Neue Operationsmethoden zur Versorgung von schlecht heilenden Knochenbrüchen und Knochennekrosen veranlassten kürzlich zwei angesehene Experten, speziellen hoch komplexen Operationen am Handchirurgischen Schwerpunkt im Salzkammergut-Klinikum Bad Ischl beizuwohnen. Das Interesse der internationalen Besucher galt neuen Details und Erkenntnissen in der Behandlung dieser schwierigen Fälle, die sie sich von den Kollegen vor Ort erläutern ließen.
Gerade im Bereich der Handwurzel kommt es häufig zu schlecht oder gar nicht heilenden Knochenbrüchen. Einzelne Knochen können aufgrund einer Durchblutungsstörung ganz oder teilweise absterben und in der Folge zerfallen. Schlecht heilende Knochenbrüche führen im Lauf der Zeit zu massiven Abnützungen, verbunden mit starken Schmerzen und Einschränkungen in der Beweglichkeit. Bleibt die Heilung aus, entwickelt sich ein so genanntes Falschgelenk (Pseudoarthrose).
„Bei der neuen Methode handelt es sich um ein Knochenstück oder ein Knorpel-Knochen-Transplantat, das mit einem Blutgefäßstiel aus einem nicht belasteten Teil des Kniegelenks entnommen wird“, erklärt Prim.a Dr.in Johanna Berger, Leiterin der Abteilung für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie am Salzkammergut-Klinikum Bad Ischl. „Das entnommene Stück wird dann dort eingesetzt, wo der Knochen schlecht heilt oder tot ist, die Blutgefäße werden unter dem Mikroskop mit ganz feinem Nahtmaterial an Blutgefäße vor Ort angeschlossen.“
Exzellente Ergebnisse aufgrund der sofortigen Durchblutung
Der große Vorteil dieser Operationsmethode liegt in der unmittelbaren Durchblutung des Knochens nach der Transplantation, wodurch es zu einer schnellen und sicheren Einheilung kommt.
Zwar gab es bislang für Pseudoarthrosen und Knochennekrosen verschiedenste Operationsmethoden, manche Patient/-innen mussten jedoch mehrfach operiert werden und selbst dann gelang es nicht immer, eine zufrieden stellende Funktion zu erzielen. Weitaus bessere Ergebnisse erzielt man hingegen mit der mikrovaskulär gestielten Knorpel-Knochentransplantation. Entwickelt wurde diese Methode von Dr. Heinz Bürger, Facharzt für Unfallchirurgie in Klagenfurt gemeinsam mit zwei amerikanischen Ärzten. „Wir erreichen mit dieser Operationsmethode eine Erfolgsrate von über 95 Prozent“, so der Experte, „sehr viele der Patient/-innen sind im weiteren Behandlungsverlauf schmerzfrei und können ihre Hände wieder ohne nennenswerte Einschränkungen verwenden.”
Hohe Expertise vorausgesetzt
Gemeinsam mit Prim.a Dr.in Berger führt er regelmäßig und erfolgreich Operationen dieser Art auch im Salzkammergut-Klinikum Bad Ischl durch. „Mittlerweile hat sich das Salzkammergut-Klinikum Bad Ischl zu einem Zentrum für hoch komplexe Handchirurgische Eingriffe etabliert“, so Prim.a Dr.in Berger, „diese spezielle Operationsmethode ist allerdings sehr aufwändig. Wir arbeiten deshalb immer in einem erfahrenen Team von Hand- und Mikrochirurgen zusammen.“
Expert/-innen aus aller Welt besuchen das Spital, um sich neue Fähigkeiten im Bereich der Hand-Chirurgie bzw. Rekonstruktiven Chirurgie anzueignen. Unter ihnen war nun auch der bekannte amerikanische Hand- und Plastische Chirurg Dr. James Higgins, der ebenfalls an der Entstehung dieser revolutionären Methode beteiligt war und sie erfolgreich in den USA einsetzt.
Zusammen mit einer Kollegin von der Militärakademie in St. Petersburg, wohnte er mehreren derartigen Operationen bei, um sich vor Ort über die neuesten Details der mikrovaskulär gestielten Knorpel-Knochen-Transplantation zu informieren, aber auch neue Anwendungsgebiete dieser Technik zu sehen. „Die Operationen waren ein voller Erfolg“, so Dr. Bürger, der sich über das rege Interesse an den Entwicklungen dieser Technik freut, „die Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Expert/-innen aus dem In- und Ausland kann nur als fruchtbar für die Medizin und als gewinnbringend für die Patienten bezeichnet werden.“
Fotos: gespag