Auf Einladung der Bibliothek Bad Ischl und des ökumenischen Fachteams Schöpfungsverantwortungreferierte Klimaforscher Thomas Brudermann über die “Kunst der Ausrede”, wenn es um klimafreundliches Verhalten geht. Pointiert und aufschlussreich führte er psychologische Mechanismen vor Augen, die unser Denken und Verhalten steuern. Die Veranstaltung war sehr gut besucht – ein deutliches Zeichen für das Interesse von Ischlerinnen und Ischlern an konkreten Lösungen im Klimaschutz.
Die Erderhitzung mit ihren lebensgefährlichen Folgen für Mensch und Natur schreitet voran. Es ist eindeutig belegt, dass das Reduzieren von Treibhausgas-Emissionen die Klimakrise einbremsen würde. Dennoch tun wir es nicht. Warum ist das so?
Selbsttäuschung im Alltag: Das Prinzip des „moralischen Lizensierens“
Thomas Brudermann schilderte anschaulich, warum selbst viele Menschen, die sich als umweltbewusst verstehen, nicht auf klimaschädliche Gewohnheiten verzichten. Flugreisen oder Kreuzfahrten seien dafür typische Beispiele: Wir wissen um ihren großen CO₂-Fußabdruck – und tun es trotzdem.
Ein möglicher Grund: „Moralisches Lizensieren“. Wer im Alltag bewusst Plastik vermeidet, das Licht ausschaltet oder weniger Fleisch isst, fühlt sich moralisch entlastet – und erlaubt sich im Gegenzug größere Umweltsünden. Ein klassischer Fall von Selbsttäuschung!
Der Glaube an technologische Wunderlösungen
Ein weiterer Irrweg sei die Hoffnung, technologische Innovationen würden das Klimaproblem von selbst lösen. Dass manche dieser Versprechen fern jeder Realität sind, veranschaulichte Brudermann humorvoll anhand der (von einem Mineralölkonzern generierten) Idee, Flugzeugtreibstoff aus Frittieröl zu gewinnen. Ein Cartoon zeigte einen Schnitzelberg in der Höhe des Mount Everest – die erforderliche Menge, um einen einzigen Transatlantikflug zu ermöglichen.
Einfluss der fossilen Lobby
Dass sich solche Illusionen so hartnäckig halten, liegt auch an massiver Lobbyarbeit: Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft investieren jährlich Hunderte Millionen Dollar, um “Think Tanks” zu finanzieren, die die Klimakrise verharmlosen, und um politische Entscheidungen zu beeinflussen.
Resignation als Ausrede
Die Forderung zu verzichten, um den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, bewirke oft eine Abwehrhaltung. Viele Mensche resignieren angesichts der Herausforderungen, vor die uns der Klimawandel stellt: „Man kann eh nichts mehr machen.“ Brudermanns Gegenansatz lautet: den ökologischen Handabdruck vergrößern – also aktiv werden, Verbündete finden, über das eigene Engagement sprechen und gemeinsam Veränderung ermöglichen.
Regionale Lösungen im Fokus
Passend dazu waren an diesem Abend zwei regionale Initiativen mit Info-Ständen vertreten: Die Energiegemeinschaft Ischlstrom – sie fördert erneuerbare Energien, erleichtert den gemeinschaftlichen Einsatz von Solaranlagen und verteilt überschüssigen Strom innerhalb Bad Ischls.
Vorgestellt wurde auch der Biobetrieb von Nadiia und Thomas Schiller in Niederthalheim (SOLAWI Demeter-Gut Adam). Familie Schiller verkauft die Produkte aus biodynamischer Landwirtschaft zum Beispiel auf den Wochenmärkten in Gmunden und Bad Ischl. Biologischen Landwirtschaft sorgt für gesunde, widerstandsfähige Böden und gesunde, schadstofffreie Nahrungsmittel, SOLAWI arbeitet zudem nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft, der direkte Kontakt zwischen Kund:innen und Produzent:innen ermöglicht sehr hohe Verwertungsraten und Unterstützung der regionalen Wertschöpfung.
Kulturelles Rahmenprogramm sorgt für positive Resonanz
Musikalisch bereicherte Toni Burger den Abend, während die Natur-Mandala-Vernissage von Ulli Schüller stimmig die Verbindung von Natur, Kreativität und Nachhaltigkeit unterstrich. Der Abend fand viel positive Resonanz, das spricht für die Bereitschaft, notwendige Maßnahmen mitzutragen – das soll auch den politischen Akteur:innen Mut machen!












