Den Auftakt für eine Initiative, an die große literarische Vergangenheit von Bad Ischl und auf die Anwesenheit zahlreicher bedeutender Schriftsteller in der Kulturstadt zu erinnern, machte die Enthüllung einer Gedenktafel für Karl Kraus. Kein geringerer als der Schauspieler Erwin Steinhauer enthüllte diese Tafel am ehemaligen Hotel Goldenes Kreuz am Bad Ischler Kreuzplatz.
Steinhauer gastierte am selben Tag mit “Den letzten Tagen der Menschheit” von Karl Kraus im bis auf dem letzten Platz gefüllten Lehartheater. Er erwies sich als Kenner und Verehrer von Leben und Werk des großen Satirikers: “Karl Kraus fehlt. Was würde er sagen zur Hypo Alpe Adria, was dazu, dass beim Bildungsbudget am meisten gespart wird”.
Mag. Gerhard Größwang berichtete in seiner Begrüßung über die Pläne des Ischler Heimatvereins im Rahmen eines literarischen Spaziergangs weitere Autoren, die in Bad Ischl lebten und arbeiten, Aufmerksamkeit zu geben. “Es ist an der Zeit gewesen, an Karl Kraus zu erinnern”, stellt Bürgermeister Hannes Heide fest und verwies darauf, dass Karl Kraus war von Anfang an einer der schärfsten Gegner des Krieges war. Sein Drama “Die letzten Tage der Menschheit” über die menschliche Niedertracht und Grausamkeit beschreibe den Ersten Weltkrieg am eindrucksvollsten, wie auch der britische Historik Niall Ferguson bestätigt.
Karl Kraus war über viele Jahre regelmässig in Bad Ischl. Bereits als Jugendlicher sorgte er hier mit einer Lesung von Hauptmanns “Die Weber” für Aufsehen. Als Korrespondent berichtete er aus Bad Ischl nach Wien. Zwei Szenen in “Die letzten Tage der Menschheit” spielen auf der Ischler Esplanade! Daran erinnerte der Historiker Dr. Michael Kurz, der auch feststellte: “K & K steht in Bad Ischl jetzt auch für Karl Kraus!”
Der Germanist Univ.-Prof. Dr. Mag. Herwig Gottwald vermittelte mit Aphorismen die Schärfe der Formulierungen in Kraus’ Texten und beschrieb die Bedeutung des Satirikers, Dramatikers und Herausgebers der “Fackel”.
Dank gilt auch den Bewohnerinnen und Bewohnern des ehemaligen Hotels “Goldenes Kreuz”, die der Anbringung der Tafel zustimmten, und den Initiatoren, Prof. Gottwald und dem Heimatverein für diese kulturelle Initiative.
Fotos: Lenzenweger