Vor 50 Jahren, am 23. September 1963, erschütterten drei Bomben den Ort Ebensee. Die Anschläge auf die Saline, die Feuerkogelseilbahn und das Löwendenkmal hatten ein Todesopfer und mehrere Verletzte zur Folge. Wie sich herausstellte, stammten die Attentäter aus dem Umfeld italienischer Neofaschisten.
Das Motiv für die Bomben war eine Vergeltung für Anschläge Südtiroler Aktivisten. Dieser Jahrestag ist Anlass für einen Veranstaltungsschwerpunkt des ZME zur Südtirolfrage. Rolf Steininger, der sich in zahlreichen Büchern mit dieser Thematik auseinandersetzte, bezeichnet Südtirol als Brennglas, in welchem sich die Geschichte des 20. Jh. wieder findet. Durch die Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg wurde das fast 100% deutschsprachige Südtirol Italien zugesprochen. Die deutsche Minderheit litt unter dem aufkommenden Faschismus und die Auswirkungen des Nationalsozialismus zeigten sich im Hitler-Mussolini-Abkommen, das laut Steininger „zum Experiment einer ‚ethnischen Säuberung‘ werden sollte.“
Die Mehrheit der Südtiroler traf damals die Entscheidung, „Reichsdeutsche“zu werden. Die Folgen sind bis heute nicht vergessen. Eine Rückkehr Südtirols zu Österreich wurde nach dem Krieg abgelehnt, eine Autonomie zwischen Österreich und Italien ausverhandelt, doch diese zeigte kaum Wirkung. Anfang der 1960er Jahre spitzte sich die Lage in Südtirol zu. Österreich brachte den Fall vor die UNO, begleitet wurde das Ringen um Autonomie von Bombenanschlägen in Italien und Österreich.
1969 folgte ein zweites Autonomieabkommen, doch die beschlossenen Maßnahmen wurden nur langsam umgesetzt, erst 1992 war das Autonomie-Paket vollständig realisiert und der Streit zwischen den Ländern wurde beigelegt.
REFERENT: Univ. Prof. Dr. Rolf Steininger, Universität Innsbruck 25. September 2013, 19:00 Uhr im ZME Weitere Veranstaltungen im ZME: Mi., 23.10.2013/19:00 Die Bombenanschläge in Ebensee – Zeitzeugen aus Ebensee und Umgebung werden an diesem Abend ersucht, über ihre Erfahrungen am 23.Sepztember 1963 berichten. Mi., 13.11.2013/19:00 Lesung des bekanntesten Südtiroler Autors Joseph Zoderer