Traunseer Polonaise und alpine Krokodile
Nach zehn Jahren gastierte die Microklasse wieder in Österreich, um ihre Weltmeisterschaft auszutragen. Polnische Erfolge auf nahezu allen Linien, eine russische Invasion in Gmunden und ein allseits gelobter Veranstalter. Eindrücke von der Micro-WM von XXX.
Fotos: priv
Er ist ja eigentlich immer cool. So auch während der Weltmeisterschaft – ein schwimmendes Plastikkrokodil an einer Leine hinter dem Boot nachgezogen, ein ärmelloses T‑Shirt bei 16 Grad und ein Fosters bei jeder Gelegenheit. „Hey Mate! G’d Sailing, ey!“ Adam Smith ist eigentlich Segelmacher in Christian Binders OneSails-Loft in Zwölfaxing und saß noch nie auf einem Micro.
Das ausgeborgte Boot wurde aus Belgien vom Chefvermesser mitgebracht, die Segel wurden in Österreich gefertigt, trainiert wurde am Neusiedler See mit einem anderen ausgeborgten Boot. Und das australisch-österreichische Team legte mit einem siebtem Platz in der ersten Wettfahrt die eigenen Erwartung recht hoch.
Gewonnen haben die Australier – die Sympathien der Klasse. Der Sieg ging nach sechs Wettfahrten an die polnischen Olympiastarter Piotr Ogrodnik/ Gregorz Banaszczyk/ Pawel Choroba, die die vierfachen Weltmeister Tarnacki/Becker/Mongrid stets unter Kontrolle hatten und vier von sechs Wettfahrten gewinnen konnten. Die polnischen Segler dominierten auch die Klassenwertungen „Racer“ mit den Plätzen eins und zwei sowie die Wertung „Cruiser“ mit den Plätzen zwei und drei. In diesen Klassenwertungen werden jeweils langsamere Schiffskonstruktionen zusammengewertet.
Die 47 Teilnehmer aus 11 Nationen bekamen jedenfalls alles geboten, was das Salzkammergut zu bieten hat: Wind von vier bis 20 Knoten, Thermik und Sonnenschein genauso wie Gewitter und Regen. Eine am Wasser souverän agierende Wettfahrtleitung des UYC Traunsees unter der Leitung von Anastasia Weinberger erhielt genauso viel Applaus wie die Eröffnung mit Blasmusik, k.u.k. Infanterieregiment und oberösterreichischen Schmankerln.
Die österreichische Microszene war durch zwei Boote vertreten. Helmut Czasny/Jakob Bonomo/Peter Wagner konnten im Konzert der Großen durchaus mithalten, eine Startkollision sowie ein Materialschaden am Vorsegel in Führung liegend kostete eine Topplatzierung.
Der Breitenbrunner belegten den achten Platz im Endklassement, während Christian Kettl/Wolfgang Kettl/Kai Gurschner vom Attersee auf Platz 41 landeten. Und die Australier? 18. Platz mit einem Frühstart im letzten Rennen, „but we’ll be back, Mate!“