Raumfahrtpioniere, KZ-Qualen und der zeitgemäße Umgang mit dem schwierigen NS-Erbe

Am 23. Mai jährt sich der 100. Geburtstag von Wernher von Braun, der zum „Vater der Mondfahrt“ wurde, nachdem er die Nazi-Vergeltungswaffe V2 in den USA weiter entwickelte. Die Triebwerke für diese Raketen waren 1944 im kleinen Brauereiort Zipf im Bezirk Vöcklabruck einsatzfähig gemacht worden. Dort steht noch die einzige, großteils erhaltene Anlage aus den Anfängen des Raketenzeitalters.

Was nicht mehr steht, ist das KZ-Nebenlager Redl-Zipf, in dem viele Häftlinge beim Bau der Bunker und Stollen ihr Leben verloren. Erstmals zeigte die Arge Schlier auch davon Fotos, Luftbilder und Grafiken aus ihrer umfangreichen Dokumentationsarbeit. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich die Erhaltung und geordnete Zugänglichmachung der Anlagen in Zipf zum Ziel gesetzt. Dr. Franz Ottinger berichtete in seinem Vortrag vom zunehmenden Verfall der Anlagen gerade in den letzten paar Jahren.

Unter den 140 Besuchern, die sich auf Einladung des Heimatvereins Frankenburg mit dem schwierigen NS-Erbe auseinander setzten, waren auch einige Zeitzeugen, darunter eine Frau, die die große Explosion am Triebwerksprüfstand vom 28. August 1944 überlebt hatte, bei der ein paar Meter vor ihr die Tochter des Raketenpioniers Hermann Oberth ums Leben kam.

Die Arge Schlier informiert: Doppelvortrag zur NS-Raketenrüstung
Den Biographen von Wernher von Braun und NASA-Chefhistoriker Dr. Michael J. Neufeld gewann die Arge Schlier für einem Vortrag am Freitag, 24. März um 19 Uhr im Gasthaus Frodlhof in Neukirchen an der Vöckla. Anschließend referiert der Historiker Dr. Rainer Fröbe über Dr. Hans Kammler, der für die Untertageverlagerung der NS-Rüstungsbetriebe verantwortlich war.

Einen Tag nach dem 100. Geburtstag von Wernher von Braun treffen sich in Neukirchen 30 namhafte Historiker und diskutieren die Bedeutung der Anlage in Zipf , die als einzige aus den Anfängen des Raketenzeitalters erhalten blieb.

Fotos (von Wilhelm Frickh): Franz Ottinger vor der Rekonstruktion des KZ-Nebenlagers Redl-Zipf. 2. Eine perfekt gefälschte Pfundnote der „Operation Bernhard“, die vermutlich auf der in Zipf gefundenen Druckmaschine gedruckt wurde.