Der Gmundner Gemeinderat hat sich im Dezember auf Empfehlung des Ausschusses für Energie- und Nachhaltigkeit einstimmig dafür ausgesprochen, dass die Stadtgemeinde in Sachen Energiegemeinschaft Pionierarbeit leisten soll. Gmunden soll die Keimzelle einer Erneuerbaren-Energiegemeinschaft werden. In Zusammenarbeit mit der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Traunstein fand daher eine Beteiligung an einer Ausschreibung des Klima- und Energiefonds statt, im Zuge derer für Pilotprojekte Fördermittel für die Vorbereitungs- und Aufbauarbeiten an für Energiegemeinschaften vergeben wurden. Als erste Interessenten an einer solchen Energiegemeinschaft haben bereits das TechnoZ, die Wirtschaftsinitiative Gmunden und der Familieneinkaufspark SEP eine Unterstützungsbekundung für das Projekt abgegeben.
Ende 2021 erhielt die KEM Traunstein von der Jury des Klima- und Energiefonds grünes Licht, Geld und den Auftrag zur Vorbereitung der Gründung. Die Projektabwicklung erfolgt durch KEM Traunstein-Projektmanager Ing. Christian Hummelbrunner. Die Stadtgemeinde wirkt im Projekt aktiv mit. So konnten die Arbeiten bereits begonnen werden.
Projektbeschreibung:
In der Stadtregion Gmunden soll eine regionalen Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (NE 5, 6 und 7) geschaffen werden. Dadurch soll es zu einer deutlichen Steigerung des Ausbaus erneuerbarer Energie kommen, insbesondere von Photovoltaik (PV). Die Teilnahme an der Energiegemeinschaft soll sowohl für privaten Personen als auch Unternehmen möglich sein. Angestrebt wird eine hohe Eigenverbrauchsrate der Gemeinschaft, also maximaler Nutzen für die Teilnehmenden. Die Einbeziehung von Elektromobilität (Sektorkoppelung) soll diesbezüglich positiv wirken. Die gesteigerte Nachfrage nach Strom in der Energiegemeinschaft – durch die Gewinnung von mehr TeilnehmerInnen und durch das Einbeziehen der Elektromobilität — wird wiederum durch einen zusätzlichen Ausbau von erneuerbarer Stromgewinnung gedeckt.
Voraussetzungen werden jetzt geschaffen
Als erstes geht es darum die technischen und die rechtlich-wirtschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen: Hardware zu installieren, Verträge, Abrechnungsmodalitäten und Unterstützung für einkommensschwache Haushalte festzulegen.
Information und Beteiligung
Enorm wichtig ist die regelmäßige Information der GmundnerInnen. So sollen Geschäftsbetriebe, Gastronomie- und Tourismusbetriebe, andere KMUs, Landwirtschaften oder Privatpersonen angesprochen und für eine stetige Erweiterung der EEG gewonnen werden. Die Stadtgemeinde versteht regionale und klimaschonende Energieproduktion und ‑verwertung als wesentlichen Faktor für einen attraktiven Standort und sieht darin auch soziale Vorteile. Sie können als Bestandteil von kommunaler Nahversorgung steigende Energiepreise abfedern.Die Stadtgemeinde wird ihr vorhandenes Photovoltaikpotential möglichst umfassend erschließen und in die Gemeinschaft einbringen. Die Arbeiten an der Ausschöpfung der gemeindeeigenen Möglichkeiten haben bereits begonnen. Auch Private, Vereine und KMUs können und sollen sich mit eigener Energiegewinnung, oder auch als reine Verbraucher anschließen. Interessenten können bereits jetzt eine Email an eeg-gmunden@kem-traunsteinregion.at richten. Sie werden dann regelmäßig über den Projektstand informiert und zum gegebenen Zeitpunkt zu einer Teilnahme an der Energiegemeinschaft Gmunden eingeladen.

Christian Hummelbrunner und Bürgermeister Stefan Krapf mit einem PV-Modul. Sonnenstrom soll und wird die EEG
Gmunden auf dem Weg zur Energiewende weit voran bringen.
Foto: Stadtgemeinde Gmunden
Was ist eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft?
Einfach gesagt, ist eine Energiegemeinschaft der Zusammenschluss von mindestens zwei Teilnehmern zur gemeinsamen Produktion und Verwertung von Energie. Rechtliche Grundlage bildet das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket (EAGPaket), welches im Juli 2021 im Nationalrat beschlossen wurde. Ziel dieser Gesetze ist, die Stromversorgung des Landes bis 2030 auf 100 Prozent Strom (bilanziell) aus erneuerbaren Energieträgern umzustellen und bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen. Mit dem EAG werden wichtige Vorgaben aus dem „Clean Energy for all Europeans Package“ (CEP) der Europäischen Union in Österreich umgesetzt. Die Möglichkeit in Zukunft Energiegemeinschaften zu gründen, ist ein Teil davon.
Schon mit der „kleinen Ökostrom-Novelle 2017“ wurde in Österreich die Möglichkeit geschaffen, dass mehrere Personen auf einem Grundstück gemeinschaftlich Strom produzieren und verwerten (Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen) Das Modell der Energiegemeinschaften reicht aber deutlich weiter. Mit den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen wird es erstmals möglich, dass sich Personen zusammenschließen und über Grundstücksgrenzen hinweg Energie
o produzieren,
o speichern,
o verbrauchen,
o und verkaufen.
Dem Gesetz nach liegt der Zweck von Energiegemeinschaften im Nutzen für das Gemeinwesen. Energiegemeinschaften sollen ihren Mitgliedern und den Gebieten, in denen sie tätig sind, ökologische, wirtschaftliche und sozialgemeinschaftliche Vorteile bringen.
Ökologische Vorteile
Die Energiegemeinschaft kann aktiv die Energiewende unterstützen. Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften sorgen füreine lokale Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen, die im unmittelbaren Umfeld verbraucht werden kann. Lange Übertragungswege von konventionell erzeugter Energie können somit vermieden werden. Zusätzlich wird ein neues Bewusstsein geschaffen– Woher kommt mein Strom und wie wird er produziert?
Sozialgemeinschaftliche Vorteile
Durch Energiegemeinschaften wird das Bewusstsein im Themenbereich Klima und Energie gestärkt und der Wert einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung in der Bevölkerung verankert. Durch die vielfältigen Möglichkeiten der Beteiligung von Gemeinden, öffentlichen Einrichtungen, KMUs und Privatpersonen werden der Austausch untereinander und der sozialgemeinschaftliche Zusammenhalt gestärkt.Über die Stromerzeugung hinaus können weitere Gemeinschaftsaktivitäten ins Leben gerufen werden, die von SharingKonzepten für Mobilität bis hin zu Initiativen reichen, die der Energiearmut einzelner Mitglieder entgegenwirken.
Sektorenkopplung und Notstromversorgung
In Bezug auf Energiegemeinschaften kann die Sektorenkopplung, welche die Verbindung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität ermöglicht, neu gedacht werden. Zum Beispiel kann die Verwendung eines Quartierspeichers innerhalb einer Energiegemeinschaft dazu beitragen, dass der Selbstversorgungsgrad deutlich erhöht wird und E‑Autos zeitversetzt mit dem eigenerzeugten Strom geladen werden können. Dadurch tragen erneuerbare Energieträger noch stärker zur Dekarbonisierung in den einzelnen Sektoren bei, und die Etablierung neuer Nutzungsmodelle wird
vorangetrieben.Darüber hinaus bieten Batteriespeichersysteme die Möglichkeit, im Falle eines Blackouts beispielsweise die Veranstaltungshallen von Gemeinden oder das Vereinshaus zu einer Notfall-Strominsel aufzuwerten.
Gemeinden als Initiatoren
Für den EEG-Ausbau braucht es die Gemeinden als Schnittstellen ganz dringend. Ihre wichtigste Rolle ist die Vernetzung der lokalen Bevölkerung und der Unternehmen. Durch die Bereitstellung von Gemeindeflächen für den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern leisten sie Pionierarbeit und mit ihrem umfangreichen Know-how sind sie wesentlicher Ansprechpartner in organisatorischen Fragen.
Bürgermeister Stefan Krapf: „Ich denke, dass Nachbarn ihre Gespräche bald nicht mehr mit dem Satz beginnen werden: ‚Bist‘ schon g’impft?‘, sondern mit ‚Bist schon bei der EEG?‘