Die Sozialeinrichtungen „baseCamp“ (promente oö), Streetwork und die Wohnungslosenhilfe Mosaik sind mit immer mehr Wohnungslosen konfrontiert. „Wohnen ist für unsere Klientinnen und Klienten zu teuer“, so die Vertreter der Einrichtungen. Sie haben daher ein Zelt am Stadtplatz aufgebaut, um auf das immer größer werdende Problem hinzuweisen. Aufgrund der hohen Mieten und dem Fehlen von leistbaren Wohnungen geraten immer mehr Menschen in die Obdachlosigkeit und übernachten in Zelten, Wartehallen, Parkanlagen etc.
Wesentlich größer ist laut Mosaik die Zahl derer, die von versteckter Wohnungslosigkeit betroffen sind. Sie befinden sich in prekären Wohnsituationen, d.h. sie übernachten bei Bekannten und Freunden, in Pensionen bzw. in Wohnungen, für die schon ein Räumungsverfahren eingeleitet wurde.
Zu teure Wohnungen
Während im Durchschnitt 20 % des Einkommens für Wohnen aufgewendet werden, sind es bei armutsgefährdeten Personen 40 %, oft sogar über 50 Prozent. Wöchentlich bleiben den Betroffenen somit weniger als 100 Euro zum Leben. Und das Auseinanderklaffen von Einkommen und Fixkosten steigt: Während die (vor allem unteren) Einkommen in den letzten Jahren real gesunken sind, sind die Miet‑, Betriebs- und Energiekosten immer stärker gestiegen als die Inflationsrate. So lag diese 2013 bei 2 Prozent, die Wohnkosten sind aber um fast 4 % gestiegen.
Leistbare Wohnungen fehlen
“In der Region Vöcklabruck wurden in den letzten Jahren vor allem Eigentumswohnungen — viele davon für ein finanzkräftiges Klientel — gebaut. Leistbare Mietwohnungen gehen ab.”, sagt Mag. Stefan Hindinger, Leiter Wohnungslosenhilfe Mosaik und weiter:
Fotos: Mosaik
“Bei Garconnieren und Kleinwohnungen liegen die Mietpreise am privaten Wohnungsmarkt oft deutlich über 7 Euro/m². Damit gibt es auch keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe mehr. Im geförderten Wohnbau wurden/werden keine Kleinwohnungen mehr gebaut. Es gibt nur den Altbestand. Damit gibt es für die Betroffenen lange Wartezeiten. Dazu kommen die Einstiegshürden: Kautionen, Baukostenzuschüsse, Ablösen und Gebühren müssen bezahlt werden.”
Wohnungslosenhilfe Mosaik: Energiearmut nimmt zu
Im Bereich der Delogierungsprävention hatte das „Mosaik“ 2013 eine Steigerung von 40 Prozent. Für immer mehr sind die gestiegenen Heiz- und Stromkosten ein großes Problem. Ursachen für die steigende Armut sieht das „Mosaik“ neben der Wohnungsproblematik in der steigenden Arbeitslosigkeit in der Region und der Zunahme von psychischen Erkrankungen. Die Nächtigungen in der Notschlafstelle sind in den letzten Jahren dramatisch angestiegen.
2010 verzeichnete man erstmals über 2000 Nächtigungen seit Eröffnung der Notschlafstelle im Jahr 1990. Nur Zwei Jahre später wurde die 3000er Marke überschritten. Große Sorge macht die größere Anzahl psychisch kranker KlientInnen, weil dringend benötigte Wohnplätze für die Betroffenen für die Zeit nach der Notschlafstelle fehlen.
Niederschwellige Suchtarbeit „baseCamp“ mit prekären Wohnverhältnissen und Obdachlosigkeit konfrontiert
Aufgrund der hohen Wohnungspreise im Bezirk gestaltet sich die Wohnungssuche bei den vom baseCamp betreuten Personen oft sehr schwierig und langwierig, da diese meist nur ein geringes Einkommen haben. Schwierige persönliche Umstände, die Suchterkrankung und nicht selten eine psychische Störung kommen erschwerend hinzu oder führen zu Wohnungsverlust gefolgt von prekären Wohnsituationen bzw. Obdachlosigkeit.
Eine prekäre Wohnsituation heißt für den Betroffenen, keine fixe Wohnmöglichkeit zu haben, sondern wechselweise bei Freunden, Bekannten oder Verwandten unterzukommen. Sind diese Möglichkeiten nicht vorhanden oder bereits ausgeschöpft, wird auch in leerstehenden Gebäuden, unter Brücken, in Warteräumen etc. „versucht“ zu übernachten.
Streetwork und die Wohnsituation Jugendlicher
Streetwork ist eine Einrichtung für benachteiligte Jugendliche aus dem ganzen Bezirk. Jeder sechste Jugendliche, der Angebote unseres Vereins im Jahr 2013 in Anspruch nahm, beschrieb unter anderem seine Wohnsituation als problematisch:
Nicht selten kommt es vor, dass Jugendliche sich mit Familienmitgliedern oder ihren Eltern einen Raum teilen. Manche junge Menschen aus unserem Bezirk leben für unbestimmte Zeit bei Freunden oder Bekannten, entgehen also auf diese Art einer echten Wohnungslosigkeit. Diese Familien, die häufig nicht ganz freiwillig zu Quartiergebern werden, kompensieren hier einen Missstand, solange sie es eben ertragen können und erreichen über kurz oder lang ihre Belastungsgrenze. Es fällt ihnen dennoch nicht leicht, ihre „Gastjugendlichen“ schließlich wieder loszuwerden, sie also auf die Straße zu setzen, wenn sie nicht mehr anders können.
Voraussetzung ist immer das Fehlen eines Elternhauses, das in ausreichendem Maß die physische und psychische Integrität der Jugendlichen gewährleistet. Dem Abhauen oder dem Rausschmiss von zuhause gehen in der Regel unerträgliche familiäre Verhältnisse wie Vernachlässigung, Ausgrenzung, Überforderung der Eltern aufgrund eigener Probleme, fehlende materielle Ressourcen, manchmal sogar Missbrauchserfahrungen voraus.
Vor diesem Hintergrund ist das Verlassen des Elternhauses auch eine Flucht aus gewalttätigen Verhältnissen, ein Problemlösungsversuch und als Leistung im Sinne eines ersten wichtigen Schrittes zur Veränderung und Verbesserung der eigenen Lebenssituation anzuerkennen. Die mit der Wohnungslosigkeit verbundene Unsicherheit ist in der Jugend besonders problematisch, gilt es doch gerade in diesem Lebensabschnitt, Lebensperspektiven und Orientierungen zu entwickeln. Dies ist aber nur dann möglich, wenn die/der einzelne Jugendliche über ein Minimum an Sicherheit verfügt. Eine stabile Wohnsituation bildet diesbezüglich eine der zentralen Grundvoraussetzungen.
Fotos:
Mit einem Zelt am Stadtplatz wiesen Sozialeinrichtungen auf den Mangel an leistbaren Wohnungen hin.
v.l. Stefan Hindinger (Mosaik), Thorsten Hasewent (Streetwork), Andreas Stix (baseCamp), Marianne Eichinger (Streetwork), Heidemarie Obereigner (baseCamp)
Na,Ja In der Dürnau sieht man ja,wer die leistbaren Wohnungen bekommt.