Das Viechtauer Heimathaus, dessen Kustos Hans Gaigg sich das ganze Jahr über stets um publikumswirksame Veranstaltungen bemüht und dabei sehr viel Resonanz hat, beherbergte an zwei Samstagen Handarbeiterinnen und Handwerker aus dem Aurachtal, die sich bei ihren Hobbies über die Schulter schauen ließen und damit den Besuchern Anregungen zur eigenen innovativen Tätigkeit gegeben haben. Von weit her strömten die Interessierten zum Heimathaus und bekamen dort in der gemütlich beheizten Stube Informationen zu den einzelnen Spezial“disziplinen“.
Zuerst war das Handarbeiten der Frauen aus Neukirchen dran, denen man beim Stricken, Klöppeln, Spanschachtel bemalen, Sticken und beim Brennmalen zuschauen konnte. Besonderes Interesse galt dem Bemalen von Holzvögeln, das ein sehr gutes Farbengefühl und eine besonders ruhige Hand voraussetzt um den Farbfeinheiten in der Natur zu erreichen. Handfester ging es beim zweiten Termin zu, wo man Drechslern‑, Vogerlschnitzern auf die Finger schauen konnte.
Es ist erstaunlich, welch kreative Kräfte in so manchem robusten „Mannsbild“ schlummern und mit welch gestalterischem Geschmack die Drechsler aus verschiedenen Holzarten wunderschöne Vasen und Wohnaccessoires zustande bringen. Holz ist dabei für sie mehr als banaler Brennstoff und wenn man die neu entdeckte Kunst der Vogerlschnitzer verfolgt, so muss man sich immer wundern, dass diese grobschlächtigen Hände solch diffizile Wunderwerke zustande bringen. Auch eine figurale Neubelebung der Viechtauer Krippen kam zur Präsentation:
Zu den bekannten Darstellungen (Vater lass mi a mitgeh, Uberl mit da Leiwand, Lampötraga u. a.): Ein niedlicher Vogerlschnitzer, sitzend auf der originalen „Hoazlbänk“, könnte künftig im Viechtauer Kripperl zu sehen sein. Beeindruckend die handwerklichen Arbeiten eines Vorchdorfer Pensionisten. Dieser baut fast alle Straßenbau- und landw. Maschinen (Traktor, Getreideputzer, Heuwender usw.) originalgetreu aus Holz nach, macht sie mittels spitzfindigem Einbau von Motoren mobil.
Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, mit welcher Geschicklichkeit und Ideenvielfalt jedes dieser Einzelstücke hergestellt wurde. Etliche Handwerker betreiben ihr Hobby als nützlichen Zeitvertreib und beugen so eventuell auftretender Fadesse im Ruhestand vor. Im Freigelände vor der „Rabenwies“ wurde das Dengeln der Handsensen gezeigt und Interessierte auch gleich praktisch in diesem „Fachtel“ (= spezielles Wissen und Können) unterwiesen und durften zur Probe aufs Exempel gleich das Ergebnis beim Mähen testen.
