Familiäre Gewalt findet unabhängig vom Bildungsgrad und vom gesellschaftlichen und sozialen Status statt. Das Ausmaß familiärer Gewalt ist schwer zu fassen, die Dunkelziffer ist hoch. Die häufigste Form familiärer Gewalt ist die Gewalt an Frauen, ausgeübt von ihren Ehe- oder Lebenspartnern.
Das bestätigen auch die Zahlen des Gewaltschutzzentrum OÖ. Im Bezirk Gmunden wurden bis 12. November 2015 bereits 60 Betretungsverbote von der Polizei ausgesprochen, davon alleine 19 in Bad Ischl.
„Wir haben von 69 Anzeigen gegen häusliche Gewalt, beharrliche Verfolgung und Stalking im Bezirk Gmunden Kenntnis. Ich gehe aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl höher ist – wir bekommen die Anzeigen nur, wenn auch ein Betretungsverbot vorliegt.“ So die regionale Mitarbeiterin des Gewaltschutzzentrum OÖ.
Das Gewaltschutzzentrum Oö betreibt in Gmunden und Bad Ischl eine Außenstelle. Hier finden Opfer von Gewalt umfassende rechtliche Beratung. Angeboten wird auch Beratung zum Thema Stalking und Prozessbegleitung in Strafverfahren.
„Mir ist wichtig, dass Frauen sich möglichst früh an Beratungs-einrichtungen wenden. Gerade im Bereich der psychischen Gewalt – also wenn eine Frau z.B. ständig erniedrigt, kontrolliert und bevormundet wird – kann die Polizei wenig ausrichten, weil kein strafrechtlich relevanter Tatbestand vorliegt. Die Beratungseinrichtungen allerdings schon. Wir – wie auch die Frauenberatungsstelle in Bad Ischl — können eine Gefährlichkeitseinschätzung des Täters vornehmen, wir können die Situation abklären und Wege aus diesen Abhängigkeitsbeziehungen aufzeigen, sowie über rechtliche Rahmendbedingungen aufklären, bevor eine Situation eskaliert.“ So die Mitarbeiterin des Gewaltschutzzentrum OÖ weiter.
In der Frauenberatungsstelle Bad Ischl, wurde 2015 familiäre Gewalt in einem Viertel der Beratungen thematisiert. In der Beratungsstelle finden Frauen die Möglichkeit, Wege aus Gewaltbeziehungen zu finden – Schritt für Schritt, im Tempo der jeweiligen Klientin. Frauen plagen sich oft mit den Fragen: „Darf mir der Ehemann verbieten, mich mit einer Freundin zu treffen? Darf er mein Handy kontrollieren?
Jahrelange Herabwürdigung durch den Lebenspartner führt oft zu geringem Selbstwert und großer Verunsicherung. Hier gilt es, mit Behutsamkeit und Fingerspitzengefühl die Frauen dabei zu begleiten wieder ein selbstbestimmtes Leben auf zu bauen,“ so die Geschäftsführerin der Frauenberatungsstelle Bad Ischl.
Frauenübergangswohnung der Frauenberatungsstelle Bad Ischl
Die Frauenberatungsstelle bietet Frauen und deren Kindern, die von unterschiedlichen Formen von Gewalt bedroht sind, jedoch keiner akuten Gefährdung unterliegen, eine zeitlich begrenzte, betreute Wohnmöglichkeit. Frauen und deren Kinder finden in der Frauenübergangswohnung die nötige Ruhe und Begleitung um Vergangenes zu verarbeiten und konkrete Schritte in die Zukunft zu setzen. Ziel ist der Aufbau eines selbst bestimmten- existenzgesicherten und gewaltfreien Lebens.
Die Frauenberatungsstelle und das Gewaltschutzzentrum OÖ arbeiten im Bedarfsfall sehr eng zusammen. Das Gewaltschutzzentrum bietet einmal monatlich Beratungen in den Räumlichkeiten der Frauenberatungsstelle in Bad Ischl an. Sämtliche Beratungen sind vertraulich und kostenlos .
Betroffene und Bekannte von Betroffenen finden auf der NOTFALLKARTE der Frauenberatungsstelle alle wichtigen Telefonnummern und Öffnungszeiten von Einrichtungen, die im Notfall Hilfe und Unterstützung anbieten.