SEEWALCHEN AM ATTERSEE. Wie sieht eine Gemeinde aus, in der sich Kinder wirklich wohlfühlen? Diese zentrale Frage stand im Mittelpunkt eines außergewöhnlichen Beteiligungsprojekts an der Volksschule Seewalchen. Unter dem Titel „Kinder.Gestalten.Zukunft.“ entwickelten die Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen ihre ganz persönlichen Visionen für ein kindgerechtes Seewalchen – und präsentierten diese am 21. Mai im Seewalchner Kultursaal bei der ersten Kinderkonferenz.
Begleitet wurde das Projekt von Kinderbeteiligungsexpertin Andrea Fellinger und Bürgermeister Gerald Egger, die bereits in mehreren „Agenda.Zukunft“-Gemeinden ähnliche Prozesse initiiert und erfolgreich umgesetzt haben. Das Projekt ist durch Agenda-Zukunft des Landes Oberösterreich unterstützt und gefördert. Drei Workshops, Erkundungstouren und intensive Projektarbeit gaben den Kindern Raum, sich mit ihrer Gemeinde aktiv auseinanderzusetzen – mit beeindruckendem Ergebnis.
Ein frischer Blick auf Altbekanntes
Mit offenen Augen und einem feinen Gespür für ihre Umwelt betrachteten die Kinder ihre Gemeinde aus einer neuen Perspektive – ihrer eigenen. Der Saal, gefüllt mit Eltern, PädagogInnen, GemeindevertreterInnen, fast alle Gemeindevorstände, Eltern und Engagierten, hörte aufmerksam zu. Besonders im Fokus stand das Thema Verkehrssicherheit: Mehr sichere Schulwege und Radargeräte an gefährlichen Stellen waren klare Forderungen der jüngsten Generation.
Auch der Umgang mit Müll im öffentlichen Raum bewegte viele: Die Kinder organisieren bereits Müllsammelaktionen – und sind bereits jetzt aktiv unterwegs, um Seewalchen sauber zu halten. Vor allem die achtlos weggeworfenen Zigarettenstummel stören die jungen GemeindebürgerInnen. Darum war eines der Highlights des Abends die Vorstellung einer „Taschenbecher-Station“ durch Manuela Gschwandtner, Obfrau des Bezirksabfallverbandes. Diese kostenlosen Mehrweg-Aschenbecher stehen künftig zur freien Entnahme bereit. Die Idee diese an einem der Tschick-Hotspots – der Promenade – zu testen, stieß auf große Zustimmung und wird umgesetzt! Ergänzt wird dies durch neue Rauchverbotsschilder auf Spielplätzen, um Kindern ein sauberes Spielumfeld zu sichern.
Der rote Strich – ein Beispiel für Kinderlogik
Manchmal zeigt sich in kleinen Dingen große Wirkung: Ein Schüler brachte sein Unbehagen über einen roten Bodenstreifen am Strandbadparkplatz zum Ausdruck. Was als – aus „Erwachsenen-Blick“ gesehen, als sichere Fußwegmarkierung gedacht war, wurde von Kinderaugen als „gefährlich“ interpretiert – schließlich steht Rot im Verkehr oft für Gefahr wie bei der Ampel oder bei Verkehrszeichen. Bürgermeister Egger nahm den Hinweis ernst: Zur nächsten Markierungsaktion ist der Zebrastreifen auf dem roten Streifen, der den Weg sicher und kindgerecht kennzeichnen– wie mit dem Projektteam besprochen – bereits bestellt!
Gemeinsam etwas bewegen
Ein weiteres Beispiel für gelebte Beteiligung ist die geplante kindgerechte Sanierung einer Bushaltestelle, organisiert mit tatkräftiger Unterstützung engagierter Eltern unter der Leitung von Elternvereinsobmann Martin Günther. Der Obmann des Wirtschafts- und Planungsausschusses Sebastian Kritzinger, sagte zu, sich um finanzielle Mittel zu bemühen – und versprach den kleinen ProjektheldInnen zum Dank ein Eis im Café „Eiszeit“.
Auch Vizebürgermeisterin Claudia Haberl, selbst Pädagogin und zuständig für Bildung, Sport und Kultur zeigte sich begeistert: „So hätte ich mir Schule als Kind gewünscht.“ Ebenso betonte der zweiter Vizebürgermeister Jürgen Kirchberger seine Unterstützung aus dem Sozial- und Generationenausschuss – ein fraktionsübergreifendes klares Zeichen, dass die Anliegen der Kinder in Seewalchen ernst genommen werden.
Mit Herz, Verstand und Mut
Die Präsentationen der Kinder waren kreativ, durchdacht und berührend: Plakate, Interviews, Videoclips und Pläne zeigten, wie intensiv sie sich mit ihrer Gemeinde beschäftigt haben. Andrea Fellinger lobte: „Man spürt bei jedem Beitrag, wie viel Begeisterung, Ernsthaftigkeit und Kreativität in diesem Projekt stecken.“
Auch viele Eltern meldeten sich zu Wort – beeindruckt davon, wie mutig ihre Kinder ihre Ideen vor großem Publikum präsentierten. „Mein Kind ist richtig aufgeblüht. Allein der Schritt, sich auf eine Bühne zu stellen, ist ein großer Entwicklungssprung“, so eine Mutter bewegt.
Ein Abend, der nachwirkt
Die Kinderkonferenz war nicht nur der Abschluss eines Projekts, sondern ein echter Auftakt für Veränderung. Bürgermeister Egger brachte es auf den Punkt: „Demokratie beginnt im Kleinen. Wenn Kinder erleben, dass ihre Stimme zählt, stärkt das ihre Persönlichkeit – und ihre Bindung zu ihrer Heimat. Auf jeden Fall kann Seewalchen stolz auf die kommende Generation sein, aber auch auf jene die sie jetzt bei den Projekten unterstützen!“
Andrea Fellinger verabschiedete sich mit einem Appell an die jungen GestalterInnen von morgen: „Ich wünsche mir, dass ihr in zehn oder zwanzig Jahren zurückblickt und sagen könnt: Ich habe mitgestaltet, dass Seewalchen ein Ort für Kinder ist.“ Die Chancen dafür stehen gut – denn viele der präsentierten Ideen gehen nun in die Umsetzung. Gemeinsam, generationenübergreifend und mit einem klaren Ziel: Seewalchen soll noch l(i)ebenswerter, kinderfreundlicher und zukunftsfähiger werden!