Mit der Verpflichtung der lokalen „Franz-Kirchner-Big-Band“ als Eröffnungsorchester des Kultursommers 2012 tat man einen guten Griff und hatte mit ihr zugleich einen erwartbaren Publikumsmagneten. Seit drei Jahrzehnten gibt die Truppe der elitären Musiker im wahrsten Sinn des Wortes „den guten Ton“ in der Szene des Jazz, Bepop und des Swings an und hat sich in dieser Zeit auch eine beachtliche internationale Reputation erworben.
Man meint FKBB wenn man Jazz in allen Bandbreiten meint. Die Bigband-Tradition pflegend, verschließen sich die Akteure aber nicht den zeitgeistigen Entwicklungen was man unschwer an den authentisch-maßgeschneiderten Arrangements heraushören kann. Bandleader Franz Kirchner, ein vielseitiger Ausnahmemusiker, versteht es neben blendenden harmonischen (wie gewagten) Harmonien seiner Musikercrew Anspruchsvolles vorzugeben die diese mit technischer Brillanz in allen Tonlagen meistern.
Akkurates Beispiel: die publikumsaffine Eingangsfanfare aus „Also sprach Zarathustra …“ die nach dem pompösen Anfang über etliche einfallsreiche Passagen schlussendlich in ein technisch brillantes Saxofonsolo mündete. Das war musikalische Intensität wie man sie selten zu hören bekommt! Langeweile bleibt so ausgespart weil die aktiv mithörenden Zuhörer stets aufs Neue (und manchmal recht unvermittelt) mit harmonisch-rhythmischen Extras herausgefordert werden.
Die Register der Band reproduzieren kongenial einen harmonischen Zusammenklang. Blastechnische Gustostückerln und erstaunliche Kondition bei geradezu sphärischen Höhen steigerten die Hörbefindlichkeit des Publikums, das sich großteils aus der Fangemeinde rekrutierte (ja sogar aus dem Wiener und Niederösterreich-Raum waren Gäste angereist!). Als Vokalistin war (für die in Mutterkarenz befindliche Eva Kirchner) Astrid Eder eingesprungen, die nicht nur eine Ausnahmeerscheinung ist sondern auch eine solche Stimme hat.
Deren Bandbreite und Interpretationsfähigkeit ist mitreißend zumal Astrid auch locker von der Leber ihre Parts abspult, stets eins mit der Band, der sie auch zeitweise die Show stiehlt. Eine Augenweide war das Tanzpaar Tiphaire Paillard (eine Edelfrau, vornehm in jeder Phase, dazu trotz anspannender Konzentration immer ein Lächeln parat) und Rudi Wolfsgruber (ein Reindlmühler) das sich grazil und elegant zu den Melodien der Band übers Parkett bewegte, erstaunliche Kondition bewies und bei ihrer Choreographie Ideenvielfalt, Bewegungsharmonie, Gleichklang der Schrittkombinationen zeigte — eine visuelle Aufwertung des Eröffnungsabends!
Bandleader Franz Kirchner, am Bass stets locker und souverän, entpuppte sich bei seinen verbindenden Texten als zwangloser „Plauderwastl“, der sich keinen Zwang zu aufgesetzter Sprache antat sondern mit seinem Ebenseer Idiom sozusagen ein Gegenstück zum in diesen Kreisen gängigen Englischslang war. Resümee, dieses ersten KuSo-Abends (von insgesamt noch sieben folgenden): Ein begeisterndes sich steigerndes „Lustgefühl“ bis zur dritten Zugabe und die Gewissheit, Gast und Zuhörer bei einem absoluten musikalischen Highlight gewesen zu sein.
Fotos: Erwin Moser