Mit der Poll-Stiftung verband man bislang eine reiche Barockengel-Sammlung, die der 1981 verstorbene Gmundner Kunst- und Antiquitätenhändler Gustav Poll der Stadt vermacht hatte. Zur Stiftung gehört allerdings noch ein weiterer kunsthistorischer Schatz, der – von einer kleinen Ausstellung 1982 abgesehen – mehr als 30 Jahre im Archiv ruhte und erst jetzt erstmals im großen Stil öffentlich gezeigt wird. Die Rede ist von rund 700 japanischen Farbholzschnitten der großen Meister des 18. und 19. Jahrhunderts. 220 dieser einzigartigen Druckgrafiken zeigt eine opulente Ausstellung in der Kammerhofgalerie, die am Nationalfeiertag ihre Pforten öffnet und bis 10. April dauert. Museumsdirektorin Ingrid Spitzbart hat die Herkunft der Blätte minutiös recherchiert und beschrieben, sodass daraus ein Blick in einer exotische Kultur wird.
Die technische und künstlerische Raffinesse, zu der die großen japanischen Meister wie Ando Hiroshige (1797 – 1858) oder Katsushika Hokusai (1760 – 1849) diese Technik entwickelten, ist unerreicht. Während in unseren Landen meist nur eine Druckplatte geschnitten und das Blatt nachträglich koloriert wurde, war es in den japanischen Werkstätten üblich, für jede Farbe eine eigene Druckplatte herzustellen. Für manche Drucke wurde ein halbes Dutzend Farben und Platten herangezogen. Dabei arbeiteten oft mehrere Künstler und Drucker an einem Blatt. Farbenreichtum und Passgenauigkeit der Arbeiten verblüffen einen bis heute.
Japanische Farbholzschnitte, 26. 10. 2015 – 10. 4. 2016, Kammerhofgalerie Gmunden
Fotos: Kammerhofmuseum