Die Wick Fenster & Sonnenschutz GmbH hat Insolvenz beantragt. 314 Dienstnehmer und 360 Gläubiger sollen betroffen sein. Als Gründe nennt der Betrieb den Preiskampf mit (Billig-)Anbietern aus Osteuropa und einen kürzlich erfolgten innerbetrieblicher „Spaltungsprozess“. Laut KSV handelt es sich um das bislang größte Insolvenzverfahren des Jahres 2020 in Oberösterreich. Zuletzt hat die Hausbank die gesamte Geschäftsverbindung gekündigt. Es wird versucht, einen Investor zu finden und das Unternehmen fortzuführen.
Das oberösterreichische Traditionsunternehmen produziert als Vollsortiment-Anbieter Fenster und Haustüren aus Kunststoff, Kunststoff-Alu, Holz und Holz-Alu. Fenster und Haustüren werden unter der Vertriebsschiene „Wicknorm“ verkauft. Es werden ferner Sonnenschutzinstallationen produziert und unter der Vertriebsschiene „Kosmos“ vertrieben.
Das schuldnerische Unternehmen wurde mit Errichtungserklärung vom 13.12.2018 gegründet. Mit Spaltungs- und Übernahmevertrag vom 25.04.2019 hat die Schuldnerin den gesamten operativen Betrieb der ehemaligen Josef Wick & Söhne GmbH & Co KG aufgenommen. Hintergrund dieser Spaltung seien seit Längerem bestehende Meinungsunterschiede zur Strategie und zukünftigen Ausrichtung zwischen den ehemaligen jeweils 50%-Gesellschaftern der Josef Wick & Söhne GmbH & Co KG, Manfred Wick und dessen Bruder Hermann Wick gewesen.
Das Unternehmen hat zwar seinen Sitz in 4655 Vorchdorf, Feldhamer Straße 2, befindet sich jedoch an dieser Adresse nur die Produktion, während die Verwaltung und Geschäftsleitung am Betriebsstandort in 4020 Linz, Wiener Straße 125 stattfinden. Die täglich faktische Leitung des Unternehmens erfolgt im Sprengel des Landesgerichtes Linz und wurde der Antrag auf Insolvenzeröffnung daher bei diesem Gericht eingebracht.
Preiskampf mit (Billig-)Anbieter & „Spaltungsprozess“ als Ursachen
Zu den Ursachen der Insolvenz wird im Antrag auf Insolvenzeröffnung ausgeführt, dass sich einerseits der Preiskampf in der Fenster- und Sonnenschutzbranche in den letzten Jahren maßgeblich verschärft habe. Insbesondere aus Osteuropa seien neue (Billig-)Anbieter auf den Markt gedrängt, wodurch erzielbare Margen unter Druck geraten seien.
Ferner hätten Meinungsverschiedenheiten zwischen den damaligen Hälfteeigentümern, den Brüdern Manfred und Hermann Wick zu einem „Spaltungsprozess“ des Unternehmens geführt. Letztlich insolvenzauslösend sei der Umstand gewesen, dass die Hausbank die gesamte Geschäftsverbindung mit Schreiben vom 20.02.2020 gekündigt habe.
Passiva: über 10 Millionen Euro
Zu den Aktiva und Passiva des Unternehmens wird im Antrag auf Insolvenzeröffnung ausgeführt, dass die Erstellung eines Status bislang noch nicht abgeschlossen sei und noch nachgereicht werden wird. Die aktuellen Bankverbindlichkeiten werden mit rund 5,87 Millionen Euro, ausgenutzte Aval-Rahmen mit rund 2,36 Millionen Euro, Lieferantenverbindlichkeiten mit rund 1,5 Millionen Euro und Verbindlichkeiten bei der öffentlichen Hand mit rund 0,8 Millionen Euro angegeben. Die bislang bezifferten Passiva belaufen sich ausgehend von diesen Angaben auf rund 10,5 Millionen Euro.
Investor gesucht — Fortführung geplant
Schuldenabbau und die Neuaufstellung der Finanzierung des Schuldnerunternehmens sollen den Eigenangaben im Antrag auf Insolvenzeröffnung zu Folge nunmehr im Zuge von Restrukturierungsmaßnahmen im gegenständlichen Insolvenzverfahren bewerkstelligt werden. Angedacht sei eine übertragende Sanierung des Unternehmens bzw. einzelner Bereiche auf einen neuen Unternehmensträger eines Investors und die Verwendung der dafür fließenden Mittel zur Finanzierung eines Sanierungsplanes.
Der zugleich mit dem Antrag auf Insolvenzeröffnung unterbreitete Sanierungsplanvorschlag sieht eine Sanierungsplanquote von 20 %, zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplanes vor.
Größtes Insolvenzverfahren des Jahres 2020 in Oberösterreich
Laut Auswertung des KSV1870 handelt es sich bei der gegenständlichen Insolvenz jedenfalls um das bislang größte Insolvenzverfahren des Jahres 2020 in Oberösterreich, gefolgt von der TK Maschinenbau GmbH, 4621 Sipbachzell mit Passiva in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro und der ebner tec gmbh, 4493 Wolfern mit Passiva in Höhe von rund 2,1 Millionen Euro. Die Angaben des schuldnerischen Unternehmens konnten in der kurzen Zeit vom KSV1870 noch nicht ausreichend überprüft werden.
Wirtschafts-Landesrat Achleitner sichert Beschäftigten Unterstützung zu
Volle Unterstützung des Landes OÖ bietet Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner den Beschäftigten des Fensterherstellers an: „Es ist zu hoffen, dass die angestrebte Fortführung der Unternehmen durch den Einstieg eines Investors gelingt. Sollte das aber nicht möglich sein, dann werden allen betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedenste Unterstützungsmaßnahmen seitens des Landes OÖ angeboten“, kündigt Wirtschafts-Landesrat Achleitner an. Von der Insolvenz betroffen sind 314 Beschäftigte.
„Für alle Beschäftigten, die im Bedarfsfall Unterstützung brauchen, stehen verschiedenste Instrumente wie Stiftungen, die Arbeitsplatznahe Qualifizierung und weitere Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen des Paktes für Arbeit und Qualifizierung zur Verfügung“, unterstreicht LR Achleitner. Nun müsse aber einmal der Ausgang des Sanierungsverfahrens abgewartet werden.
Arbeiterkammer rät Arbeitsverhältnis nicht vorzeitig zu beenden
Die AK warnt alle Beschäftigten davor, das Arbeitsverhältnis vorzeitig zu beenden, um keine Ansprüche zu verlieren. „Bevor jemand diesen Schritt setzt, sollte er oder sie sich unbedingt von unseren Expertinnen und Experten beraten lassen“, so AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Arbeiterkammer berät kostenlos
Obwohl die Februar-Löhne und ‑Gehälter der Betroffenen noch nicht fällig sind, arbeiten die AK-Experten/-innen bereits daran, dass die Beschäftigten möglichst schnell diese und die aliquoten Sonderzahlungen (Weihnachts- und Urlaubsgeld) ab 1.1.2020 bekommen. Alle offenen Ansprüche werden bei Gericht und beim Insolvenz-Entgelt-Fonds schnellst möglich angemeldet. Die Vertretung ist für die Betroffenen kostenlos. Wann die Arbeitnehmer mit der Zahlung durch den Insolvenz-Entgelt-Fonds rechnen können, lässt sich derzeit nicht abschätzen. „Wir werden jedenfalls alles daran setzen, dass die Beschäftigten schnell zu ihrem Geld kommen“, so Kalliauer.
Quelle: KSV, Land OÖ & AK
Welche Billig-Anbieter aus Osteuropa sollen das sein? Kann man da ein paar Namen nennen? Ach und den Spaltungsprozess glaube ich sofort.