Das Hochwasser am 2. und 3. Juni dieses Jahres erreichte in Bad Ischl Pegelstände die im Kontext der statistischen Berechnungen ein „hunderjährliches Ereignis“ darstellen. Neben diversen örtlichen Infrastrukturschäden bewirkten diese Wassermassen teils massive Veränderungen im unmittelbaren Umfeld der Traun.
Wer die Traun regelmäßig beobachtet kann feststellen, dass vielerorts Uferböschungen abgetragen, ehemalige Schotterinseln an anderer Stelle ausgebildet und jede Menge Schwemmholz besonders in den Aubereichen angelandet wurde.
In der Kaltenbachau geht man, so wie an vielen weiteren Bereichen, wo die Traun über die Ufer getreten ist seither auf weichem, sandigem Untergrund. Ein Hochwasser dieser Dimension führt somit zu massiven Umlagerungen von Sand und Steinen, Uferabtrag und Uferneubildung, Verlust von Wasservogelbrut und –jungtieren, Verfrachtung von Fischen und die Flusssohle bewohnenden Kleinlebewesen (Fischnährtiere).
Sowohl die Tiere als auch die Pflanzen der Traun sind gut an Hochwässer angepasst – die Schäden bleiben dabei auch bei so einem heftigen Ereignis überschaubar. Der im Spätherbst 2011 fertiggestellte Nebenarm in Engleithen, der von Spaziergehern, Reitern, abenteuerlustigen Jugendlichen, Badern und tierischen Bewohnern gleichermaßen gut angenommen wurde, ist durch massive Schotteranlandungen ebenso stark von den Auswirkungen des Hochwassers betroffen.
Aktuell kann daher bei niedrigen Pegelständen der Traun kein Wasser mehr durch die neue Wildflusslandschaft fließen. Bei allen flussbaulichen Maßnahmen bedarf es einer gewissen Zeit, dass der Fluss sich den vom Menschen neu geschaffenen Gegebenheiten anpassen kann. Im Fall des Nebenarms in Engleithen wurde dieser vor rund 100 Jahren durch die Errichtung der aktuell noch vorhandenen Uferpflasterungen von der Traun abgetrennt.
In weiterer Folge tiefte sich die Flusssohle der Traun aufgrund der gestiegenen Wassergeschwindigkeit über die Jahrzehnte sukzessive ein – dies wiederum führte einerseits zum sukzessiven Verfall der errichteten Ufersicherungen sowie der schwierigen Wiederanbindung des Nebenarms, da diese wesentlich tiefer als ursprünglich erfolgen musste. Die Traun gleicht aktuell diese künstliche Eintiefung gegenüber dem ursprünglichen Niveau durch regelmäßige Schotterablagerungen im Nebenarm wieder aus – eine Herausforderung für die notwendigen konstruktiven Anpassungen.
Um das Problem in den Griff zu bekommen, wird aktuell mittels computergestützter Berechnung die Schotterfracht und ‑ablagerung im Nebenarm und in der Traun simuliert. Ziel dabei ist die beste konstruktive Änderung der Abzweigung des Nebenarms bereits im Vorfeld im Modell zu ermitteln, um einen weiteren notwendigen Eingriff in der Natur so gering und schonend wie möglich zu gestalten.
Der Nebenarm wurde mit dem Ziel des natürlichen Hochwasserschutzes und der Wiederherstellung wertvollsten Auen-Lebensraumes wieder an die Traun angebunden. Gemeinsam mit der ÖBf-AG, den aktuellen Fischereipächtern „Fliegenfischer Weidgerecht“, dem Gewässerbezirk Gmunden und der Flussraumbetreuung wird daran erneut intensiv gearbeitet, um den zurückgewonnenen Lebensraum für Mensch und Tier möglichst rasch wieder zur Verfügung zu haben. (Fotos: Leopold Feichtinger)
„Gemeinsam für mehr Sicherheit und Lebensraum“ ist das zentrale Anliegen der Flussraumbetreuung Obere Traun, einem österreichweit beispielgebenden Kooperationsprojekt zwischen dem Lebensministerium, der Länder Oberösterreich und Steiermark und der Wildbach-und Lawinenverbauung. Die nachhaltige Entwicklung der Oberen Traun und ihrer Zubringer, Einbindung der Bevölkerung und die Vernetzung der Stakeholder sind dabei die wesentlichen Themen.
Nähere Informationen dazu finden Sie unter www.flussraumbetreuung.at