Nico Note im Kino Ebensee — tiefsinnig, dynamische Epik in poetischer Schönheit

Das aus Rimi­ni stam­men­de Inde­pen­demt-Per­for­mance-Trio „Nico Note“ mit reich­hal­ti­gem Thea­ter-Back­ground und New-Wave-Ver­gan­gen­heit prä­sen­tier­te letz­ten Frei­tag im Eben­seer Kino den neu erschie­ne­nen und gemein­sam mit dem Mika­el Pli­ni­an kom­po­nier­ten Ton­trä­ger und emo­tio­nal caba­ret „Alpha­bet Dream“ und hüll­te das Kino­pu­bli­kum in eine bezau­bern­de, aber etwas fremd­ar­tig ent­rück­te Atmo­sphä­re voll Poe­sie und magne­ti­scher Anziehungskraft.

Die wei­ßen und roten Lam­pen auf der Kino­büh­ne allei­ne zwan­gen zur besinn­li­chen Ein­kehr und Respekt und ver­wan­del­te das Publi­kum zur sel­ben Ehr­furcht und Offen­heit und neu­gie­ri­gen Gespannt­heit, die Kin­der vor der Mär­chen­stun­de emp­fin­den, bevor die auch als DJ akti­ve und einen Apple bedie­nen­de Nico­let­ta Maga­lot­ti samt Schlag­zeu­ger Deni Mac­zi und Gitar­ris­ten und Kla­ri­net­tis­ten Alfre­do Nuti, die in trei­ben­den aber ver­hal­te­nen Blues-Arran­ge­ments mit Ein­flüs­sen aus Jazz und Klas­sik die alles über­strah­len­de und geheim­nis­voll ver­füh­ren­de Sän­ge­rin samt dem von ihr bewirk­ten elek­tro­ni­schen und epi­sche Unter­grund­ge­we­be sowie der Melo­dien­struk­tur kon­ge­ni­al ergänz­ten sowie der Per­fo­mance­kunst Dyna­mik, Span­nung und eine in sich ruhen­de erd­haf­te Kraft verliehen.

Magne­ti­sche Anzie­hung ist nur ein Wort für die ita­lie­ni­sche Sän­ge­rin, die mit ihrer wei­chen und meist abgrün­dig tie­fen sowie star­ken Stim­me mit fast unheim­li­cher Reso­nanz und domi­nan­ter Büh­nen­prä­senz die Audi­enz in ein war­mes als auch erfri­schend geist­vol­les und voll reger Vita­li­tät blü­hen­des Flui­dum voll Lebens­kraft und trieb­haf­ter Soli­di­tät hüll­te, und die Poe­sie der Dar­bie­tung beflü­gel­te das in sich ruhen­de Publi­kum, wel­ches bis zum letz­ten Ton ent­rückt und erha­ben sich durch das dem Trio eige­ne Uni­ver­sum aus Musik und Per­for­mance­kunst über­lies, geführt mit star­ker aber weich umfan­ge­ner Hand, und nach dem letz­ten Ton wie auch einem Traum erwach­te – mit pri­ckeln­dem und durch­drin­gen­den emo­tio­nell war­men Gefühls­aus­klang, der das Publi­kum bezau­ber­te als auch irri­tier­te, als hät­ten man die ange­nehm über­rasch­ten als auch per­ple­xen Anwe­sen­den für kur­ze Zeit in den Zau­ber ihrer Licht­jah­re zurück­lie­gen­den Kind­heit getaucht.

Foto: Roland Holzwarth
Text: Bern­hard Feichtinger