Rettungsreifen mit Rissen: „Europe NOW“
Neues Keramik-Denkmal von Ucki Kossdorff kehrt auf die Esplanade zurück
Ucki Kossdorff, eine international angesehene Keramikkünstlerin aus Gmunden, erlebte eine schlimme Überraschung, nachdem ihre Keramik-Skulptur „Untouchable Head“ 2008 bei der Landesausstellung auf der Esplanade aufgestellt worden war. Das „untouchable“ konnte Vandalen nicht davon abhalten, das als Innen-Silhouette erkennbare Gesicht aus einem Bogen, Nase und Mund in mehreren Angriffen völlig zu zertrümmern.
Vorübergehend turnte eine Metallfigur aus der Lebenshilfe-Kunstwerkstatt auf dem Sockel vor dem Spar/PKA-Gebäude, doch die Stadtgemeinde versprach Kossdorff, der Platz gehöre ihr – falls sie noch einmal etwas aufzustellen gedenke.
Im Vorjahr war die Frustration überwunden. Ucki Kossdorff lud ihre Künstlerkolleginnen Outi Sarkikoski (Finnland), Szilvia Ortlieb (Ungarn) und Heide Nonnenmacher (Deutschland) ein, um bei einem Symposium in ihrem Altmünsterer Atelier gemeinsam etwas Neues zu schaffen. (Fotos: privat)
Europa soll ein Rettungsreifen sein
Das Ergebnis, die Metall-Steinzeug-Skulptur „Europe NOW“, sei eine Metapher für den Zustand des Kontinents und eine politische Botschaft, erzählt Kossdorff. NOW symbolisiere die Herkunft der Künstlerinnen; den Norden, Osten und Westen Europas, gleichzeitig aber auch den Zeitdruck: Jetzt muss etwas geschehen!
Gleichnishaft seien die teils geflickten, teils bewusst belassenen Risse im gebrannten Bildhauerton zu interpretieren: „Europa hat Risse bekommen und muss immer wieder repariert werden. Und wir platzieren hier am Seeufer sehr bewusst einen Rettungsreifen. Unsere wohlhabende, hoch entwickelte Staatengemeinschaft ist dazu da Ertrinkende zu retten und nicht sie ertrinken zu lassen. Wir müssen Brücken bauen, nicht Festungsmauern hochziehen!“
Der kantige Ring der 1,5 m hohen Skulptur besteht aus sehr hoch, mit mehr als 1300 Grad gebranntem Steinzeug. Die Metallfassung ist in der Gmundner Stahlbaufirma von Adalbert Jetzlsberger geschweißt worden.
Heute war es so weit. Die Skulptur wurde auf der Esplanade aufgestellt. Es war Ucki Kossdorffs ausdrücklicher Wunsch, auf eine offizielle Eröffnung zu verzichten. „Die Kolleginnen können nicht alle anreisen. Und: Das Ding spricht ohnehin für sich.“
Ucki Kossdorff / Vita
Ucki Kossdorff lebte bis zur Matura in ihrer Geburtsstadt Gmunden, wo sich viele bis heute an ihren Vater, den charismatischen Gymnasialdirektor Rudolf „Papa“ Grusch , erinnern. Ucki studierte in Wien Publizistik und Psychologie, blieb in der Hauptstadt und brachte es zur angesehenen Journalistin und Kreativdirektorin einer großen Werbeagentur.
Mit 49 Jahren allerdings wollte sie „mit den Händen und nicht länger nur mit dem Hirn arbeiten“. Sie sattelte um, absolvierte solide Ausbildungen, und ihr gelang eine zweite Karriere als Bildhauerin mit internationalen Erfolgen. Die weltweit aktive Künstlervereinigung MUSA sprach ihr erst im Vorjahr in Paris den „Woman Art Award“ zu. Heute verbringt Kossdorff etwa die Hälfte ihrer Zeit wieder in ihrer alten Heimat, wo sie seit 1996 in Altmünster ein Haus samt Atelier ihr Eigen nennt.