Der Prozess rund um die tödliche Vergewaltigung der 52-jährigen Gmundner Tanzschullehrerin Ingrid Scherrer geht in die bereits 3. Runde. Der Prozess begann vergangene Woche am Landesgericht Wels unter großem medialen Interesse. Weil ein 39-jähriger Tennisfreund nach einer Clubfeier die 52-Jährige vergewaltigt und getötet haben soll, ist der Prozess am vergangenen Freitag mit einem umfangreichen Aufmarsch an Zeugen fortgesetzt worden.
Mithäftling belastet Beschuldigten
Auch heute Donnerstag sind zahlreiche Zeugen zum Prozess geladen. Vor allem am Nachmittag wird der Mithäftling des Beschuldigten Simon H. vor den Richter treten müssen. Er belastet den Tatverdächtigen schwer. Dieser soll ihm während der U‑Haft die Tat anvertraut haben. Laut Verteidigung sei dieser Mithäftling nicht ernst zu nehmen. “Er komme aus dem Drogenmillieu und wolle sich nur wichtig machen!”, so Mag. Rene Haumer.
In der Nacht auf den 7. Juli des Vorjahres feierten das spätere Opfer und der Beschuldigte in ihrem Tennis-Club mit Sportkollegen. Zwei Tage später wurde die 52-Jährige schwer verletzt, halb nackt und nicht ansprechbar in ihrem Garten gefunden. Sie starb, ohne noch einmal das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.
Die Staatsanwaltschaft sagt, der Mann habe die Tanzlehrerin zu Boden gestoßen, die Bewusstlose vergewaltigt und anschließend noch mit einem Gegenstand gegen ihren Kopf geschlagen. Der Angeklagte will nur einvernehmlichen Sex mit ihr gehabt haben und berichtete von einem — von ihm damals als harmlos empfundenen — selbst verschuldeten Sturz der Frau.
„Hat nicht wie normaler Unfall ausgesehen“
Am Freitagvormittag letzte Woche wurden die Zeugen einvernommen, die als Erste am Tatort waren: „Ich habe gedacht, dass hier etwas Schlimmes passiert ist. Ein Verbrechen“, sagte jene Tennispartnerin der Getöteten, die sie gefunden hat. Ähnlich auch der Tenor der herbeigerufenen Helfer: Der Zustand der Verletzten sei ihm „suspekt“ gewesen, so ein Arzt. „Es hat absolut nicht wie ein normaler Unfall ausgesehen“, schilderte ein Sanitäter.
Angeklagter „immer sehr korrekt“ gewesen
Am Nachmittag waren vor allem Bekannte von Angeklagtem und Opfer aus dem Tennis-Club geladen. Das Gericht versuchte, anhand ihrer Aussagen einen Zeitplan des Geschehens zu erstellen. Immer wieder taten sich Widersprüche zu jenen des 39-Jährigen auf. Die Vereinskollegen betonten unisono, sie hätten ihm nie eine Bluttat zugetraut, nicht einmal einen Seitensprung. Er sei „immer sehr korrekt“ und eher ruhig gewesen, hieß es. Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigt ihm hingegen, dass er zu Aggressivität neige, wenn er sein öffentliches Ansehen bedroht sehe.
Von Affäre will niemand etwas bemerkt haben
Von einer Affäre zwischen den beiden will niemand etwas bemerkt haben, entsprechende Gerüchte sollen erst nach der Tat aufgetaucht sein. Allerdings schilderten mehrere Teilnehmer der Vereinsfeier, dass der Angeklagte das spätere Opfer auf seine Hotpants angesprochen habe. Offenbar habe er das Outfit als unpassend erachtet, vielleicht weil die Frau erst seit einigen Monaten verwitwet und zuvor immer Schwarz gekleidet war. Einige berichteten, die 51-Jährige habe verletzt auf die Bemerkung reagiert, andere empfanden den Wortwechsel eher als scherzhaft.
Urteil für den 2. Juli erwartet
Der Angeklagte verfolgte die Verhandlung — einschließlich der Tatortbilder — interessiert, aber ohne sichtliche Emotion. Seinen Vereinskollegen lächelte er freundlich zu. An den nächsten Verhandlungstagen werden noch weitere Zeugen einvernommen und die zahlreichen Gutachten — u.a. jene des Kriminalpsychologen Thomas Müller und der Psychiaterin Adelheid Kastner — erörtert. Ein Urteil soll am 2. Juli gesprochen werden.