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Maximilian Fürtbauer: “Ein Stück Heimat geht verloren”

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UPDATE: Die Diö­ze­se Linz hat der Redak­ti­on fol­gen­de Zei­len als Reak­ti­on auf den Leser­brief von Herrn Fürt­bau­er (sie­he wei­ter unten) zukom­men lassen…

Leser­brief der Diö­ze­se Linz, vom 01.07.2022

In sei­nem Leser­brief zur Erneue­rung des Turm­helms der Pfarr­kir­che Lin­dach schreibt Herr Fürt­bau­er über eine aus sei­ner Sicht nicht ord­nungs­ge­mäß abge­lau­fe­ne Auf­trags­ver­ga­be sowie über den Erhalt der Pati­na des Turm­helms im Sin­ne des Denk­mal­schut­zes. Dazu möch­ten wir festhalten:

Die Ein­ho­lung der Ange­bo­te und die Auf­trags­ver­ga­be erfolg­te nach den diö­ze­sa­nen Aus­schrei­bungs- und Ver­ga­be-Kri­te­ri­en, die stan­dard­mä­ßig und lau­fend im Rah­men von kirch­li­chen Bau­pro­jek­ten ange­wen­det wer­den. Im Rah­men der Aus­schrei­bung wur­den fünf Bie­ter zur Ange­bots­ab­ga­be ein­ge­la­den. Letzt­end­lich wur­den mit zwei Bie­tern Ver­ga­be­ge­sprä­che geführt, von denen der Best­bie­ter den Zuschlag erhielt. Herrn Fürt­bau­er kam als Anbie­ter eines im Ort ansäs­si­gen Unter­neh­mens beson­de­re Auf­merk­sam­keit zu, doch sein Ange­bot hat schluss­end­lich den finan­zi­el­len Kri­te­ri­en nicht entsprochen.

Das Sanie­rungs­pro­jekt ist auf­grund des schlech­ten Zustan­des des Turm­helms drin­gend not­wen­dig. Die Pro­jek­t­um­set­zung erfolgt in enger Abstim­mung mit dem Bun­des­denk­mal­amt. Im Vor­der­grund steht dabei die Sicher­heit und nicht der Erhalt der Pati­na, daher wur­de das Pro­jekt vom Bun­des­denk­mal­amt geneh­migt und erhält auch eine Förderung.

Wir bedau­ern Herrn Fürt­bau­ers Unmut, ver­wei­sen aber auf den kor­rek­ten Ablauf des Pro­jekts, in des­sen Rah­men zahl­rei­che Gesprä­che u. a. auch mit Herrn Fürt­bau­er geführt wurden.

 

Leser­brief MMMst. Ing. Maxi­mi­li­an Fürt­bau­er, vom 27.6.2022

Der grün pati­nier­te Zwie­bel­turm der Pfarr­kir­che Lin­dach weist aus allen Him­mels­rich­tun­gen den Weg in unse­re his­to­ri­sche Ort­schaft. Bereits von wei­ten kann man die­ses ein­ma­li­ge, unwie­der­bring­li­che Kul­tur­denk­mal erken­nen, und es prägt seit jeher das Orts­bild unse­res Heimatortes.

Ich bin als direk­ter Nach­bar mit „unse­rem Turm“, mit Blick auf ihn durch das Wohn­zim­mer­fens­ter und auch aus mei­ner Werk­statt, auf­ge­wach­sen. Bei der Tau­fe, als Minis­trant, in der Jung­schar und dann Tag für Tag mei­nes Lebens – ich wur­de von ihm begleitet.

Credit: Max Fürtbauer

Sehr kurz­fris­tig und mit wenig Zeit für eine inten­si­ve­re Pla­nun­gen wur­de unser Betrieb über eine bevor­ste­hen­de „Sanie­rung“ die­ses Bau­werks infor­miert. Den­noch ent­war­fen inner­halb nur weni­ger Tage ein Part­ner­be­trieb aus dem Nach­bar­ort den ange­dach­ten Holz­bau und die Speng­ler unse­res Betriebs mit Elan und Begeis­te­rung die nöti­gen Ver­ble­chun­gen, um so schluss­end­lich ein fair kal­ku­lier­tes Ange­bot legen zu können.

Kurz nach unse­rer Ein­rei­chung kam aller­dings die Ernüch­te­rung. Unser Ange­bot sei, so die Aus­sa­ge des Auf­trag­ge­bers, der Pfar­re Lin­dach, kei­nes­falls kon­kur­renz­fä­hig. Mit­be­wer­ber aus ande­ren Bun­des­län­dern hät­ten völ­lig ande­re, wesent­lich güns­ti­ge­re, „wirt­schaft­li­che­re“ Ange­bo­te als wir. Auf unse­re Bit­te um mehr Infor­ma­ti­on, wel­che Sanie­rungs­vor­schlä­ge denn genau ange­bo­ten wor­den sei­en, wur­de nicht ein­ge­gan­gen. So prüf­ten wir mit befreun­de­ten Fach­kol­le­gen aus Wien, Deutsch­land und auch Aus­tra­li­en unse­re Kal­ku­la­ti­on noch­mals Punkt für Punkt, und auch die­se Exper­ten kamen zum Schluss, es hät­te alles gestimmt.

Credit: Max Fürtbauer

Gesprä­che mit Pfarr­ge­mein­de­rä­ten und dem ansäs­si­gen Pfar­rer waren ver­ge­bens. Dann herrsch­te Funk­stil­le, Tage, Wochen, Mona­te ver­gin­gen. Plötz­lich, am Mon­tag­mor­gen steht ein Fach­kol­le­ge aus einem 286km ent­fern­ten Betrieb vor unse­rem Werk­ge­län­de bzw. an der Kir­che und begann mit den „Sanie­rungs­ar­bei­ten“. „Fahr nicht fort, kauf im Ort“ – offen­bar ein schö­ner Satz für die Sonn­tags­pre­digt, der am Werk­tag ohne Bedeu­tung ist.

Mei­ne Ent­täu­schung ist groß, nicht nur auf­grund der emo­tio­na­len Ebe­ne, nicht für mei­nen Hei­mat­ort best­mög­lich arbei­ten zu kön­nen, son­dern auch fach­lich, näm­lich wegen des viel beschwo­re­nen Denk­mal­schut­zes! Denn die Erhal­tung einer alten Pati­na steht bei unse­ren Pro­jek­ten, stets im Fokus und ist ein zen­tra­les Anlie­gen unse­rer Arbeit.

So wird also die mar­kan­te, grü­ne Pati­na unse­res alten Tur­mes ver­schwin­den und für die nächs­ten Genera­tio­nen nicht wie­der kom­men. Denn dafür ist die Lin­dacher Luft zu sau­ber, viel­leicht sau­be­rer, als so man­che der geleg­ten Angebote. 

Es geht mir nicht nur der Glau­be an die Ver­tre­ter der Katho­li­schen Kir­che ver­lo­ren, son­dern uns allen ein Stück Hei­mat und Dorfgeschichte.”

MMMst. Ing. Maxi­mi­li­an Fürtbauer
Dachdecker‑,Spengler- und Zimmermeister

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9 Kommentare

  1. Max Fürtbauer am

    Um even­tu­el­le Miss­ver­ständ­nis­se zu klä­ren, möch­te ich die Fak­ten­la­ge zusam­men­fas­send festhalten:

    Die erwähn­ten Gesprä­che mit Ent­schei­dungs­trä­gern sei­tens der Diö­ze­se oder auch der Pfar­re Lin­dach hat es so in die­ser Form nie gege­ben. Es wur­den rei­ne Infor­ma­ti­ons­ge­sprä­che mit Mit­glie­dern der Pfar­re / des Pfarr­ge­mein­de­rats sowie dem Pfar­rer geführt, wel­che jedoch nicht klä­rend waren, son­dern lei­der zu Des­in­for­ma­ti­on führten.
    Ein bau­üb­li­ches Ver­ga­be­ge­spräch mit dem Auf­trag­ge­ber (Pfar­re Lin­dach) gab es nie, zumin­dest nicht mit uns. Daher liegt bei uns auch kein (lt. DVO Bau vor­ge­schrie­be­nes) Pro­to­koll bezüg­lich eines Preis­ge­sprächs auf.

    Wor­in die „beson­de­re Auf­merk­sam­keit“ bestand, ist uns nicht klar. Nicht ein­mal das Holz­bau­un­ter­neh­men, das im Vor­jahr den Dach­stuhl erfolg­reich saniert hat­te, wuss­te von der Aus­schrei­bung bzw. von der bevor­ste­hen­den Kirchturmsanierung.
    Bis dato ist uns nicht bekannt, war­um und unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen das Pro­jekt an den Kol­le­gen aus Tirol ver­ge­ben wur­de. Wei­ters gilt fest­zu­hal­ten, dass die Ver­ga­be nicht der eige­nen Durch­füh­rungs­ver­ord­nung für das diö­ze­sa­ne Bau­we­sen (DVO Bau: https://www.dioezese-linz.at/institution/8015/downlaods/article/1499.html) ent­spricht. Laut Punkt 4.4 „Aus­schrei­bun­gen“ sind ethi­sche und öko­lo­gi­sche Grund­sät­ze hier mit­ein­zu­be­zie­hen. 286km Ent­fer­nung des aus­füh­ren­den Kol­le­gen als ein­fa­che Fahrt­stre­cke spre­chen somit für sich.

    Eine not­wen­di­ge Sanie­rung des Tur­mes steht außer Frage.
    Ob der Total­ab­riss und die voll­kom­me­ne Zer­stö­rung der Ein­de­ckung wie auch der Holz­kon­struk­ti­on und die Ver­ar­bei­tung die­ser zu Brenn­holz erfor­der­lich waren, ist mehr als frag­lich. Ins­be­son­ders auch des­halb, da dies, nach unse­rer Infor­ma­ti­on, ledig­lich das nun aus­füh­ren­de Unter­neh­men attes­tiert hat! Die bereits neu auf­ge­bau­te Holz­kon­struk­ti­on ent­spricht nicht dem Bescheid des Bun­des­denk­mal­am­tes und somit wur­de ein wei­te­res Mal die Bau­ord­nung der Diö­ze­se Linz (Punkt 3 Qua­li­täts­si­che­rung) nicht eingehalten.

    Fakt ist fer­ner, dass eine ord­nungs­ge­mä­ße, im Sin­ne des Denk­mal­schut­zes fach­ge­rech­te Sanie­rung mög­lich gewe­sen wäre und die his­to­ri­sche Sub­stanz erhal­ten hät­te wer­den kön­nen, wel­ches auch mein Ziel gewe­sen wäre. Dies ist auch die Mei­nung renom­mier­ter Fach­kol­le­gen aus ganz Europa. 

    Fest­zu­hal­ten ist, dass die aktu­el­len Arbei­ten weder der Aus­schrei­bung ent­spre­chen und somit der „Preis­ver­gleich“ hin­fäl­lig ist, noch die neu errich­te­te Holz­kon­struk­ti­on mit dem Bescheid des Bun­des­denk­mal­amt kon­form geht.
    Die Pati­na hät­te sehr wohl erhal­ten bzw. ord­nungs­ge­mäß rekon­stru­iert wer­den kön­nen. Es ist abso­lut ent­täu­schend, dass ein Kul­tur­denk­mal, ohne ernst­haft nach Alter­na­ti­ven zu suchen, nun abge­ris­sen und somit für unse­re Nach­kom­men unwie­der­bring­lich zer­stört wurde.

    • der auf­trag wur­de aus nicht bekann­ten grün­den (offen­sicht­lich dif­fe­ren­zen wenn man nicht bereit ist über den inhalt des ange­bo­tes zu dis­ku­tie­ren, preis ist das eine, leis­tungs­be­schrei­bung das ande­re…) einer ande­ren fir­ma ver­ge­ben. trau­rig aber ist nun­mal so.
      auf­ste­hen, kro­ne rich­ten und wei­ter schaffen…

    • Sehr geehr­ter Herr Fürt­bau­er, sie jam­mern hier auf einer sehr erho­be­nen Ebene,
      ist knapp ein Jahr her, eine Anfra­ge um eine Alu­fas­sa­de, so in etwa 30.000 kam wochen­lang nichts und danach auch nichts mehr, inzwi­schen habe ich die Fas­sa­de und eines sage ich nun ganz ehr­lich, regio­nal kauf ich nix mehr, wirst nur beschissen

  2. und 2009 kos­ten­los mit unse­rem LKW-Kran und Mit­ar­bei­ter, das Kreuz run­ter und nach dem ver­gol­den wie­der rauf­ge­ge­ben! “Vergelts‘Gott!”

  3. wenn jeder so heu­len wür­de weil er einen auf­trag ver­lo­ren hat.…

      • mög­lich. ich inter­pre­tie­re es so:
        der auf­trag­ge­ber woll­te die­se fir­ma nicht mehr beauftragen.
        aus­schrei­bung wur­de vom brief schrei­ber gele­sen und dar­auf­hin ange­bo­ten. jemand aus 300km erfüllt die aus­schrei­bung nicht und ist des­halb bil­li­ger. ein gespräch zwi­schen dem brief­schrei­ber und dem auf­trag­ge­ber kam nicht zustan­de weil der auf­trag­ge­ber kein inter­es­se dar­an hat­te mit dem brief­schrei­ber das ange­bot durchzusprechen.

  4. Vor eini­ger Zeit haben wir noch kos­ten­los das Dach für Innen­ar­bei­ten am Dach­stuhl auf- und nach­her wie­der zugedeckt.
    Tja, und jetzt bin ich der Kir­che ausgetreten!

    • Recht haben Sie, wär auch aus­ge­tre­ten (wenn ich noch dabei wäre in die­sem Verein).