In jüngster Zeit häufen sich die Fälle, in denen Unternehmer ihren Beschäftigten über einen längeren Zeitraum immer wieder Geld vorenthalten.
“Ein besonders drastischer Fall wurde bekannt in einer Vöcklabrucker Bäckerei. Allein in den Jahren 2012 und 2013 haben die Rechtsexperten der Arbeiterkammer für 13 Mitarbeiter der Firma insgesamt 52.000 Euro an offenem Entgelt eingetrieben. Seit dem Jahr 2001 mussten insgesamt 28 Beschäftigte der Firma die Unterstützung der Arbeiterkammer suchen, um zu dem ihnen zustehenden Entgelt zu kommen.”, sagt Dr. Walter Sturm von der Arbeiterkammer OÖ.
Der jüngste abgeschlossene Fall betraf eine Ladnerin, die mehr als neun Jahre lang bei der Bäckerei gearbeitet hatte. Die Frau beendete im August 2013 das Arbeitsverhältnis, nachdem sie sieben (!) Monate lang keinen Lohn mehr erhalten hatte. Schon für das Jahr 2012 war ihr der Arbeitgeber Urlaubs- und Weihnachtsgeld schuldig geblieben. Eine Vereinbarung über eine Ratenzahlung sämtlicher offener Beträge hielt der Unternehmer nicht ein.
Die Frau wandte sich an die Arbeiterkammer Vöcklabruck um Hilfe. Erst als die AK dem Unternehmer eine letzte Frist setzte und ihm bei deren Verstreichen gerichtliche Schritte androhte, zahlte die Firma im Jänner 2014 die offenen Beträge nach, insgesamt rund 11.000 Euro brutto.
Monatelang ohne Einkommen
Die Frau hatte monatelang ohne Einkommen über die Runden kommen müssen – kein Einzelfall: Für immer mehr Arbeitnehmer wird die mangelnde Zahlungsmoral ihrer Chefs zum existenzbedrohenden Problem. „Es zeigt sich, dass eine wachsende Zahl an Unternehmen ihren Beschäftigten einfach systematisch und vorsätzlich Geld schuldig bleibt“, beklagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. „Sie lassen es einfach drauf ankommen, weil ihnen ohnehin nichts Schlimmeres passieren kann als eine Nachzahlung der offenen Ansprüche.“
So auch die Vöcklabrucker Bäckerei: Zwar konnte die Arbeiterkammer im vorliegenden Fall der Frau durch eine außergerichtliche Intervention zu ihrem Geld verhelfen. In sechs der 13 Fälle aus den letzten beiden Jahren reichte auch das nicht: Die AK musste Klage vor Gericht gegen die Bäckerei einbringen. Für die Betroffenen bedeutete das: noch länger warten auf das ihnen zustehende Geld.
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