Gmunden darf sich glücklich schätzen, eine besonders fortschrittliche Schule der Inklusion zu beheimaten. Nun sind alle Kräfte gefragt, um dieses Vorzeigeprojekt am Leben zu erhalten.
Seit bald 30 Jahren wird in der Gmundner Nikolaus Lenau Schule erfolgreich „umgekehrte Integration“ betrieben: In der ursprünglich rein als Sonderschule geführten Institution wurden 1992 integrative Volksschulklassen etabliert, die seither Kinder ohne Behinderung genauso wie Kinder mit Beeinträchtigungen gemeinsam besuchen. „Ich stehe voll und ganz hinter dieser tollen Schule“, betont Uli Feichtinger, Bürgermeister-Kandidatin der Grünen Gmunden. „Seit drei Jahrzehnten wird hier mit hohem Engagement bereits gelebt, wovon viele reden: Kinder mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen werden gemeinsam inklusiv unterrichtet und wachsen ohne Hemmschwellen miteinander auf.“
Diese Form des Unterrichts wird unter anderem durch ein ausgeklügeltes Schulbus-System ermöglicht, das Kinder aus 12 Gemeinden des nördlichen Salzkammergutes täglich zur Schule und nach Hause bringt. Genau diese Schulbusse sind es, die nun aufgrund einer Finanzierungsänderung im Familienlastenausgleichsfonds wegzufallen drohen und damit die inklusive Schulform vor das Aus stellen: Werden mit den Schulbussen nur mehr Kinder mit Beeinträchtigung an die Nikolaus Lenau Schule gebracht, sind die integrativen Volksschulklassen nicht mehr aufrecht zu erhalten und die Schule müsste wieder zu ihrer alten Form der Sonderschule zurückkehren.
Die Gmundner Landtagsabgeordnete Johanna Bors hat umgehend den Landtagsklub informiert und vor den weitreichenden Konsequenzen gewarnt. „Nur in Oberösterreich gibt es diese innovative Form des inklusiven Unterrichts“, betont Johanna Bors. Die Schulbus-Finanzierung sei nicht zu Ende gedacht: „Diese Schule hat natürlich ein größeres Einzugsgebiet, solange Inklusion nicht flächendeckend in allen Gemeinden umgesetzt ist!“
Doch die Probleme betreffen nicht nur Familien aus umliegenden Gemeinden, auch 13 Gmundner Kinder zählen dazu. „Als Gemeinde Gmunden müssen wir die integrativen Volksschulklassen der Nikolaus Lenau Schule retten, alles andere wäre ein Skandal!“ ist Uli Feichtinger entschlossen. Sie weiß um die Vorzüge dieses Schulkonzeptes aus eigener Erfahrung: „Meine Kinder haben alle drei die Nikolaus Lenau Schule besucht. Die dort gelebte Kultur der Inklusion und des Miteinanders hat sie sehr positiv fürs Leben geprägt. Ich würde sie sofort wieder an diese wertvolle Schule schicken.“ Ihr Dank gelte dem gesamten Lehrer*innen-Team und dem Direktor für deren unermüdliches Engagement.
Foto: Leonie Stüger