Bereits zum 9. Mal veranstaltete das Kompetenzzentrum des Jugendnetzwerkes Salzkammergutes seine Netzwerktagung, diesmal im Alfa-Veranstaltungsezntrum in der Steyrermühl. Thema des Nachmittags war Spannungsfeld Lehrlingsausbildung sowie ein spezielles Angebot für regionale Betriebe, das Patensystem von Lehrlingen – für Lehrlinge.
Eingeleitet wurde die Tagung durch eine Darbietung der Schüler aus dem Polytechnischen Lehrgang unter Leitung von Barbara Sokolowski. Eindrucksvoll vermittelten die jungen Menschenihre Sorgen und Hoffnungen in Hinblick auf den bevorstehenden Berufseinstieg: Angst vor dem Neuen, vor den Kolleginnen und Kollegen, vor den Anforderung der Berufsschule, Angst zu scheitern und die Hoffnung, wertschätzend behandelt zu werden und nicht wieder rauszufallen.
Tatsächlich ist die Arbeitsmarktentwicklung im Bezirk für Lehrstellensuchende nicht allzu rosig, so anschließend der Arbeitsmarktexperte der Arbeiterkammer OÖ, Mag. Rudolf Moser. 16,8 % der Bevölkerung verfügen nach wie vor über keinen Pflichtschulabschluss. Dies dränge sie automatisch an den Rand des Arbeitsmarktes. Keinen Lehrabschluss oder eine weiterführende Schulausbildung könne knapp jeder neunte der 25–29Jährigen vorweisen. Dazu komme ein stetiger Rückgang der Lehrbetriebe, auch wenn die Anzahl der ausbildenden Betriebe im Bezirk im Vergleich zu Oberösterreich insgesamt noch größer sei.
Ohne Ausbildung keine Arbeit
Wie wichtig ein Lehrabschluss sei, bestätigte auch Christian Danzer, Lehrlingsausbildungsleiter der MibaSinta Austria GmbH, einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region. Pro Jahr würden 35 – 40 neue Lehrlinge aufgenommen.Tätigkeiten für Menschen allein mit Pflichtschulabschluss würde es nicht mehr geben, so Danzer weiter. Die Lehrausbildung sei Voraussetzung. Die Rekrutierung von neuen Lehrlingenfür eine Ausbildung bei Mibaerfolgebezirksübergreifend, um genügend Interessierte zu erreichen.
Das erfordere zunehmend Bereitschaft zu mehr Mobilität bei den potentiellen Lehrlingen, die allerdings nur teilweise vorhanden sei. Im Vordergrund stehe für die meisten ein gutes Arbeitsklima und die Möglichkeit, über genügend Freizeitangebote zu verfügen, so Danzer weiter. Immer weniger sei der Verdienst das ausschlaggebende Kriterium für die Wahl des Berufs. Ein zunehmend wichtiger Teil der Ausbildung der Lehrlinge sei die Vermittlung sozialer Kompetenzen, so Thomas Führer von der Metallwerkstatt des BFI OÖ. Zielgruppe in der Metallwerkstätte sind Jugendliche mit Lernschwächen und Einschränkungen im sozialen Bereich. Hier könne man einiges beheben, das im Vorfeld versäumt worden wäre.
Die Industrie braucht Mädchen in technischen Berufen Über Jugendvertrauensräte verfügt die SCA Laakirchen. Einer davon, Philipp Meister hat gerade die Ausbildung zum Papiertechniker absolviert. Er sieht nach wie vor großes Potential,was die Ausbildungvon Mädchen in technischen Berufen betrifft. Für die SCA wie aber auch für die MIBA sei es schwierig Mädchen für eine Lehre im technischen Bereich zu begeistern. Von Seiten des Betriebes müssen Mädchen, die eine technische Ausbildung absolvieren wollen, das entsprechende technische Verständnis sowie Lernbereitschaft mitbringen. Angst vor der schweren körperlichen und schmutzigen Arbeit sei nicht mehr notwendig, die Bedingungen hätten sich grundlegend geändert.
Laut Aussage der anwesenden Schülerinnen sei es weniger die Angst vor schwerer körperlicher Arbeit, die sie davon abhalte, einen technischen Beruf zu ergreifen, sondern vielmehr die Sorge darüber, als Mädchen in diesen Berufen nicht gleichberechtigt behandelt und eventuell benachteiligt zu werden. Sie erhoffen sich von zukünftigen Kolleginnen und Kollegensowie den Vorgesetzten Verständnis, Freundlichkeit und Wertschätzung. Wichtig sei ihnen in erster Linie eine gute und abwechslungsreiche Berufsausbildung.
Spezielles Angebot für Unternehmer und ihre Lehrlinge:
„Patensystem von Lehrlingen für Lehrlingen“ soll den Berufseinstieg erleichtern. Eine Möglichkeit, den jungen Menschen den Einstieg in ein Unternehmen zu erleichtern bietet das sogenannte Patensystem. Bereits in vielen, meist größeren Betrieben, wird den neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten, insbesondere den Lehrlingen, eine erfahrene Person aus dem Unternehmen in den ersten Wochen zur Seite gestellt, diesie in den Betriebsalltag einführt und für alle Fragen und Probleme zur Verfügung steht — die sogenannten Patinnen oder Paten. Übernehmen die Rolle dieser Paten/-innen Lehrlinge in den letzten Jahren ihrer Ausbildung so profitieren diese in mehrerlei Hinsicht.
Sie erfahren Anerkennung und Wertschätzung und erhalten als Vorbereitung auf diese Aufgabe Schulungen und individuelles Coaching. Nicht zuletzt kann die Übernahme dieser Aufgabe als Patin oder Pate als Training für eventuelle spätere Führungsaufgaben hilfreich sein. Vor allem aber profitieren die Unternehmen: Drohende Lehrabbrüche werden schneller erkannt und können so verhindert werden. Die Einführung in das Unternehmen funktioniert schneller und reibungsloser und nicht zuletzt zeugt es von einem wertschätzenden und verantwortungsvollen Umgang mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Nicht nur größere Unternehmen können dieses Angebot des Jugendkompetenzzentrums in Anspruch nehmen und ein Patensystem in ihrem Betrieb einführen. Voraussetzung ist nur, dass es sich um einen Ausbildungsbetrieb handelt. Das Jugendkompetenzzentrum Salzkammergut konnte mit Mag.a Christine Greunz, eine erfahrene Personalberaterin aus der Region gewinnen. Sie wird insgesamt acht interessierte Unternehmen bei der Implementierung dieses Instrumentes in ihren Betrieb unterstützen und begleiten.