Der Mann aus dem Salzkammergut, Urgestein des Austropop, stürmte im Jahr 1970 mit seiner ersten Band Art Boys Collection die Ö3-Charts. Später schlug er erste Brücken zwischen diversen Musikstilen und nannte diese Musik Mostrock. Seither hat er hunderte Songs geschrieben, von denen bislang um die 150 veröffentlicht wurden. Nicht wenige davon entwickelten sich zu Dauerbrennern in Österreichs Radiolandschaft. Auch als Buchautor trat Gerhard Egger mehrmals in Erscheinung. Zuletzt absolvierte er mit seinem Roman Das Gläserne Tal eine viel beachtete musikalischen Lesereise.
Frage: Dein neues Album Freiflug startet mit dem gleichnamigen Song. Wofür steht der Begriff?
- Egger: Er steht für meine leidenschaftliche Suche nach multimusikalischen Wegen. Der Text berührt nur scheinbar ein Beziehungsthema. Eigentlich geht es um einen fiktiven musikalischen Freiflug, den Hansi Harley plant.
Frage: Hansi Harley?
- Egger: So heißt der Protagonist einer rockmusikalischen Zeitreise, die ich als Musiktheaterstück konzipiert habe. Mein letztes Album Regenbogenland und mein aktuelles liefern den zweiteiligen Soundtrack dazu. Der erste Teil spielt in den 1970ern, der zweite Teil in den 1990ern. Die 24 Songs sind jedoch so angelegt, dass sie auch ohne Rahmenhandlung bestehen können.
Frage: Demnach fliegt Hansi Harley als Rockmusiker durch die Zeit?
- Egger: Nicht nur. Die Lieder entstanden auf Freiflugversuchen zwischen internationaler Rock- und heimischer Volksmusik. Da ist logischerweise auch etwas Volksliedhaftes dabei.
Frage: Nach dem Start folgen mit Marilyn Monroe und Feia und Flamm zwei weitere Crossover-Songs. Wie schafft man den musikalischen Spagat zwischen diversen Musikstilen?
- Egger: Indem man als Interpret und Textautor möglichst authentisch bleibt. Dadurch kann man sich als Komponist multimusikalische Freiflüge leisten. Deshalb handelt es sich bei Hansi Harley ja auch um mein fiktives Alter Ego.
Frage: Wie aber kann eine Begegnung mit Marilyn Monroe authentisch sein?
- Egger: Hintergründig betrachtet schon. Es geht dabei um eine Marilyn-Monroe-Imitatorin aus Memphis Tennessee, die ich nach einem Konzert in Altaussee kennengelernt habe. Aufgrund ihrer Herkunft lag es nahe, Elemente der Countrymusik einfließen zu lassen. Das Lied
Feia und Flamm wiederum ist eines der authentischsten Alpinrocklieder, die ich je geschrieben habe.
Frage: Enden deine Freiflugversuche manchmal auch als Irrflüge?
- Egger: In den 1970ern ja. Erst nach meiner Alpinrock-Oper Hallstatt-Das Mystical wurden die Versuche zielorientierter. Dies brachte mir in den 1990ern einen lukrativen Schallplattenvertrag mit Tourneen durch Österreich und Deutschland.
Frage: Spielen diese Jahre auch im Handlungskonzept eine Rolle?
- Egger: Natürlich. Damals kreuzte eine Latina aus Los Angeles meine Flugrichtung. Die Songs Sing Katharina und A bissl a Glück erinnern demnach stilistisch an Carlos Santana bzw. an den damaligen Westcoast-Sound.
Frage: Welche deiner Freiflüge entwickelten sich zu Höhenflügen?
- Egger: Die 1990er waren meine erfolgreichsten Jahre. Andererseits brachte aber die häufige Abwesenheit von zu Hause private Ungereimtheiten mit sich. Hansi Harley besingt sie im Rock’n’roll-Hadern Mehr mehr mehr, gefolgt von den Balladen Herbstzeitlos und Fluss der Zeit.
Frage: Deine musikalischen Zwischenlandungen fanden fast immer an persönlichen Lebensstationen statt. Ist mittlerweile eine letzte Landung in Sicht?
- Egger: Vorerst nicht. Der Hansi Harley in mir brennt noch immer. Er hat gelernt, auch als Sieger verlieren zu können. Er sitzt nun wieder der Öfteren im Piano Cafe, in dem er einst seine Liebste kennengelernt hatte, und lässt dort sein Leben auf einer Insel der Seligen Revue passieren. Am Ende des Stückes sucht der die Berghütte seiner Jugend auf und setzt dort mit der Gosinger Hymne dem Tal seiner Väter und dem Dialekt seiner Kindheit ein musikalisches Denkmal.

Wir danken für das Gespräch!