Nach einem Jahr getaner Arbeit trafen sich die Ehrenamtlichen des Vereines „Netzwerk Zuversicht 4+ Flüchtlingshilfe“ Anfang April zum gegenseitigen Austausch. Beim großen Jahrestreffen im Gemeindesaal Oberndorf schaute man auf die vergangenen Projekte und Veranstaltungen zurück und plante Aktionen für das kommende Jahr.
Obfrau Lisa Pucher begrüßte Bürgermeister Rupert Imlinger, der den freiwilligen HelferInnen im Namen der 4+ Gemeinden Oberndorf, Rutzenham, Pitzenberg und Pühret seinen Dank aussprach. Über die aktuelle Situation der vier im Weberhaus untergebrachten Flüchtlingsfamilien aus Afghanistan und Syrien informierte Anita Keskes, Betreuerin der Volkshilfe OÖ. Sie bedankte sich ebenfalls für die großartige Unterstützung: egal ob Wanderung, Deutschkurs, Lernbetreuung, Werteschulung, Kinoabend, Willkommensfest – jede Aktivität war ein Beitrag zur Integration der Flüchtlinge in Oberndorf. Christoph Neumüller stellte das Leitbild des Vereines vor, das erklärt, warum sich rund 40 Menschen unabhängig von Politik, Religion, etc. in diesem Netzwerk engagieren. Anschließend stellte man in vier Arbeitsgruppen die Weichen für das kommende Jahr. Geplant sind u. a. eine Friedensweg-Wanderung, die Teilnahme am Fest der Kulturen Schwanenstadt und die Weiterführung und Intensivierung der wöchentlichen Fixtermine wie z. B. Deutschkurs, Kinder- und Jugendtreff und Hausübungsbetreuung der Schulkinder. Mag. Martin Schachreiter von der Integrationsstelle des Landes OÖ, Bezirk Vöcklabruck, moderierte den gelungenen Abend.
Nach wie vor sind weitere UnterstützerInnen herzlich willkommen!
• Für den einjährigen Sohn einer Bewohnerin wird donnerstags von 16 bis 17h eine Betreuung gesucht, damit seine Mama den Deutschkurs besuchen kann. Kontakt: anita.kecskes@volkshilfe-ooe.at
• Die Kinder- und Jugendgruppe freut sich über Zuwachs. Eingeladen sind Kinder- und Jugendliche aus Oberndorf und Umgebung zum wöchentlichen Jugendtreff im Chillex (Atzbacherstraße), jeden Mittwoch um 16.00 Uhr.
• Aktuell werden folgende Sachspenden gesucht: Brett- und Gesellschaftsspiele für Kinder und Jugendliche und ein Laptop (Abgabe dienstags von 14.00 — 16.30 Uhr im Wohnhaus möglich).
Leitbild Netzwerk Zuversicht 4+
Von Christoph Neumüller
„Wenn du nicht in den Mokassins des anderen gegangen bist, hast du kein Recht über ihn zu urteilen.“ Das sagt eine indianische Weisheit aus Nordamerika.
Die Menschen, die zu uns gekommen sind, flüchteten vor Krieg, Hoffnungslosigkeit und bitterer Armut. Bedingungen, die uns hier in Österreich Gott sei Dank recht fern sind. Durch diese Menschen ist das personifizierte Leid auf diesem Erdball nun aber direkt vor unserer Haustür gelandet. Wer verlässt seine Heimat denn schon freiwillig, lässt einfach Familie und Freunde zurück, wenn er eine Zukunft im eigenen Land sehen würde?
Zu uns kommen traumatisierte Frauen, Männer und Kinder, die in Österreich Zuflucht vor dem Grauen im eigenen Land suchen. Menschen werden aus politischen, religiösen und ethischen Gründen, wegen ihrer sexuellen Orientierung oder einfach, weil der Gewalt wieder mit Gewalt beantwortet wird, verfolgt und getötet. Sind wir nicht verpflichtet diesen Menschen zu helfen? Gibt es da nicht doch noch irgendetwas, das uns dazu verpflichtet?
Wenn Teile der Gesellschaft und Politik diese geflüchteten Menschen pauschal vorverurteilen, dieses lästige Problem aus dem Weg schaffen wollen, dürfen wir nicht vergessen, dass die prekären politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in den Herkunftsländern durch uns — die westlichen Staaten — geschaffen und gefördert wurden. Regime und Despoten werden und wurden aus profit- und machtpolitischen Gründen unterstützt und die humanitären und demokratischen Werte dabei völlig außer Acht gelassen.
Ja, wir haben Verantwortung und können diese nicht einfach an jemanden anderen abgeben. Und vielleicht ist das auch gut so.
Bis zu 500.000 Menschenleben hat alleine der Syrienkrieg bis heute gefordert. Darunter sind unzählige Zivilisten, viele Kinder. 5 Millionen Syrer sind in das Ausland geflüchtet, ein Fünftel der ursprünglichen syrischen Bevölkerung.
Auch wenn sich die aktuelle Situation in Afghanistan nicht so dramatisch darstellt, darf nicht vergessen werden, dass wir hier von einer Bevölkerung sprechen, die in einem Land lebt, in dem seit Jahrzehnten Bürgerkrieg, Terror und ethnische Diskriminierung an der Tagesordnung stehen.
Dort, wo die Politik und etablierten Einrichtungen keine Antworten haben, wo ein Versagen und Negieren von Problemen und Bedürfnissen zu orten ist, muss die Zivilgesellschaft aktiv werden — im Sinne der Humanität!
Das Netzwerk Zuversicht 4+ als überkonfessionelle und überparteiliche Gruppe unterstützt geflüchtete Menschen in unserem Gemeindegebiet.
Wir sind der Meinung, dass der Kontakt mit Geflüchteten und deren Integration in die Gesellschaft die Basis für ein friedvolles Miteinander sind. Der Mensch steht dabei im Zentrum unserer Arbeit, freundschaftliche Beziehungen zu den Flüchtlingen sind die beste Prävention gegen Subkultur und Straffälligkeit.
Wir wollen diesen Menschen wertschätzend begegnen, aber auch einfordern, dass sie selbst ihren Beitrag zu einer gelungenen Integration leisten. Das Erlernen der deutschen Sprache und der Kontakt mit österreichischer Kultur durch persönliche Kontakte, Sprachkurse, Nachmittagsbetreuung, Freizeitaktivitäten, etc. stehen dabei in unserem besonderen Fokus.
Fotos: Netzwerk Zuversicht 4+