Geisha, Kabuki und Samurai
Gustav Klimt wäre vermutlich wie die BesucherInnen der Ausstellung von den japanischen Bilderserien von Anja Tchepets begeistert gewesen. Zu sehen bis 21. Juli in der Wohnzimmergalerie Six.
Der Einfluss der japanischen auf die europäische Kunst ist unbestritten. Neben Klimt wurden unter anderem van Gogh, Gauguin, Schiele, Toulouse Lautrec … durch Farbholzschnitte aus „dem Land des Lächelns“ beeinflusst. So auch die 1970 in Leningrad geborene Künstlerin Anja Tchepets, die bereits in ihrer Kindheit mit der japanischen Kultur in Berührung kam. Und später, durch einen befreundeten Londoner Galeristen, auf historische japanische Büchern mit original Holzdrucken stieß und tief in die japanische Kunst eintauchte.
Reizte Klimt vor allem das Ornamentale der japanischen Kunst, so finden sich in den kleinformatigen Bildern der nun in Berlin lebenden Künstlerin klare Linienführung, stilisierte Formen und Kompositionen aus farbig gefüllten Flächen ohne Schatten oder Perspektiven wieder, die ihresgleichen suchen. Der unbefangene Umgang der Künstlerin mit der Bildfläche hat ihr bereits zahlreiche Preise und Stipendien eingebracht.
Tchepets stellt in Litzlberg düster blickende Männer, liebreizende Frauen und weitere geheimnisvolle Arbeiten vor, die aus der Zeit zu fallen scheinen. Zwischen Buch und Wandbild bewegen sich die zwei vorgestellten Leporellos. Während Anja Tchepets sich in dem Blatt «Ein Jahr» dem klassischen und in Japan zentralen Motiv der vier Jahreszeiten zuwendet, hat das Blatt «Ein Tag» einen aktuellen Anlass. Die Künstlerin hat darin ein Bild für die Naturkatastrophe in Fukushima entwickelt, für die Ruhe vor und nach dem Sturm, die zwar von dem Unheil kündet, aber das Ausmaß nicht erahnen lässt. Man sieht auf den vier Doppelseiten das Wasser als graue Fluten kommen, über die Stadt wie gleichsam über den Papierbogen laufen und im Abfließen alles mit sich reißen. So ist das Wasser als Naturgewalt ein Bindeglied der beiden Bilder, ebenso wie der Kirschblütenzweig, mit dem bei¬de Leporellos beginnen. (Stephanie Bunk)
Anja Tchepets wurde 1970 in Leningrad geboren, wanderte 1990 nach Montreal/Kanada aus, wo sie von 1992 bis 1995 am Dawson College ein Grafikstudium absolvierte. Dieses setzte sie 1995 bis 2001 in Berlin fort und studierte am Anschluss 2002 bis 2005 Kunst im öffentlichen Raum an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 1998 bis 2002 und 2005 bis 2009 lebte sie In New York, seither lebt sie vorrangig in Berlin. Zahlreiche Auslandsstipendien führten sie unter anderem nach Finnland, Schweiz, Belgien…. Seit 1997 wurde sie bereits mit zahlreichen Preisen geehrt.
Dauer der Ausstellung: bis 21. Juli 2014
Besichtigung Montag 18:00 bis 20:00 und nach Vereinbarung (0664 – 2432 029)
Foto: S.I.X. Raum für Kunst, Anja Tchepets