Zwanzig Prozent mehr Einsätze als im Einsatzjahr 2014 – 412 Personen vorwiegend aus dem markierten Wandergelände und von den Schipisten geborgen
371 Mal gab es für die 802 Bergretterinnen und Bergretter in den 23 Ortsstellen im vergangenen Einsatzjahr 2015 Alarm. Dabei wurden 73 Personen unverletzt, 322 Personen verletzt und 17 Personen tot geborgen. Diese Zahlen gab Bergrettungslandesleiter Arthur Rohregger bei der diesjährigen Landesversammlung in Steinbach am Attersee bekannt.
Sie spiegeln die umfangreiche Tätigkeit der heimischen Bergretter wieder, die 365 Tage im Jahr und rund um die Uhr für den Ernstfall bereit stehen. Im Vergleichszeitraum zum Vorjahr 2014 stiegen die Einsätze um 20 Prozent an, so Rohregger, der das Mehr an Einsätzen zum Großteil auf die für „Outdoorsportarten“ günstige Witterung im vergangenen Jahr zurück führt. Bei rund einem Drittel der Einsätze werden die Bergretter von den Hubschraubern des ÖAMTC, der Polizei und vereinzelt auch von jenen des Bundesheeres unterstützt. Vertreter von Polizei und ÖAMTC waren ebenso bei der Landesversammlung als Ehrengäste anwesend wie Vertreter der Wasserrettung, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Naturfreunde und Alpenverein.
„Die Zahl der Einsätze, Bergtoten und der geborgenen Personen ist nicht „erschreckend“, werden sie in Relation zu den tausenden und abertausenden Menschen gestellt, die Jahr für Jahr in der Natur bei den verschiedensten Betätigungen und Sportarten Erholung, Abwechslung Kraft und Freude suchen“, so Bergrettungslandesleiter Arthur Rohregger im Originalton. Welch enormer Zeitaufwand von den 23 Bergretterinnen und 785 Bergrettern im vergangenen Jahr geleistet wurde, spiegelt sich in den bei der Landesversammlung präsentierten Zahlen: So standen die Bergretter in OÖ 5.200 Stunden im Einsatz, 7.100 Stunden wurden von ihnen bei den von der Landesleitung angebotenen Kursen aufgewandt und insgesamt 33.800 Gesamtstunden betrugen die wöchentlichen und monatlichen Übungseinheiten in den einzelnen Ortsstellen im unmittelbaren Einsatzgebiet, so Landesleiter Rohregger.
Weiters war dem Bericht des Landesleiters zu entnehmen, dass die alpine Rettungsorganisation in Oberösterreich durchwegs über moderne und den Anforderungen gerecht werdende Einsatzzentralen verfügt. Im vergangenen August wurde die Einsatzzentrale in Mondsee in Betrieb genommen und jene in Traunkirchen soll im heurigen Herbst eingeweiht werden. In Obertraun und Bad Goisern wird noch an der Finanzierung gearbeitet, nach heutigem Stand soll aber schon in Kürze mit dem Bau begonnen werden können. Nur in Gmunden zieht sich das Projekt – hier wird scheinbar kein geeigneter Standort gefunden, die Planung ist aber im Laufen. Wird auch in Gmunden gebaut, so wäre das Programm „Einsatzzentralen“ vorläufig abgeschlossen.
20 Ausbildungstage — 18 neue Bergretter
Sechs Kurse muss eine angehende Bergretterin oder ein angehender Bergretter während seiner „Anwärterschaft“ durchlaufen, eher er nach zwanzig Kurstagen seine Ausbildung abgeschlossen hat. Dass für die Ausbildung ein Großteil des gesamten Jahresurlaubes „draufgeht“, so Landesausbildungsleiter Wolfgang Socher, sei nur so am Rande erwähnt. Im vergangenen Jahr konnten 18 Männer und Frauen in den Stand der Bergretterinnen und des Bergretters übernommen werden, 9 Bergretter haben jetzt mit dem Besuch der ersten Kurse ihre Ausbildung
begonnen. Der Ausbildungsbogen reicht von den Handhabungskenntnissen der GPS Geräte und der Dyneemaseile über Seiltechnik, Bergungsmethoden, Schneekunde, Pistenrettung, Klettern, Schitouren, Eis- und Gletscherausbildung, Wetter, Orientierung, Lawinenkunde bis hin
zu den Spezialkenntnissen über die Ausrüstung der Bergrettung, so Socher.
Um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein, wird das Wissen um die Rettungsmethoden allen aktiven Bergretterinnen und Bergrettern bei sogenannten Koordinationstagen angeboten. Darüber hinaus, und darüber ist die oberösterreichische Bergrettung besonders stolz, finden in allen Ortsstellen regelmäßige Übungen statt, die von den örtlichen Einsatzleitern in Abstimmung mit der Landesleitung geleitet werden.
Retter auf vier Pfoten
Zu dreizehn Sucheinsätzen wurde die Lawinen- und Suchhundestaffel der Bergrettung gerufen und herangezogen. Insgesamt stehen dieser Sparte der Bergrettung momentan 17 Hundeführer mit 18 ausgebildeten Vierbeinern zur Verfügung, die im abgelaufenen Einsatzjahr 10 Winterübungstage und 8 Übungstage im Zeitraum vom Mai bis Oktober absolvierten. Bemerkenswert, aber angesichts der Schneelage nicht verwunderlich, war im vergangenen Winter keine einziger Lawineneinsatz zu bewerkstelligen. Zukunftsorientiert wird momentan an einem mit der
Steiermark grenzübergreifenden Alarmierungssystem gearbeitet, welches vorwiegend für die Ortsstellen im Süden Oberösterreichs zum tragen kommen, so Hundereferent Lorenz Tragatschnig.
Geordnete Finanzen
Die Ausführungen des Finanzreferenten Othmar Humpel hörten sich wie der Bilanzbericht eines Kleinbetriebes an. Erlösen von 386.500 Euro stehen Ausgaben in annähernd gleicher Höhe gegenüber. Die wichtigsten Posten auf der Einnahmenseite sind die Förderung des Landes Oberösterreich, Spenden sowie der Ertrag aus den alljährlichen Jahresberichten der Fördereraktion. Die oberösterreichische Bergrettung kann nämlich auf die stolze Zahl von 12.000 Förderern verweisen, mit deren Zuwendungen die Bergrettung immerhin rund 60 Prozent ihres Jahresbudgets bestreiten kann.
Auf der Ausgabenseite schlagen sich die Material- und Geräteanschaffung, das Sanitätsmaterial sowie die Kosten für die alljährlichen Kurse und die Versicherungsprämien als wichtigste Posten zu Buche. Der Voranschlag für das heurige Jahr wird mit 415.000 Euro beziffert, kommt doch im heurigen Jahr die Anschaffung von neuen Anoraks für alle Bergretterinnen und Bergretter zum tragen, welche ab dem Herbst in drei Tranchen an die Ortsstellen ausgeliefert werden.
Von seitens des Landes Oberösterreich war Landesrat KommRat Elmar Podgorschek (FPÖ) persönlich in Steinbach am Attersee und er versprach genauso wie Landtagsabgeordneter Rudolf Raffelsberger (VP) in Vertretung von Landeshauptmann Dr. Pühringer und Landesrat Dr. Michael Strugl, die Bergrettung Oberösterreich in gewohnter Weise zu unterstützen. Das freut besonders Gerätewart Werner Hackl, der, bedingt durch den Ankauf neuer Anoraks, heuer rund 250.000 Euro für die gesamtoberösterreichische Materialbeschaffung aufbringen Indirekt sind die 2015 von der Landesregierung beschlossenen Fördermittel für das Projekt „DETRA“ auch für die Bergrettung relevant. Unter dem Namen „DETRA“ versteckt sich nämlich das Digitalfunkprojekt für alle „Blaulichtorganisationen“, das nach dem Flop des Projektes „Adonis“ jetzt zur Verwirklichung kommen soll. Momentan wird der Netzausbau vorangetrieben und wenn dieser abgeschlossen ist, wird auch die Bergrettung mit digitalen Funkgeräten ausgestattet werden, sagt Funkreferent Gerhard Wagner.
Foto: BRD Bad Goisern Presse / Gerhard Pilz