„Oberösterreichs Almen sind Naturjuwele, die Jahr für Jahr Erholungssuchende aus der ganzen Welt anziehen. Die Welt ist hier gefühlt noch in Ordnung. Die Natur gibt den Takt vor, der Mensch ist lediglich Teil dieser intakten Umwelt und der atemberaubenden Landschaft. Diese Idylle darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Almbewirtschaftung mit harter beschwerlicher Arbeit verbunden ist. Indem unsere Almbäuerinnen und Almbauern alljährlich ihre Weidetiere auftreiben und die Almflächen durch Beweidung offenhalten, schaffen sie die einzigartige und ökologisch wertvolle Kulturlandschaft der Alm. Durch die Bewirtschaftung der Almwiesen und auch durch die Bewirtung von Almbesucherinnen und Almbesuchern, wird die Existenz der bergbäuerlichen Betriebe gesichert. Diese Symbiose ist wertvoll für Natur und Landwirtschaft und damit für uns als Land Oberösterreich absolut schützenswert“, so Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger

Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger am Weg auf die Schaumbergalm. Foto: Land OÖ/Ernst Grilnberger
Die Alm: Naturjuwel und Arbeitsplatz
Mit 422 Almen und insgesamt 36.500 Hektar Fläche ist Oberösterreich ein Land der Almen und Berge. Vor allem der Süden des Landes mit dem Salzkammergut und der Region des Pyhrn-Priels ist geprägt von dieser besonderen Kulturlandschaft. Für den Erhalt dieses Naturjuwels, das sich sprichwörtlich vor der Haustüre der Oberösterreicher/innen befindet, ist die Almwirtschaft unerlässlich.
„Es gilt der Grundsatz: Schützen durch nützen. Erst unsere Almbäuerinnen und Almbauern schaffen mit der Beweidung durch Nutztiere und dem Instandhalten der Almhütten, Wanderwege und Zäune diese wunderbare Kulturlandschaft. Durch die Almbewirtschaftung werden außerdem Weideflächen offengehalten, das Grünland einer Verwertung zugeführt und Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten geschaffen.“
3 Almen sind aber nicht nur Lebensraum und Arbeitsplatz, sondern auch Erholungsgebiet. Berge, Wälder, Wiesen, frische Luft, urige Hütten und herrliche Brettljausen machen die Alm für viele Urlauber/innen aus nah und fern zum optimalen Reiseziel.
„Unsere Almen sind beliebte Ausflugsziele und Erholungsgebiete. Sie sind Sinnbild für Heimat, Brauchtum und Tradition. Der Almverein und das Land Oberösterreich laden dazu ein die ‚Grünen Dächer‘ unseres Landes zu entdecken“, so Landesrätin Michaela Langer-Weninger und OÖ Alm-Obmann Johann Feßl.
„Gleichzeitig bitten wir darum Achtsamkeit und Respekt im Umgang mit Natur und Weidevieh an den Tag zu legen. Auf der Alm gibt’s zwar koa Sünd‘, aber ein paar Verhaltensregeln, die jeder kennen sollte. Diese Regeln sorgen für ein gutes Miteinander und einen für alle Seiten erfreulichen Almbesuch“, erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger und verweist auf den Folder „Miteinander auf Österreichs Almen“. Selbige Infos sind auch online auf der Website: www.sichere-almen.at zu finden.

1.R.v.l.: Johann Feßl (Obmann Almverein OÖ), Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger und Johann Kammleitner (Forstbetriebsleiter Nationalpark Kalkalpen der Österreichischen Bundesforste).
2.R.v.l.: Schaumbergalm-Obmann Hermann Steindl, LNO-Abteilungsleiter Robert Türkis, LNO-Mitarbeiter Hubert Ischlstöger und Laurenz Aschauer (Forstbetriebsleiter Steyrtal, Österreichische Bundesforste).
Foto: Land OÖ/Ernst Grilnberger
Auf der Alm gibt’s zwar koa Sünd‘, aber ein paar Verhaltensregeln, die jeder kennen sollte! LRIN MICHAELA LANGER-WENINGER
Dass die Kommunikationsoffensive zum richtigen Verhalten auf den Almen fruchtet, bestätigt Johann Feßl: „Die klare Kommunikation der wichtigsten Verhaltensregeln in den vergangenen Jahren hat wirklich zu einer Verbesserung der Lage geführt. Die Menschen sind aufmerksamer im Umgang mit den weidenden Tieren. Von unseren Almbäuerinnen und Almbauern kamen dazu viele positive Rückmeldungen. Nichtsdestotrotz möchte ich auch den heutigen Termin dafür nutzen, um auf das richtige Verhalten auf den Almen hinzuweisen. Erst wenn die Alm-Regeln so publik sind, wie etwa die Schwimmregeln, dann sind wir am Ziel.“
Der Obmann des OÖ Almvereins führt weiter aus: „Ich will aber auch die Kommunikation zwischen Almbewirtschaftern und Almbesuchern stärken: Es ist wichtig, dass Urlauber, Almwirte und ‑bauern das Gespräch suchen. So können 4 schon vorab Details zur Wanderung oder mögliche Gefahrenquellen geklärt werden. Unsere Almbäuerinnen und Almbauern wissen, wo es gefährlich sein kann, wo es gute Trittsicherheit braucht und vor allem wo ihre Weidetiere sich gerade aufhalten.“

v.l.:
Almhalter Christoph Loidl mit Sohn Jakob von der Schaumbergalm im Gespräch mit Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
Foto: Land OÖ/Ernst Grilnberger
Multitalent Alm
Almen glänzen durch ihren multifunktionalen Wert. Ihre primäre Funktion liegt grundsätzlich darin als Produktionsgrundlage zum Einkommen und damit der Existenzsicherung der heimischen bergbäuerlichen Betriebe beizutragen. „Almen werden bewirtschaftet, um Einkommen zu erzielen. Das bäuerliche Unternehmertum ist damit der Motor der Almwirtschaft. Gleichzeitig resultieren aus dieser zentralen Tätigkeit andere wichtige Funktionen für die Gesellschaft: Almen haben Schutzfunktion im Hinblick auf Naturkatastrophen, sie fördern die ökologische Vielfalt und haben als Erholungsraum und Brauchtumsplatz einen hohen soziokulturellen Wert. Diese vielfältigen Funktionen alleine rechtfertigen schon eine Förderung des Multitalents Alm. Als Landesrätin der oö. Regionen möchte ich aber auch hervorheben: Almen bringen Wertschöpfung in die Regionen. Sie ziehen Menschen und damit auch Kaufkraft an.“
Das bäuerliche Unternehmertum ist der Motor der Almwirtschaft LRIN MICHAELA LANGER-WENINGER
So investiert das Land OÖ in eine aktive Almbewirtschaftung
Das Land Oberösterreich leistet durch die Arbeit der Abteilung Ländliche Neuordnung (LNO) im Almbereich einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung einer zeitgemäßen Almbewirtschaftung auf Oberösterreichs Almen. „Die kapital- und arbeitsintensiven Leistungen der Almbewirtschafter ermöglichen den hohen Erholungswert der Almen für die Gesellschaft und vor allem auch für den Tourismus. Dieses öffentliche Gut 5 zur Freizeitnutzung wird von der Abteilung Ländliche Neuordnung (Agrarbehörde Oberösterreich) mit Fördermitteln und als Teil der Agrarbehörde Oberösterreich mit Fördermitteln und fachlicher Betreuung entsprechend unterstützt“, erklärt LNO-Abteilungsleiter Robert Türkis. „Unsere Almen haben einen hohen Wert für Oberösterreich. Viele Tourismus-Betriebe, Lebensmittelproduzenten und auch Gemeinden profitieren von den alpinen Besuchermagneten. Die Unterstützung der Almwirtschaft durch die öffentliche Hand ist damit eine Win-Win-Situation. Ich danke der Abteilung Ländliche Neuordnung für ihre Arbeit. Durch sie werden unsere grünen Dächer erhalten und die regionale Wirtschaft gestärkt“, so Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
Das macht die LNO
Almförderung für Investitionen und Almentwicklungsmaßnahmen
Jährlich setzt die Abteilung Ländliche Neuordnung (Agrarbehörde OÖ) ca. 30 bis 60 Almförderungsprojekte um. Diese betreffen den Neubau- oder die Renovierung von Almwirtschaftsgebäuden in regionaltypischer Bauweise, die Wasser- und Energieversorgung auf Almen und die Neuschaffung von Almweideflächen durch Rodung und Wegebau. Die Projektbegleitung umfasst die Planung, Umsetzung und Förderung der notwendigen Maßnahmen. Beispiele für Neubauten von Almwirtschaftsgebäuden in den letzten Jahren: • Gemeinschaftshütte Ebenforstalm — Reichraming • Almhütte Pomberger, Rossmoosalm – Bad Goisern • Almhütte Loidl, Nöstleralm – Ebensee • Almhütte Hödlmoser, Hoheneckalm – St. Wolfgang • Agrargemeinschaftshütte Moosalm – St. Wolfgang • Almhütte Kirchschlager, Hintere Sandlingalm – Bad Goisern 6 In Summe werden jährlich 30 bis 60 Almförderprojekte mit anrechenbaren Gesamtkosten von ca. 600.000 Euro und einem Fördervolumen von etwa 300.000 Euro von oberösterreichischen Almbauern durchgeführt und von der Abteilung Ländliche Neuordnung fördertechnisch abgewickelt.
Neuschaffung und Wiederherstellung von Almweideflächen Derzeit sind in allen oberösterreichischen Almregionen mehrere große Wald-Weide-Neuordnungsprojekte anhängig. Das Ziel ist die Wiederherstellung bzw. Neuschaffung von Almweideflächen. Voraussetzungen für das Gelingen dieser Projekte sind:
- die gute Zusammenarbeit der Fachexperten aus den Bereichen Almwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz in Oberösterreich
- der große Einsatz der Almbauern bei Arbeitsleistung und Finanzierung
- die Unterstützung durch ein gutes und effizientes Almfördersystem.
Seit dem Jahr 2000 sind auf Oberösterreichs Almen im Zuge von mehr als 60 Verfahren nach dem Einforstungsrechtegesetz bzw. nach dem Forstgesetz mehr als 300 ha Almweideflächen durch Rodung neu geschaffen worden. Im Gegenzug konnten in den letzten Jahren durchschnittlich 550 ha pro Jahr an Waldflächen von den darauf lastenden Waldweiderechten entlastet werden. Das Land Oberösterreich unterstützte diese Maßnahmen mit durchschnittlich 3.000 Euro/ha Landes- und co-finanzierten Fördermitteln. Diese Projekte stellen einen wesentlichen Beitrag zu einer zeitgemäßen und nachhaltigen Almbewirtschaftung dar und tragen entscheidend zur Existenzsicherung der daran beteiligten bergbäuerlichen Betriebe bei.
Weitere Leistungen des Landes OÖ für die Almbewirtschafter
- Sicherung der Ertragsfähigkeit der Almen und der Ausübbarkeit bestehender Weiderechte aktiver bergbäuerlicher Betriebe durch geeignete Maßnahmen 7
- Durchführung von notwendigen VermessungsmaßnahmeN
- Beratung und Sachverständigenleistungen in Almangelegenheiten
- Almschutz und Almentwicklung nach dem Alm- und Kulturflächenschutzgesetz
- Bauliche Adaptierungsmaßnahmen von Almwirtschaftsgebäuden zum Zwecke eines Almausschankes als Nebengewerbe der Landund Forstwirtschaft gemäß Gewerbeordnung
- Vertretung almwirtschaftlicher Interessen bei Maßnahmen von Tourismus, Naturschutz, u. a. in Almgebieten
Alm ist nicht gleich Alm
Almen lassen sich nach diversen Kriterien kategorisieren. Beispielsweise nach aufgetriebener Tierart, nach Höhenlage oder auch nach Besitzverhältnissen.
Die oberösterreichischen Almregionen (Salzkammergut, Eisenwurzen und Tennengau & Westliches Salzkammergut) zählen zu den östlichen Hochalpen und charakterisieren sich dadurch, dass sie vorwiegend von Galtvieh (Jungrindern) beweidet werden. In den östlichen Almregionen Österreichs sind bereits mehr als 80 % der Almen Galtviehalmen – Tendenz steigend.
Oberösterreichs Almen sind vorwiegend Mittel- und Niederalmen und befinden sich großteils auf einer Seehöhe zwischen 800m und 1700m. Relativ ausgeglichen ist die prozentuelle Verteilung nach Eigentumsverhältnissen. Die Eigentumsverhältnisse an den Almen in der “Region Eisenwurzen”, wo wir uns heute befinden, stellen sich so dar, dass ca. ein Drittel Einforstungsalmen sind, die Hälfte Einzelalmen und der Rest unterschiedlichste Almen mit gemeinschaftlicher Bewirtschaftung. Die Schaumbergalm, die wir heute besuchen, ist eine agrargemeinschaftliche 8 Alm, die jedoch auch Weiderechte auf Grundflächen der Österreichischen Bundesforste besitzt.
Schaumbergalm im Nationalpark Kalkalpen
Die Schaumbergalm in der Gemeinde Rosenau gilt als eine der schönsten Almen im oberösterreichischen Alpenvorland. Sie liegt inmitten des Nationalparks Kalkalpen zwischen dem Größtenberg (1.724 Meter) und dem Trämpl (1.424 Meter). Erstmals wurde die Schaumbergalm 1575 als Dansbacher Alm erwähnt. Sie wurde damals von Bauern aus dem Windischgarstnertal bewirtschaftet.
Das verfallene alte Almgebäude zeugt noch von der Zeit, in der das Vieh von Windischgarstner Seite aufgetrieben wurde. Seit ca. 90 Jahren wird die Alm von der „Agrargemeinschaft Schaumbergalm“ bewirtschaftet. In den 1950er Jahren war die Almarbeit geprägt von Milchwirtschaft und die Haltersleut führten einen Sennereibetrieb in vollem Umfang.
Die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft bewirkte jedoch einen starken Rückgang der Almbewirtschaftung, so auch auf der Schaumbergalm. In den 60er und 70er Jahren gab es schließlich keine eigenen Haltersleut mehr und das Vieh wurde vom Halter der benachbarten Ebenforstalm mitbetreut. In dieser Zeit ist das alte Almgebäude, verlassen und ungebraucht, verfallen.
Von 2004 bis 2006 errichteten die Bauern der Agrargemeinschaft eine neue Hütte im nördlichen Almzentrumsbereich. 80 Stück Rinder ziehen in den Almsommern wiederkehrend dort vorbei. Weitere Infos unter: www.schaumbergalm.at
Daten & Fakten zur Schaumbergalm
- Eigentümer: 6 anteilsberechtigte Besitzer aus Großraming; Obmann ist Hermann Steindl
- Halterpaar: Christoph Loidl und Anja Gosch mit Sohn Jakob
- Seehöhe: 1100m bis 1400m
- Eigentumsflächen: 56 Hektar (ha) Alpe, 26 ha Wald
- Servitutsweide auf ÖBF- Grundflächen: 171,3 ha (davon 14 ha Alpe, Rest Wald) Umfang: 100 Stück Hornvieh und 8 Pferde.
- Weidezeit: Ende Mai bis Ende September (120 Weidetage)
- Alpung von ca. 80 Stück Rindern (Mutterkühe, trächtige Kalbinnen, Ochsen und Jungkälber)
Daten & Fakten zur OÖ Almwirtschaft
- OÖ Almkataster enthält aktuell 638 Almen und Almflächen, davon werden zwei Drittel aktiv bewirtschaftet.
- OÖ weist rund 6.000 Hektar offene Almweideflächen auf mit rund 700 Almwirtschaftsgebäuden.
- Mit Waldweideflächen ergibt sich ein Flächenausmaß von rund 36.500 Hektar
- Allein in den letzten 20 Jahren wurden mit Unterstützung des Landes OÖ 250 Hektar Almfläche durch Rodungen neu gewonnen und 35 neue Almgebäude errichtet.
- 50 Prozent der Almen sind Einzel- oder Privatalmen, 40 Prozent Einforstungsalmen mit Weiderechten auf Fremdgrund und 10 Prozent Gemeinschaftsalmen
- 4653 Rinder, 902 Schafe, 78 Pferde und 51 Ziegen von 636 tierhaltenden Betrieben bevölkerten im Sommer 2020 die OÖ Almen
Quelle u. Fotos: Land OÖ/Ernst Grilnberger