Knapp 100 Interessierte haben am vergangenen Freitagnachmittag die Gelegenheit genutzt, sich vom Projektteam der Energie AG am Gemeindeamt in Ebensee im Detail über das geplante Pumpspeicherkraftwerk (PSKW) zu informieren.
Die gesamten Projektunterlagen liegen zwar öffentlich am Gemeindeamt zur Einsicht auf, der Energie AG war es aber entsprechend den demokratiepolitischen Grundsätzen des Unternehmens wichtig, im persönlichen Kontakt und aus erster Hand zu informieren. Die Experten aus dem Projektteam konnten so in teils sehr detaillierten Gesprächen über die verschiedensten Aspekte des geplante Pumpspeicherkraftwerks Aufklärung leisten.
Die überwiegende Mehrzahl der Gespräche konnten in positiven Gesprächsklima geführt werden. Durch Erklärungen konnten Unklarheiten ausgeräumt und die meisten Bedenken über das Projekt zerstreut werden. Vor allem die detaillierte Aufarbeitung des Projektes und die Erklärungen, wann und wie die Bürger sich im Verfahren der Umweltverträglichkeitsprüfung beteiligen können, waren für die Besucher der Präsentation von besonderem Interesse. Die öffentliche Auflage der Einreichunterlagen am Marktgemeindeamt Ebensee endet am 29. März.
Bürgerinitiative pro Sonnstein übt Kritik
Bei aufkeimendem Widerstand wird der Ton dann schärfer. Dann wird in die neoliberale „Alternativlosigkeitskiste“ gegriffen und das zarte Widerstandspflänzchen ausradiert. Frei nach dem TINA-Prinzip (There Is No Alternative) — es gibt keine Alternative! Aussagen wie „wir brauchen das PSKW Ebensee, um die Netzstabilität sicherzustellen“ oder „um die Energiewende zu ermöglichen“ sind typische Killerphrasen, die Widerspruch und Zweifel schon im Keim ersticken sollen. Auch der Hinweis: „Wer gegen Atomkraft ist, muss für Pumpspeicherkraftwerke sein“ — lässt den Eindruck der Alternativlosigkeit entstehen.
Die Energieversorgung der Zukunft ist aber alles andere als alternativlos. Sie ist wesentlich kleinteiliger als heute. Sie ist dynamisch und dezentral, aber vielleicht verdienen die Stromkonzerne nicht mehr ganz so viel und viele kleine dezentrale Speicher erlauben es den Menschen dann, den selbst erzeugten Strom auch selbst zu verbrauchen. Ohne Umweg u?ber d as Stromnetz und ohne Netzentgelte und EEG-Umlage zu bezahlen … Zentralistische Pumpspeicherkraftwerke jedenfalls, die Regulierungskraftwerke sind und beim Hochpumpen des Wassers mehr Strom verbrauchen als sie beim Ablassen herstellen, sind dabei wesentlich zu kurz gedacht! Schauen Sie also genau hin, wer Ihnen Alternativlosigkeit vorgaukelt …
Wer aber der Argumentation der Stromkonzerne in ihrem Alternativlosigkeits-Szenario glauben möchte, hat dann zumindest einen guten Grund, weshalb sie/er nicht weiter nachfragt und den Preis der gewaltigen Umweltzerstörung und die Last von 1.372 Tagen Bauzeit mit mindestens 16.557 LKW-Transportfahrten, mindesten 77.717 LKW Fahrten über- und untertage im Rumitzgraben und die Detonation von 485.203 Kilogramm Sprengmittel über- und untertage auf sich nimmt.
Und die ENERGIE AG fragt: „Möchten Sie auch in Zukunft eine sichere Stromversorgung?“
Pumpspeicherkraftwerk Ebensee - BÜFE nimmt Befürchtungen der Bevölkerung ernst
Nachdem sich die Bürgerliste für Ebensee (BÜFE) bereits seit Monaten intensiv mit dem PSKW und seinen Folgen für Ebensee und seine Bevölkerung auseinandersetzt, konnten wir nun auch die anderen Fraktionen ins Boot holen. In der Gemeinderatssitzung am 4. März wurde in letzter Minute ein Dringlichkeitsantrag eingebracht, dass von Seiten der Gemeinde Einwände gegen die UVP erhoben werden, um die Parteienstellung im UVP-Verfahren nicht zu verlieren.
Auch wenn das Projekt — abgesehen von den ökonomischen Interessen — für eine Zukunft mit Strom aus erneuerbaren Energien einen Beitrag leisten kann, so ist unumstritten, dass Ebensee die Belastungen v.a. während der Bauphase (Beeinträchtigung durch Staub, Lärm, Sprengungen, Baustellenverkehr, …) treffen werden. Viele Anrainer der Kohlstatt haben uns gegenüber diesbezügliche Befürchtungen geäußert.
Als Vertreter der Gemeinde sehen wir es als unsere Pflicht an, solche Projekte kritisch zu hinterfragen und etwaige negative Auswirkungen auf unseren Heimatort möglichst einzuschränken. Daher ist es wichtig, dass die Gemeinde als solche durch entsprechende Einwendungen ihre Parteistellung im UVP-Verfahren wahrt.
Nachteilig sehen wir in diesem Zusammenhang die Aussage von Vzbgm. Ing. Markus Siller, er sei „ein absoluter Befürworter des PSKW“, die in der Ausgabe der OÖ. Nachrichten vom 11.1.2013 erschien. Mit dieser Äußerung wurde vorweg eine wohlwollende Betrachtung durch die Gemeinde signalisiert. Die BÜFE steht auf dem Standpunkt, dass es Aufgabe der gesamten Gemeindevertretung ist, dieses Projekt und seine Auswirkungen auf Ebensee kritisch zu prüfen. Wir glauben, dass wir das den betroffenen Anrainern (nicht nur) in der Kohlstatt schuldig sind. Und was die Ebenseer Bevölkerung von dem Projekt hat, darüber wird wohl noch in vielen Treffen mit der Energie AG zäh zu verhandeln sein.