Nicole Six, Paul Petritsch und Hans Schabus sind nach Litzlberg mit „Innerer Sicherheit“, beeindruckenden Dokumenten der Zeit und eigenen Bildern der Welt gereist. Dort laden sie bis 29. Juli im Raum für Kunst die Ausstellungsbesucher ein, Realität anders zu betrachten. Bestechend und eindringlich suggerieren vom Künstlerduo Six/Petritsch vorgestellte Zeichnungen die schier unendliche Weite und schwere Zugänglichkeit von Nord- und Südpol.
Obwohl, oder genau weil die Mittel, die im Rahmen dieser Arbeiten eingesetzt wurden, auf den ersten Blick äußerst minimal scheinen. Je ein Punkt und eine zarte digitale Bleistiftlinie, die in unterschiedlichen Windungen auf den weißen Grund der Blätter gebracht ist. Nicht irgendeine Linie, nicht irgendein Punkt. Mehrjährige Recherchen in alten Expeditionsberichten der ersten Polarforscher gingen der Serie „Ohne Titel“, (Nord- und Südpol) voraus, um die Routen maßstabgetreu zu Papier zu bringen. Idee, Plan und lange Vorbereitungszeit für die Ausführung gingen auch der vorgestellten Fotodokumentation „Atlas“ voraus.
Hierfür umrundeten die Mehrfachpreisträger Nicole Six und Paul Petritsch die Welt. Wie Jules Verne in 80 Tagen. Sie aber bewältigten die 40.000 km auf Motorrädern. Und zwar auf der aufgelassenen Rennbahn „Autodrom de Terramar“ bei St. Per de Ribes in Spanien. An zwölf Punkten stationierte Fotokameras belichteten zudem für jeweils 24 Stunden den Ort, die Blickrichtung und dokumentierten so die Zeit. Das Künstlerduo Six/Petritsch befasst sich seit Jahren mit der menschlichen Erfahrung des Raumes.
Ausgangspunkt dafür sind meist vorgefundene alltägliche Situationen, welche durch scheinbar einfache Handlungen durchmessen, erprobt, oft mit Video oder Fotoapparat dokumentiert werden. Sein Bild der Welt macht sich auch der Gestalter des Österreichpavillons auf der Biennale in Venedig 2005 Hans Schabus. Seine Arbeiten stehen in unmittelbarer Beziehung zu räumlichem Denken und Erleben, für dessen Sichtbarmachung er sich in seinem Werk unterschiedlicher Mittel wie Skulptur, Collage, Zeichnung, Film oder Installation bedient.
Schelmisch, aber auch zum Nachdenken anregend die Skulptur „Innere Sicherheit“. Ein Fußball, mit außen angebrachter Gummiblase, die Ausstellungsgäste einlädt damit zu spielen. Wer aber will eine Seele bewusst treten, auch wenn es nur jene des oft heiß umkämpften Leders ist, die den Ball davor schützt, dass ihm die Luft entweicht? Anders, nämlich politisch betrachtet könnte die Skulptur allerdings auch auf Protestbewegungen weisen, die die Innere Sicherheit von Ländern gewaltig erschüttern.
Folgt Abstraktion der Figuration? Diese immer wiederkehrende Diskussion schürt Schabus mit seinen Faustcollagen. Diese zeigen Fotografien von Fäusten, über die er Linien zeichnete.
Wobei sich diese geometrischen Formgefüge an die menschlichen Konturen halten. Er weiß, dass die Kenntnis des Naturbauplanes der Abstraktion vorausgehen muss. Erst wenn dieser dem Künstler vertraut ist, kann er über ihn hinausgehen, kann er die vorgegebenen Maße und Proportionen der Natur in aller Klarheit einsehbar machen.
Diese und noch mehr Arbeiten zeigt der SIX Raum für Kunst bis 29. Juli. Die Ausstellung „Zu Gast bei Gustav“ lädt zu einer anregenden, beeindruckenden Reise durch die Kunst von drei aufstrebenden Künstlern, die mit viel Einsatz ihre bestens überlegten und recherchierten Ideen umsetzen und dann Sichtbarmachen.
Info:
Six/Petritsch/Schabus Nicole Six (* 1971, Vöcklabruck) studierte Bildhauerei bei Bruno Gironcolli an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Paul Petritsch (*1968) in Friesach studierte Architektur bei Hans Hollein an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien. Six / Petrisch arbeiten seit 1997 zusammen.
Neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland erhielten sie 1997 das MAK Schindler Stipendium, 2004 das ICP Stipendium in New York, 2006 das Staatsstipendium für bildende Kunst. 2007 wurden sie mit dem Kardinal König Kunstpreis ausgezeichnet, 2008 mit dem T‑Mobile Art Award und 2009 mit dem Österreichischen Grafikpreis. Hans Schabus (*1970, Watschig) studierte Bildhauerei bei Bruno Gironcolli an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Seit 1992 bestritt er national und international zahlreiche Ausstellungen.
2005 errang er internationale Beachtung durch die Gestaltung des österreichischen Pavillons auf der Biennale die Venezia. Weiters wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zum Beispiel: 2001 Hilde Goldschmidt-Preis, Kitzbühel, 2002 Staatsstipendium für bildende Kunst; 2005 MAK Schindler Stipendium/MAK Schindler Scholarship, Los Angeles, USA; 2005 Kardinal-König-Kunstpreis; 2006 Arnold-Bode-Preis; 2006 Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst
Ausstellungsinformation: Zu Gast bei Gustav Hans Schabus, Nicole Six, Paul Petritsch
Dauer der Ausstellung bis 29. Juli 2013.
Besichtigung Montag 18:00 bis 20:00 Freitag 16:00 bis 19:00 Sonntag 10:00 bis 13:00 Uhr und nach Vereinbarung (0664 – 2432 029)
S.I.X. Raum für Kunst / Lore und Rupert Six Litzlberger Straße 30a, 4863 Seewalchen
Fotos: S.I.X. Raum für Kunst