweise
Ungeachtet der Tatsache, dass derzeit keinerlei Umweltbeeinträchtigung stattfindet, ist dennoch auf Basis der gesetzlichen Bestimmungen eine dauerhafte Sicherung oder Sanierung der Deponie anzustreben. Als erster Schritt auf diesem Weg wurde mit Bescheid vom 02. September 2015, AUWR-2006–10561/394, eine Detailuntersuchung
der Deponie angeordnet, mit dem Ziel, festzustellen, ob und welche Kontaminationen, die allenfalls Umwelt-gefährdungen auslösen könnten, im Schüttkörper vorhanden sind.
Über die Deponie wurde ein Untersuchungsraster (40 m x 40 m) gelegt, aus dem sich in Summe 20 Kernbohrungen und Baggerschürfe mit einer jeweils individuellen Abteuftiefe, (um eine Beschädigung der Deponiebasisabdichtung zu verhindern) ergaben. Den Bohrkernen bzw. mit Bagger entnommen Materialien wurden direkt im Anschluss an die Freilegung repräsentative Proben entnommen.
Die entnommenen Proben wurden in einem dafür befugten Umweltlabor nach einem vom Sachverständigendienst des Landes festgelegten Umfang beprobt, insbesondere wurde auf Pestizide, aber auch auf andere in der Deponie-Verordnung festgelegte Parameter, analysiert. Sowohl Feststoff als auch ELUAT waren auf 25 ausgewählte
Pestizide zu untersuchen.
Die Detailuntersuchung der Baurestmassedeponie wurde durch die Behörde begleitet, von jeder entnommenen Probe wurde auch eine Parallelprobe von der Behörde gesichert. Diese Parallelproben wurden auch stichprobenartig vom Landeslabor untersucht.
Es wurden die nach DVO 2008 geforderten Parameter analysiert (Schwermetalle, Gesamtkohlenwasserstoff TOC und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe — PAK), wobei sich zusammenfassend zeigte, dass in der Deponie neben Pestiziden, auch Schwermetalle, Gesamtkohlenwasserstoff, TOC und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe — PAK in erhöhten Konzentrationen in Teilbereichen vorhanden sind. Die Konzentrationen variieren in verschiedenen Deponiebereichen, wobei jedoch vor allem bei den Pestiziden, für die es keine gesetzlichen Grenzwerte gibt (Pestizide sind nicht zur Deponierung vorgesehen) teils erhebliche Belastungen der Proben festgestellt wurden.
Der Abschlussbericht zu den Detailuntersuchungen wurde an die Behörde übermittelt und in der Folge von den von der Behörde beigezogenen Amtssachverständigen gutachtlich bewertet. Dabei wurde im Ergebnis ein konkreter Sicherungs- und Sanierungsbedarf festgestellt.
Planung und Projektierung der Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen
In der Folge hat die Fa. Asamer einen ersten Vorschlag für dauerhafte Sicherungs-maßnahmen vorgelegt. Die Prüfung durch die Amtssachverständigen hat ergeben, dass vor einer Entscheidung zur Realisierung eines bestimmten Sicherungs- /Sanierungsprojekts insbesondere das Abbauverhalten der Pestizide und die damit verbundene Umweltgefährdung einer näheren Betrachtung bedarf, weil dazu nur sehr wenig Fachwissen vorliegt.
Aus diesem Grund vergibt das Amt der oö. Landesregierung zur möglichst objektiven und fundierten Klärung eine externe Expertise zur Bewertung des Schadensbildes, des künftigen Schadenspotentials sowie insbesondere möglicher Szenarien bei der Entwicklung der Schadstoffbelastung über einen längeren Zeitraum.
Nach Vorliegen der Expertise wird eine Verfahrensanordnung an die Fa. Asamer ergehen, mit der eine Überarbeitung und definitive Vorlage geeigneter Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen durch die Behörde eingefordert wird.
Zusammenfassend kann daher festgestellt werden:
- erste Geruchsbelastungen des Ohlsdorfer Wassers von vor drei
Jahren wurden von der Behörde ernst genommen - nach umfassenden Erhebungen und der Beiziehung externer Expert/innen konnte die Ursache festgestellt werden
- durch sofortige Maßnahmen, wie Abdeckung der Deponie und Abstoppen der Versickerung konnten weitere Belastungen gestoppt werden
- Sanierungsvorgaben werden derzeit erarbeitet
Umwelt-Landesrat Rudi Anschober abschließend: „Dieser Umweltkriminalfall ist keine Kleinigkeit. Wir haben mit sehr viel Engagement aufgeklärt. Jetzt werden die rechtlichen Konsequenzen geklärt.”
Foto: Wolfgang Spitzbart