Die Tochter ist akademische Ton- und Keramikkünstlerin, der Vater war Architekt und Bauunternehmer, heute malt er. Beide verbindet die Suche nach der widerständigen Form. Erstmals zeigte eine Privatschau in Gmunden mit knapp 100 geladenen Gästen eine Gegenüberstellung der beiden Positionen: farbenfroh und ausdruckstark die Acrylmalerei von Wolfgang Breitenthaler, erdig, rau und formschön die Objekte der akademischen Keramikerin Eva M. Moherndl.
Als langjähriges Mitglied des Rotary Clubs Vöcklabruck Attersee verabschiedete sich Breitenthaler bei diesem Anlass mit einer für ihn adäquaten Geste und spendete den Erlös eines seiner Bilder in Höhe von 1.000 EUR für den RC Sozialfond.
Fotos: Fotowerkstatt Hofstätter
Widerständige Formen
Tonskulpturen und innere Farbwelten
In den rauen Skulpturen und Objekten von Eva-Maria Moherndl manifestiert sich ihre Suche nach dem Gegensatz, der Rückseite des glatten Scheins. Ihre Objekte gehen eine differenzierte Symbiose aus Materialität, Licht und Oberfläche ein, wobei hier deren Funktionalität stets als Option mitgedacht ist. Moherndls Ansatz ist kontextgebunden und sinnstiftend.
Die kleinformatigen Tafelbilder von Wolfgang Breitenthaler hingegen folgen einer zweckfreien Ästhetik. Der autodidakte Künstler, der seine späten Lebensjahre fast ausschließlich der abstrakten Malerei widmet, lotet seine inneren Farbwelten situativ aus, nimmt beliebig formale Anleihen bei Kunstrichtungen vom späten Expressionismus bis zum Informel, um Farbe dann intuitiv in virtuelle Strukturen zu gießen, zu spritzen oder zu schütten. Der kreative Prozess unterliegt für ihn nicht mehr dem zukunftsgerichteten Formwillen eines Architekten, sondern ist Ergebnis des Hier und Jetzt. Seine Kunst entzieht sich dem gesellschaftlichen Kontext.
Moherndl: „Als Tochter und Vater stehen wir in Verbindung zueinander, auch wenn wir künstlerisch unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Beide ringen wir mit der Form und ihre Wirkung auf den menschlichen Geist.”
Die Mutter dreier Kinder ist auch Kreativtrainerin, Mal- und Gestaltungstherapeutin. Sie ist Preisträgerin des BM für Wissenschaft und Verkehr und arbeitete als Leiterin der Keramikwerkstätte für Menschen mit Behinderung St. Pius, CMB Peuerbach. Ihr künstlerischer Schwerpunkt ist die keramische Skulptur, Wandgestaltung und Kunst am Bau. Womit sich der Kreis zu Vater wieder schließt.
Eva-Maria Moherndls Zugang zur Keramik ist vor allem haptisch: Sie gestaltet die Oberfläche ihrer Kunstwerke bewusst rau und offenporig. Im Erlebnis der Gegensätze (rau gegen glatt glasiert und fossil-sandig gegen bunt-glänzend) erschließt sie dem Betrachter die Sensibilisierung seiner Wahrnehmung. Als Kontrast zum Virtuellen in unseren Lebenswelten aktiviert die Arbeit mit Ton die Sinne auf konstruktive und meditative Weise.
„Aus meiner Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen und meiner mal- und gestaltungstherapeutischen Erfahrung sehe ich, wie unmittelbar das Modellieren eine konzentrationsfördernde Erdung bewirkt und dem schöpferisch Tätigen Vertrauen in die eigene Originalität bringt. Viele Jugendliche verlernen durch überkritisches Vergleichen mit Kollegen den Wert ihrer ureigenen Kreativität.
Mit gestaltungtherapeutischen Mitteln kann ich den Zusammenhang von aktuellen persönlichen Themen mit einer künstlerischen Ausdrucksform auf lustvolle Weise sichtbar und bewusst machen.” Nach CG Jung ist die kreative Tätigkeit der unmittelbarste Weg, um seinen unbewussten schöpferischen Schätzen zu begegnen.
Moherndls praktische Begeisterung für Ton hat nicht zuletzt ihren Grund in seiner Stabilität – selbst gegen Frost. Bei richtiger Verarbeitung, Montage und einem Glasurbrand bei ca. 1300° sind etwa Außenwandgestaltungen höchst haltbar. Die Farbkörper sind hochgebrannt, verbleichen nicht, und die dichte Materialstärke trotzt allen Unbillen unseren Klimas.
Mag. art.Eva-Maria Moherndl, geb. Breitenthaler
* 1970 in Wels, verh. mit Axel Moherndl, 3 Kinder
• Studium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz, Meisterklasse Plastische Konzeptionen/Keramik, Prof. G. Praschak. 1996 Diplom mit Auszeichnung
• 1998 Preis des BM für Wissenschaft und Verkehr
• Leitung der Keramikwerkstätte für Menschen mit Behinderung St. Pius, CMB Peuerbach
• Kreativtrainerin, Mal- und Gestaltungstherapeutin, MGT Wien
• Ausstellungen in Linz, Wien, Innsbruck, Bozen, München
• Künstlerischer Schwerpunkt: Keramische Skulptur, Wandgestaltungen und Kunst am Bau
Dipl.-Ing. Wolfgang Breitenthaler
* 1931 in Wien, verh. mit Gerda, geb. Kapsamer,
• Studium Architektur an der Technischen Hochschule Graz
• langjährige Tätigkeit als Architekt und Bauunternehmer mit Bürositz in Schwanenstadt
• Entwurf von Möbellinien der Joka Werke
• fotokünstlerische Arbeiten
• Nach Beendingung der beruflichen Tätigkeit: Grundlagenforschung zu Bestandsgebäuden in seiner Heimatgemeinde Schwanenstadt und Erstellung eines umfangreichen fotografischen Archivs
• seit 2010 Intensivierung der Acrylmalerei