Rund ein Prozent der Bevölkerung leidet an Zöliakie, einer chronischen Erkrankung des Dünndarms, die durch die Unverträglichkeit von Gluten hervorgerufen wird. Am 18. Mai, dem Welt-Zöliakietag, soll verstärkt darauf hingewiesen werden — und das mit Recht. Die meisten Betroffenen wissen nämlich gar nicht, dass sie an Zöliakie erkrankt sind.
Die Krankheitszeichen sind oft sehr unterschiedlich, manche Träger der Erkrankung sind sogar beschwerdefrei. Grundsätzlich können aber ein allgemeines Krankheitsgefühl, häufige Blähungen und Bauchschmerzen, eventuell Erbrechen und Gewichtsabnahme einen Hinweis auf Zöliakie geben. Gelegentlich kann auch an bestimmten Körperstellen, wie den Ellbogen und den Knien, ein juckender Hautausschlag mit Bläschen auftreten.
„Eine eindeutige Klärung ist nur durch eine umfassende labormedizinische Blutuntersuchung und eine über den Magen geführte Dünndarmspiegelung möglich. So können zum Beispiel im Blut befindliche Zöliakie-spezifische Autoantikörper, oder die durch eine Biopsie gewonnenen Gewebsproben aus dem Zwölffingerdarm eindeutige Hinweise geben“, erklärt Oberarzt Dr. Klaus Bogner, Internist am Landes-Krankenhaus Vöcklabruck. Bei der Zöliakie kommt es zu einer Schädigung der Schleimhaut im Zwölffingerdarm, dem oberen Abschnitt des Dünndarms.
Die Darmzotten, die für die Aufnahme von Nährstoffen zuständig sind, verschwinden dabei allmählich und Mangelzustände sind die Folge. Verantwortlich für die Rückbildung der Darmzotten ist eine Unverträglichkeit von Gluten, einem Eiweiß, dass in zahlreichen Getreidesorten, wie zum Beispiel in Gerste, Weizen oder Dinkel enthalten ist. Durch eine glutenfreie Ernährung, die ein Leben lang eingehalten werden muss, erholt sich die Schleimhaut meist wieder rasch und die Betroffenen sind wieder beschwerdefrei.
So einfach die Therapie auch klingt, die Umsetzung im täglichen Leben ist doch mit einigen Entbehrungen verbunden. „Zöliakie-PatientInnen müssen auf herkömmliches Brot und Teigwaren verzichten, das fällt sicher vielen nicht leicht. Es gibt aber viele glutenfreie Lebensmittel wie Mais, Reis, Kartoffeln oder speziell hergestellte glutenfreie Nudeln und glutenfreies Gebäck. Auch Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse oder Milch — um nur einige zu nennen — können bedenkenlos konsumiert werden“, so Josefa Eiter, Diätologin am LKH Vöcklabruck.
Die Ernährungsexpertin rät auch dringend dazu, sich die Zutatenangaben auf den Verpackungen genau anzuschauen. Viele Lebensmittel enthalten Gluten als Zutat oder in Form von Zusatzstoffen. So kann der Verzehr u.a. von Fertiggerichten, Wurstwaren oder Eis durchaus riskant werden. „Die Umstellung auf eine glutenfreie Kost ist doch eine einschneidende Veränderung des Ernährungsverhaltens, aus diesem Grund sollte anfangs auf jeden Fall eine diätologische Beratung in Anspruch genommen werden“, appelliert Eiter eindringlich.
„Zöliakie ist eine Erkrankung, die in jedem Alter auftreten kann. Schon Kleinkinder können beim Übergang von der Milch- zur Breinahrung aus Getreide empfindlich reagieren. Anzeichen dafür können abnorme Stühle, Entwicklungsstörungen, gelegentliches Erbrechen und eine allgemeine Mißlaunigkeit sein. Auch die Vererbung spielt zu einem gewissen Grad eine Rolle“, so Dr. Bogner abschließend.