Am Samstag, den 27. August, findet in Gschwandt das Dorffest statt, um 19 Uhr soll in diesem Rahmen das Gschwandtner Heimatbuch präsentiert werden.
Das Buch hatte eine lange Anlaufzeit: Vor rund 25 Jahren beschloss der Gemeinderat, ein „Heimatbuch“ zu veröffentlichen. Mit der Verfassung beauftragt wurde der Gmundner Historiker Heinrich Marchetti, der jedoch nie ablieferte. Als er 2015 überraschend verstarb, war ein dicker Ordner mit Recherchematerial alles, was man fand.
Der Ordner umfasste im Grunde die inhaltliche Basis für jene 160-seitige „Festschrift“ die Marchetti bereits 1985 anlässlich der Wappenverleihung im Auftrag der Gemeinde verfasst hatte. Diese Chronik endete allerdings beim ersten Weltkrieg. Vor 40 Jahren wollten die politisch Verantwortlichen in Gschwandt den Ständestaat und den Nationalsozialismus noch nicht thematisiert haben. Vor rund fünf Jahren wurde dann der Gschwandtner Redakteur Edmund Brandner gefragt, ob er die Arbeit übernehmen möchte.
“Die Existenzberechtigung dieses Buches besteht aus meiner Sicht darin, dass es das 20. Jahrhundert endlich aufarbeitet. Die fatalen politischen Konflikte der ersten Republik, den Terror der NS-Zeit und des Krieges sowie den mühsamen Wiederaufbau danach”, so Brandner.
Während Marchetti sich sehr für Verwaltungsgeschichte interessierte, legte Brandner den Blick eher auf die Alltagsgeschichte. “Wenn man so will, ist das der historiographisch jüngere Zugang”, meint der Lokalredakteur der Oberösterreichischen Nachrichten.
“Zwischen uns liegt eine Generation. Meine etwas andere Perspektive ist vielleicht aber auch meinem Beruf geschuldet. Ich erzähle von Gschwandtner Bäuerinnen, denen die Waren am Gmundner Wochenmarkt während des Krieges buchstäblich entrissen wurden. Von einem jungen Bauernsohn, der mit einer Pistole auf Nazis schoss, später Widerstandskämpfer und am Ende Bürgermeister wurde. Von ersten Versuchen in den Gschwandtner Wirtshäusern, TV-Geräte aufzustellen”, weiß der Redakteur zu berichten.
“Ich richte den Blick auch über die Gemeindegrenzen Gschwandts hinweg. Meiner Meinung nach kann man die Geschichte eines Ortes nicht verstehen, wenn man in nur als isolierte Einheit betrachtet. Gschwandtner Bauernbuben fanden Arbeit in der Laakirchner Industrie, Gmundner Nazis verfolgten auch Gschwandtner.
Meine Quellen waren neben Marchettis Ordner (für die ersten Abschnitte) in erster Linie das Archiv der Salzkammergut-Zeitung und der OÖN sowie Gespräche mit Zeitzeugen und Archive. Ich bekam viel Unterstützung von Privatpersonen und Vereinen – besonders was das Fotomaterial betrifft”, so Brandner abschließend.
Buch für Gschwandtner kostenlos
Das Buch ist ein Leader-Projekt der Traunsteinregion. Der Druck wurde durch Fördermittel von Bund, Land und EU ermöglicht und kommt nicht in den Handel. Jeder Gschwandtner Haushalt kann sich nach dem 27. August aber ein Gratis-Exemplar am Gemeindeamt abholen. Wer darüber hinaus ein Exemplar haben möchte, erhält es für 30 Euro ebenfalls am Gemeindeamt, was auch für Nicht-Gschwandtner gilt.
Fotos © Peter Sommer
Auf dem Bild (v. l. n. r.): Bürgermeister Fritz Steindl (ÖVP), Edmund Brandner, Vizebürgermeister und Kulturausschussobmann Matthias Buchinger (ÖVP)