Am Faschingsonntag, alle Jahr, um die selbe Stunde. Da wird die Mordsgschicht vorgetragen, von dieser Männerrunde“, so beginnt eine alte„Mordsgschicht-Strophe“. Am Faschingsonntag war es wieder so weit. Edel – in Frack und Zylinder – gekleidete Herren zogen durch Traunkirchen. An insgesamt acht Stationen wurden die besten Missgeschicke der Ortsbewohner gesanglich vorgetragen.
Eine Mordsgschicht hat nichts mit Mord zu tun; vielmehr ist die Traunkirchner Mordsgschicht eine „mords Gaudi“. Seit über 100 Jahren gibt es diese schöne Tradition am Faschingsonntag in Traunkirchen. Im letzten Jahr wurde die Traunkirchner Mordsgschicht in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
“Wir sind sehr stolz, dass wir diesen alten Brauch weitertragen können und dass uns die UNESCO-Kommission in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen hat“, so der PrEsident der Sängerrunde Sepp Harringer.
Die Traunkirchner Mordsgschicht wird von PrEsident Sepp Harringer angeführt, neben ihm gibt es sieben Sänger mit einem Orchester (Gitarrist: Reinhard Lehner), einen Chauffeur (Hermann Plasser) und einen Requisiteur (Herbert Hufnagl). Die Grundmelodie der Lieder ist eine seit über 100 Jahren überlieferte Melodie. In diesem Jahr besangen die Herren zum Beispiel eine Frau, die anstatt der Bankomatkarte die E‑Card zur Geldbehebung verwendete. Außerdem wurde eine Zahnarztfahrt nach Tschechien vertont, oder auch ein abgängiger Kleinbus besungen.
Insgesamt wurden sechs solcher Missgeschicke in Erfahrung gebracht und in einer Mordsgschicht verarbeitet.
Das letzte Lied hob sich wieder von den anderen Mordsgschichten ab. Anstatt der traditionellen Melodie wird hier immer auf eine Schlagermelodie zurückgegriffen. In diesem Jahr wurde „Der Jodelautomat“ in „The Corner Colony – die Ecksiedlung“ umgedichtet. Hier wurde ein junges Paar besungen, das zu Verwandten zog und dort das Bett “testete”. Die Geräusche weckten die Großmutter, die einen Einbrecher vermutete…
Alle acht Stationen waren bestens besucht. Bereits im Vorfeld war ein Großteil der Tische reserviert worden. Das diesjährige Prinzenpaar samt Faschingsgilde und Garde kam auch zur Mordsgschicht und lauschte gespannt den Geschichten. Für dieTraunkirchnerinnen und Traunkirchner ist die Traunkirchner Mordsgschicht am Faschingsonntag ein fixer Bestandteil im Jahreskreis.
Hier erfährt man Neuigkeiten und kann den Fasching in seiner ursprünglichen, seit über 100 Jahren zelebrierten Form, genießen. (Foto: Klemens Fellner)