Bachelorette in Yoga Therapie – Eine Gmundner Studentin geht ihren Weg
„Was machst du nach der Matura?“, „Du wirst doch bestimmt studieren, oder?“, „Ziehst du nach Wien oder Linz?“ “Standard Fragen“, die so viele von uns Jugendlichen sehr gut kennen…. „Ja. Ich ziehe nach Wien und werde an der Haupt-Uni studieren…“ meine damalige Antwort. Aber dann ist alles anders gekommen. Jetzt sitze ich hier in Indien, in meinem Campus bzw Ashram wo ich den Bachelor in Yoga Therapie mache und schmunzle über die damaligen Pläne.

Nachdem ich mit 18 Jahren, direkt nach der Matura alleine auf Weltreise gezogen bin, hat sich diese Mainstream Schiene der Zukunftsplanung für mich als nicht mehr stimmig angefühlt. Nach einem zweimonatigen Aufenthalt in Indien, wo ich unter anderem eine Yoga-Lehrerinnen Ausbildung gemacht hatte, ist mir klar geworden, dass es mein Herz ganz wo anders hinzieht. Somit habe ich jegliche Pläne losgelassen und bin innerhalb von einem Monat nach Indien gezogen, um den Bachelor in Yoga Therapie zu machen. Mit jungen 19 Jahren. Und obwohl ich genau hierher gehöre — das ganz klar spüre, dass ich hier meinen Herzensweg gehe, ‑wäre es gelogen, zu behaupten, dass es ein leichter Weg (gewesen) ist. Es fühlt sich nicht nur so an, als würde ich hier auf einer anderen Welt leben, sondern es ist tatsächlich alles anders. Sogar die Toilette.

Ich habe mich durch Situationen gekämpft, mir so einiges erarbeitet, aufgebaut und mich intensiv und konstant versucht (auch jetzt noch) anzupassen, sowie so einiges einfach zu akzeptieren. Als ich angekommen bin, habe ich hier nicht einmal eine Matratze gehabt. Im Laufe der Zeit sind Läuse, Trinkwasserprobleme, Ausreiseschwierigkeiten aufgetaucht.
Sprachbarrieren, Heimweh, kulturelle Missverständnisse, … Die Liste ist lang. Sehr lang. Nein, einfach ist mein ausgewählter Weg auf keinen Fall. Aber das Beste, das ich meiner Ansicht nach jemals für mich entschieden habe. Das Studium entspricht mir so sehr, dass ich sogar in Kauf nehme, dass der Bachelor in Yoga Therapie in Österreich nicht offiziell anerkannt wird. Auch wenn es nicht immer der bequemste Weg ist dem Herzen zu folgen, ist es so erfüllend, dass auf jeden Fall genug Kraft vorhanden ist. Deshalb wünsche ich uns allen mehr und mehr auf die eigene Intuition zu hören.

Ich studiere nicht nur aus Büchern. Ich lebe mein Studium. Hier legen sie einen sehr großen Wert auf praktische Erfahrung. Es geht nicht nur darum, eine gewisse Anzahl an Vorlesungen zu besuchen und sobald man den Hörsaal verlässt, zu tun was man/frau will. Es ist essentiell den Inhalt zu er/leben und umzusetzen. Wir essen dementsprechend. Wir haben einen angepassten Tagesplan. Wir wachen um 4:30 auf, um unsere yogische Praxis vor Sonnenaufgang durchzuführen. Wir haben jeden Tag Versammlungen, um gemeinsam zu meditieren, zu singen und Gemeinschaft zu leben. Wir sind meistens von vor Sonnenaufgang bis etwa sieben Uhr abends eingeteilt. Ich gehe durchschnittlich um halb neun oder neun Uhr schlafen. Es läuft hier sehr strikt ab. Der Campus ist ein eingegrenzter Bereich, ohne schriftlicher Beantragung dürfen wir ihn nicht verlassen. Momentan spielt sich unser Leben voll und ganz hier an diesem Ort ab. Alles was wir lernen, sollen wir verkörpern. So wie es doch eigentlich sein sollte, oder?
In einem Artikel zusammenzufassen, was ich hier mache und lebe ist nicht möglich. Aber ich möchte hiermit ein Zeichen setzen, dass es nicht nur diese eingegrenzte Blase an Möglichkeiten gibt. Besonders heutzutage stehen uns so viele Türen offen. Es ist an der Zeit, dass jede/r sich selbst fragt, wo es eine/n hinzieht. Was ist es, wofuer du brennst? Was stellst du dir vor, wenn du an deinen großen Traum denkst? Ich lebe meinen Traum. Ich bin genau dort, wo ich gerade sein soll. Und ich wünsche jedem einzelnen Menschen von Herzen, dass er/sie den eigenen Weg sucht, anbahnt und geht!
Text: Alena Bitterlich / Fotos: privat