Früh übt sich
Im Jahr 1990 hat die Lebenshilfe Oberösterreich erstmals Frühförderung und Familienbegleitung angeboten. Heute, 30 Jahre später, werden jährlich rund 160 Familien begleitet, die Wartelisten sind so lang wie nie zuvor.
„Damals gab es Frühförderung in Österreich nur in der Steiermark“, blickt Dr.in Christa Opelt-Schmetz auf die Gründungszeit in Oberösterreich zurück, die zeitgleich mit dem Diakonie Zentrum Spattstraße erfolgte. Die Bereichsleiterin Frühförderung, Kindergärten und Hort der Lebenshilfe Oberösterreich startete damals als erste Frühförderin in Oberösterreich, langsam wurde der Bereich in der Lebenshilfe ausgebaut.
Überzeugung für die Sache war von Anfang an die Antriebsfeder von Opelt-Schmetz, denn über ihre Dissertation erhielt sie Einblicke in den Bereich der Frühförderung: „Ich habe gesehen, wie wichtig es ist, Eltern frühzeitig zu unterstützen und war fasziniert von den Erfolgen“, berichtet sie. Dieses Wissen ließ sie auch so manche bürokratische Hürde überwinden, denn bei der Pionierarbeit im Aufbau der Frühförderung & Familienbegleitung und der Einführung einer verpflichtenden Ausbildung für Frühförderinnen galt es oft, Durchhaltevermögen zu beweisen.
Frühförderung & Familienbegleitung heute
Kontinuierlich stieg die Anzahl der mobilen Frühförderinnen der Lebenshilfe Oberösterreich, im Jahr 1998 nahm neben Vöcklabruck eine zweite Frühförderstelle in Kirchdorf ihren Betrieb auf, 15 ausgebildete mobile Frühförderinnen der Lebenshilfe begleiten heute im Durchschnitt 160 Kinder mit Beeinträchtigung, Verhaltensproblemen oder Entwicklungsverzögerungen und deren Familien pro Jahr.
Neben der Lebenshilfe Oberösterreich wird das Angebot in Oberösterreich auch vom Diakonie Zentrum Spattstraße, von der Miteinander GmbH und vom OÖ Hilfswerk angeboten. Trotzdem sind die Wartelisten so lang wie nie zuvor. „Familien lassen mehr Hilfe zu, das Angebot ist bekannter und wird von Kinderärzten bei der Entwicklungsüberprüfung, von Kindergärten und Therapeuten empfohlen“, erklärt Opelt-Schmetz die Gründe dafür. Eine formlose ärztliche Bestätigung über die Notwendigkeit einer Frühförderung reicht für eine Kostenübernahme vom Land OÖ aus, bei Pflegegeldbezug fallen 10 % Selbstbehalt an. Begleitet werden Kinder ab dem Säuglingsalter bis zum Schulbeginn.
Erfolge durch frühzeitige Begleitung in vertrauter Umgebung
Die ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung eines Kindes von großer Bedeutung, da die Lernbereitschaft in dieser Zeit besonders groß ist. Ein weiterer Vorteil der mobilen Frühförderung ist, dass sie direkt am Wohnort des Kindes stattfindet. In der vertrauten Umgebung und der Anwesenheit ihrer Eltern sind die Kinder oft selbstsicherer und eher bereit, sich auch schwierigeren Herausforderungen zu stellen, was sich in den Fortschritten positiv niederschlägt. Als zusätzlicher Vorteil ist die Kontinuität anzuführen. „Besonders bei Kindern mit Verhaltensproblemen hat sich die Kontinuität der Frühförderung & Familienbegleitung bewährt“, so Opelt-Schmetz.
Eine Frühfördereinheit von aktuell 105 Minuten je 2–3 Mal pro Monat besteht einerseits aus einer allgemeinen Entwicklungsförderung im Bereich der Motorik, Sprache, Wahrnehmung, Sozialverhalten und Selbstständigkeit und andererseits aus Familienbegleitungszeit, bei der Fragen von Eltern die Entwicklung ihres Kindes betreffend und mögliche Förderung im Alltag beantwortet werden. Auch für Gespräche aufgrund der oft sehr schwierigen Situation der Eltern wird sich Zeit genommen.

Foto: Lebenshilfe Oberösterreich