Traunkirchnerin, Ebenseer und Altmünsterer räumen beim 10-jährigen Jubiläum des Innovation Awards FH Wels ab. Bereits zum zehnten Mal wurde vor knapp 350 Gästen im Minoritenkloster der „Innovation Award FH Wels“ vergeben. Mit dem vom FH-Förderverein Wels gestifteten Preis werden jährlich Diplom- und Masterarbeiten, die konkrete industrielle Problemstellungen mit besonders innovativen Ideen lösen, ausgezeichnet.
Die Traunkirchnerin Verena Leitner gewann den Innovation Award in der Kategorie Technik mit einer regelungstechnischen Lösung für BRP-Powertrain-Freizeitfahrzeuge, die die beiden Antriebsysteme so regelt, dass sich der automatische Gangwechsel eine Hybridfahrzeugs für den Fahrer verbessert. Der aus Altmünster stammende Martin Richter beschäftigte sich in seiner Masterarbeit mit den Erfolgsvoraussetzungen für eine Kooperation von Konkurrenten im Automobilbereich und war damit in der Kategorie „Wirtschaft & Innovation“ erfolgreich. Zum Forschungsassistent des Jahres wurde der gebürtige Ebenseer Stephan Hutterer gekürt. Der Publikumspreis, der erstmals mit einer Ballwurf-Abstimmung durchgeführt wurde, ging schlussendlich an Verena Leitner.
Verliehen wurden die Preise von Landesrätin Doris Hummer, dem Welser Bürgermeister Peter Koits, der die Räumlichkeiten in den Minoriten zur Verfügung stellte, dem Fördervereins-Obmann Günter Rübig und dem Sparkassen-Vorstandsdirektor Michael Rockenschaub. Die hochdotierten Zuwendungen für die 9 prämierten Diplom- und Masterarbeiten und den ForschungsassistentInnen wurden vom FH-Förderverein Wels gesponsert. Der/die jeweilige Kategorie-GewinnerIn kann sich über einen Scheck in der Höhe von 1.500 Euro freuen, der/die Zweite über 1000 Euro und der/die Dritte erhält 500 Euro.
So spannend kann Technik sein „Nur mit innovativen Lösungen kann das Wirtschaftsbundesland Oberösterreich gegenüber Billiglohnländern bestehen. Daher sind technische Fachkräfte und Hochschulabsolvent für die Industrie unverzichtbar. Die FH in Wels erbringt Spitzenleistungen in Lehre und Forschung. Mit dem Innovation Award FH Wels wollen wir die innovativsten Diplomarbeiten und Forschungsassistent der Welser FH vor den Vorhang holen und so der Öffentlichkeit zeigen, wie spannend ein technisch-naturwissenschaftliches Studium sein kann“, so der Obmann des FH-Fördervereins Wels.
„Ohne unsere bestens ausgebildeten FH-Absolventen, die einer der wesentlichen Innovationsmotoren für die heimische Wirtschaft sind, wäre Oberösterreich nicht als Wirtschaftsstandort derart erfolgreich“, so Landesrätin Doris Hummer und fügt hinzu: „Die Prämierungen der besten Diplomarbeiten beim Innovation Award der Fakultät für Technik und Umweltwissenschaften am Campus Wels zeigen jedes Jahr und heuer bereits zum zehnten Mal, welches Potenzial in unseren Absolvent/innen steckt. Ich möchte allen ganz herzlich zu ihrem Erfolg gratulieren.“
1. Platz Kategorie TECHNIK:
Verena Leitner MSc
Herkunft: 4801 Traunkirchen Alter: 25 Jahre
Studiengang: Automatisierungstechnik Firma: BRP-Powertrain GmbH
Diplomarbeit: Steuer- und Regelungskonzepte für Schaltvorgänge und Betriebsmodiwechsel von Hybridfahrzeugen
Das Gunskirchner Unternehmen BRP-Powertrain GmbH & Co KG ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Antriebssystemen für Produkte im Powersportbereich. Der Fokus von BRP-Powertrain liegt auf der Entwicklung innovativer und energieeffizienter Antriebstechnologien im Powersportbereich und daher arbeiteten die Entwicklungsingenieure auch intensiv an einem Hybridantrieb. Die Aufgabe der 25-jährigen Automatisierungstechnikerin war es, die beiden Antriebsysteme so zu regeln, dass sich der automatische Gangwechsel des Hybridfahrzeugs für den Fahrer verbessert.
„Das Konzept des neuen Hybrid-Antriebsstranges beinhaltet eine moderne Schaltautomatik. Um einen gleitenden Gangwechsel ohne merkbaren Antriebsverlust gewährleisten zu können, nehmen wir den Elektroantrieb zu Hilfe. Die entwickelten Algorithmen beruhen auf modernster Regelungstheorie für nichtlineare Systeme. Das von mir mitentwickelte Regelungskonzept entscheidet, in welchem Verhältnis der Elektro- und Verbrennungsmotor während eines Schaltvorganges zum Einsatz kommt“, berichtet Verena Leitner.
„Ziel vieler Fahrzeughersteller ist es heute, verbrauchsarme Fahrzeuge herzustellen, ohne dabei auf den Fahrspaß verzichten zu müssen. Verena Leitner hat im Rahmen ihres Masterprojekts eine hochdynamische Regelung für einen neuen Hybrid-Antrieb entwickelt. Ihre Ergebnisse fließen in das Forschungsprojekt ecopower-drive und in neue Entwicklungen bei BRP-Powertrain-Freizeitfahrzeugen ein, um einen verbesserten Gangwechsel zu erzielen. Ich gratuliere ihr zu dieser ausgezeichneten Arbeit“, so der Betreuer Prof. (FH) Dr. Gernot Grabmair.
Verena Leitner wurde von BRP-Powertrain nach ihrer Masterarbeit fix übernommen und arbeitet nun als Entwicklungsingenieurin im Bereich Serienüberleitung.
1. Platz Kategorie WIRTSCHAFT & INNOVATION
Martin Richter, MSc
Herkunft: 4813 Altmünster Alter: 26 Jahre
Studiengang: Innovation and Productmanagement Firma: FH Oberösterreich, Forschungsprojekt 4Emobility
Diplomarbeit: Kooperation und Coopetition als Erfolgsfaktoren bei der Entwicklung energieeffizienter Produkte und Systeme in der Automobilzulieferindustrie
Automobilhersteller sind mit immer dynamischeren Märkten konfroniert. Sie sind heute bestrebt, effizientere Autos zu bauen. Alternative Antriebskonzepte, wie Hybrid- oder Elektroantrieb, werden als Meilenstein in der Steigerung der Energieeffizienz im Automobilbereich gesehen.
Die Elektromobilität ist durch hochaktuelle Entwicklungen und sehr hohe Innovations-geschwindigkeit gekennzeichnet. Die Automobilhersteller und –zulieferer haben erkennen müssen, dass sie diese neuen Herausforderungen kaum im Alleingang bewerkstelligen können. So werden immer mehr Kooperationen und Coopetitionen eingegangen.
Im Rahmen des Forschungsprojektes 4Emobility hat Martin Richter in seiner Masterarbeit Kriterien aufgezeigt, welche für eine Kooperation und Coopetition in der Automobilzulieferindustrie wichtig sind und welche Kooperationsformen sich eignen würden.
Hierzu hat er eine Unternehmensbefragung durchgeführt und folgendes festgestellt:
Derzeit wird – und das am stärksten bei Antriebs- und Elektronikprojekten – bevorzugt mit Forschungseinrichtungen oder Kunden — kooperiert. Unternehmen versprechen sich zahlreiche Vorteile von Kooperationen: wie • Wissens- und Erfahrungsaustausch • Ressourceneinsparung, vor allem bei Kosten • Stärkung der Wettbewerbsposition Als mögliche Schwächen von Kooperationen werden gesehen: • Hoher Koordinationsaufwand • Know-how-Abfluss • Abhängigkeit gegenüber Partner
„Man kann also zusammenfassen: Um erfolgreich kooperieren zu können, bedarf es einer guten Kommunikation zwischen den Kooperationspartnern sowie beidseitigem Vertrauen“, so Martin Richter.
„Herr Richter hat in seiner Masterarbeit eine große Befragung von 122 Unternehmen der Automobilzulieferindustrie durchgeführt. Es geht eindeutig hervor, dass Kooperationen für Unternehmen äußerst wichtig sind. Sie ermöglichen den Unternehmen, in mehreren Richtungen gleichzeitig Forschung zu betreiben, ohne das hohe Risiko und hohe Investitionssummen alleine tragen zu müssen. Herrn Richter ist es gelungen, die Stärken der unterschiedlichen Kooperationsarten zu eruieren, Hindernisse bei der Kooperation aufzuzeigen und Erfolgsfaktoren für Kooperationen zu erarbeiten. Seine Arbeit ist ein äußerst wertvoller Leitfaden für Unternehmen, die auf der Suche nach erfolgreichen Kooperationen sind“, bestätigt auch seine Betreuerin FH-Prof. Dr. Fiona Schweitzer
1. Platz Kategorie FORSCHUNGSASSISTENT(IN) DES JAHRES
DI (FH) Stephan Hutterer
Herkunft: 4802 Ebensee Alter: 26 Jahre
Firma: FH Oberösterreich Forschungs & Entwicklungs GmbH
Forschungsprojekt: „4 Emobility“
Der zunehmende Anteil alternativer Energieerzeuger und der stark steigende Einsatz von Elektromobilen im Individualverkehr führt zu neuen Anforderungen an das Stromnetz.
Alternative Energieerzeuger, wie etwa Photovoltaik- oder Windkraftanlagen, werden meist dezentral installiert und der erneuerbare Strom wird an vielen verschiedenen Stellen ins Netz eingespeist. Beim Ladevorgang eines Elektro- oder Hybridfahrzeuges in den Garagen der Autobesitzer entstehen wiederum hohe Belastungen für das Stromnetz. Intelligente Energieversorgungssysteme, sogenannte Smart Grids, sollen in Zukunft für ein abgestimmtes Energiemanagement sorgen. Damit kann die Versorgungssicherheit gewährleistet werden und es können noch mehr dezentrale erneuerbare Energiequellen ins Netz eingespeist werden.
„In meinem Forschungsprojekt habe ich mathematische Algorithmen für Stromnetze entwickelt, die eine optimale Versorgungsqualität für alle Verbraucher – auch für die Elektromobile — sicherstellen und alle Einflussgrößen auf das Stromnetz berücksichtigen. Mit Hilfe von Simulationen kann das Stromnetz in Zukunft realgetreu abgebildet werden. So kann man sagen, wann und wo die Autofahrer voraussichtlich ihr Elektrofahrzeug beladen werden, wodurch eine prognostizierbare elektrische Last entsteht.
Der Stromnetzbetreiber kann dadurch Erzeugungs- und Übertragungskapazitäten optimal abstimmen, um Energie genau dort bereitzustellen, wo sie auch benötigt wird. Die Batterien der Elektroautos könnten bei diesem intelligenten Energiemanagement sogar als regelbare Puffer dienen – beispielsweise zum Ausgleich von Spitzenlasten im Netz“, so der ausgezeichnete Automatisierungstechniker.
Stephan Hutterer arbeitet derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Oberösterreich in Wels und in Hagenberg. Im Juli 2012 wurde der erfolgreiche Jungforscher mit seinem entwickelten mathematischen Modell zum Sieger eines großen internationalen Wettbewerbs für präzise Stromverbrauchs-Prognosen in Philadelphia in den USA gekürt.
Fotos: Land OÖ/Dedl
Bild: richter_hummer.jpg Bildunterschrift: Martin Richter mit LR Doris Hummer Bildquelle: Land OÖ/Dedl (Abdruck honorarfrei)
Bild: leitner_hummer.jpg Bildunterschrift: Verena Leitner mit LR Doris Hummer Bildquelle: Land OÖ/Dedl