„Am Faschingsonntag, alle Jahr, um die selbe Stunde. Da wird die Mordsgschicht vorgetragen, von dieser Männerrunde“, so beginnt eine alt überlieferte „Mordsgschicht-Strophe“. Am Faschingsonntag war es wieder so weit.
Edel – in Frack und Zylinder – gekleidete Herren zogen durch Traunkirchen. An insgesamt acht Stationen wurden die besten Missgeschicke der Ortsbewohner gesanglich vorgetragen. Eine Mordsgschicht hat nichts mit Mord zu tun; vielmehr ist die Traunkirchner Mordsgschicht eine „mords Gaudi“.
„Seit über 100 Jahren gibt es diese schöne Tradition am Faschingsonntag in Traunkirchen. Wir sind sehr stolz, dass wir diesen alten Brauch weitertragen können“, so der PrEsident der Sängerrunde Rudolf Hödl. Die Traunkirchner Mordsgschicht wird von PrEsident Rudolf Hödl angeführt, neben ihm gibt es sieben Sänger mit einem Orchester (Gitarrist), einen Chauffeur und einen Requisiteur.
Die Grundmelodie der Lieder ist eine seit über 100 Jahren überlieferte Melodie. In diesem Jahr besangen die Herren zum Beispiel einen Ortspolitiker, der sich um jede Stimme bückt (und dabei zu Sturz kam). Außerdem wurde über einen Hausbauer gesungen, der seine eigene Schiebetruhe mit dem Bagger vergrub und diese somit nicht mehr fand. Insgesamt wurden sieben solcher Missgeschicke in Erfahrung gebracht und in einer Mordsgschicht verarbeitet. Das letzte Lied hob sich wieder von den anderen Mordsgschichten ab.
Anstatt der traditionellen Melodie wird hier immer auf eine Schlagermelodie zurückgegriffen. In diesem Jahr wurde „Rote Lippen soll man küssen“ in „Einen Gamsbock wolln sie schießen“ umgedichtet. Hier wurden zwei Jäger besungen, die einen Gamsbock schießen wollten. Als sie in der Jagdhütte saßen, kam der Bock zu ihnen. Ihre Gewehre hatten die Jäger jedoch im Auto vergessen. Als zusätzliches „Schmankerl“ gründeten die Mordsgschichtsänger am Faschingsonntag auch gleich die „Faschingspartei Traunkirchner Mordsgschicht“.
Diese Partei tritt laut Parteistatut nur am Faschingsonntag in Kraft und hat als Ziel die Faschings- und Geselligkeitsförderung. Ein prominenter Unterstützer wurde umgehend gefunden: Johann Habsburg-Lothringen aus Traunkirchen. Alle acht Stationen waren bestens besucht. Bereits im Vorfeld war ein Großteil der Tische reserviert worden.
Für die Traunkirchner ist die Traunkirchner Mordsgschicht am Faschingsonntag ein fixer Bestandteil im Jahreskreis. Hier erfährt man Neuigkeiten und kann den Fasching in seiner ursprünglichen, seit über 100 Jahren zelebrierten Form, genießen.