Der südafrikanische Zellstoff- und Papierkonzern Sappi reagiert auf die weltweit steigende Nachfrage nach Viscosefaserzellstoff und stockt seine Gesamtjahreskapazität von 800.000 t auf 1,3 Mio t auf. Zwei Drittel des Ausbauprogrammes (330.000 t p.a.) entfallen auf das Werk in Cloquet (Minnesota). Es wird von der Produktion von Zellstoff für die Papierindustrie auf die Herstellung von Viscosefaserzellstoff umgestellt.
Rund EUR 130 Mio (USD 170 Mio) investiert Sappi in den Umbau. Um mehr als EUR 2 Mio (USD 2,6 Mio) kauft Sappi dabei Technologie und Engineering für die Schlüsselprozesse Kocherei und Faserlinie von der Lenzing Technik GmbH zu. Soeben wurde das Basic Engineering abgeschlossen. Voraussichtlich im Mai 2013 erfolgt die Inbetriebnahme.
Ab dann besteht die Möglichkeit, in Cloquet Viscosefaserzellstoff nach dem modernsten, von Lenzing Technik patentierten Kochverfahren zu produzieren. Viscosefaser ist eine industriell hergestellte Cellulosefaser aus dem natürlichen Rohstoff Holz, die ähnliche Eigenschaften wie Baumwolle besitzt und im Tragekomfort Textilien aus Erdöl weit überlegen ist.
Viscose ist eine überaus weiche, extrem saugfähige und atmungsaktive Faser mit natürlichen Trageeigenschaften, die sowohl für Kleidung als auch für Hygieneartikel oder Verbandmaterial eingesetzt wird. Während die weltweite Anbaufläche für Baumwolle stagniert, steigt die Nachfrage nach Textilien weiter. Die Produktion von Baumwolle verbraucht enorme Mengen an Wasser, Pestiziden und Land, das der Lebensmittelproduktion verloren geht. Die Produktion von Viscosefasern nimmt daher an Bedeutung zu.
Pionierprojekt in den USA
„Dass ein internationaler Großkonzern wie Sappi bei einem derartigen Projekt in den USA auf das Engineering-Know-how von Lenzing Technik setzt, ist eine Auszeichnung für unser Team“, betont Lenzing Technik-Geschäftsführer Herbert Hummer. Immerhin wird Cloquet das erste U.S.-Werk für Sappi sein, das Viscosefaserzellstoff herstellen kann.
Das Leistungsspektrum von Lenzing Technik umfasst neben Technologie, Simulation und Bilanzierung, Engineering für Prozess, mechanische Ausrüstung, Instrumentierung, Automatisierung und Programmierlösungen auch die Koordination und Überwachung der Montagearbeiten, sowie die Inbetriebnahme mit anschließenderProzessoptimierung und das Projektmanagement.
„Unsere Teams sind immer wieder vor Ort, um einen störungsfreien Ablauf gewährleisten zu können“, erklärt Herbert Hummer.
Lenzing-Verfahren als internationale Messlatte
Gemessen an der Reinheit und Qualität des Zellstoffs hat Lenzing Technik eine weltweite Messlatte definiert. „Man kann sicher behaupten, dass Lenzing mit seinem patentierten Kochverfahren einen internationalen Standard definiert hat. Diesen wollen wir uns für das Werk in Cloquet sichern“, begründet Mike Schultz, Project Director und Managing Director, Cloquet Mill, Sappi Fine Paper North America, die Zusammenarbeit mit den Engineering-Spezialisten aus Österreich.
Mit dem patentierten „Viscose Continuous Batch Cooking“ für Viscosefaserzellstoff (VISCBC) werden die Güte des gewonnenen Zellstoffs erhöht, die Gesamtzykluszeit der Herstellung verkürzt, die Kapazität der modifizierten Anlage maximiert und gleichzeitig der Energieverbrauch minimiert.
Logistische Herausforderungen
Da in Cloquet die gesamte Kocherei sowie die Faserlinie mit Wäsche, Sortierung und Bleiche umgerüstet werden, wird auch das Projektmanagement für die Gesamtanlage zu einer speziellen Herausforderung. “Weil ein Projekt dieser Dimension sehr komplex ist und viele Sublieferanten sowie Dienstleister zu koordinieren sind, werden Terminkontrolle und Ressourcenplanung zu überaus wichtigen Erfolgsfaktoren“, erklärt Lenzing Technik-Projektleiter Berndt Cupak.
Damit die Montage und Inbetriebnahme termingerecht erfolgen können, müssen alle Projektschritte exakt geplant und aufeinander abgestimmt sein. „Diese Aufgabe erfordert neben Prozessverständnis auch ein Höchstmaß an Geschicklichkeit und konsequentem Projektmanagement“, präzisiert Lenzing Technik-Geschäftsführer Herbert Hummer.