Vor zwei Jahren – am 7. Oktober 2011 – wurde das AgrarBildungsZentrum (ABZ) Salzkammergut in Altmünster feierlich eröffnet. An diesem Standort wurden die Landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen von Weyregg und Altmünster zu einem zukunftsfähigen Bildungsverbund zusammengeführt.
Seit der Eröffnung war der Holzbau des Architekturbüros Fink Thurnher das Ziel hunderter Exkursionen. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde das ABZ Salzkammergut mit sieben nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet:
- Constructive Alps 2013; 1. Preis von 400 Einreichungen
- Award Bessere Lernwelten 2013; Anerkennung (BMUKK) (4. Preis von 51 Einreichungen)
- Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2012
- Bauwerk des Jahres 2012; Oö. Landesregierung
- Oberösterreichischer Holzbaupreis 2012; Sonderpreis „Energieeffizienz und regionale Wertschöpfung“
- Oberösterreichischer Holzbaupreis 2012; Auszeichnung Kategorie „Gewerbliche und Öffentliche Bauten“
- Österreichischer Bauherrnpreis
„Jetzt ist es an der Zeit, daraus für die Zukunft Lehren zu ziehen. Holz als Baumaterial und nachwachsender Rohstoff bietet viele Vorteile in puncto Ökologie und Wirtschaftlichkeit, aber auch seine positive Wirkung auf die Menschen gilt mittlerweile als erwiesen”, so Agrar- Landesrat Max Hiegelsberger. “Das ABZ Salzkammergut ist ein Vorzeigeprojekt für die nachhaltige und architektonisch gelungene Umsetzung eines Schulprojektes.”
“Lehren und Leben in einem Holzbau vermittelt ein entspanntes und gesundes Lebensgefühl. Damit wird auch ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der regionalen Wirtschaft geleistet“, ist Mag. Helmut Eiselsberg, Obmann des Ökosozialen Forums Oberösterreich überzeugt.
Ein Haus aus Rohstoffen der Zukunft – für Ausbildung mit Zukunft:
„In einem Einfamilienhaus aus Holz sind etwa 60 Tonnen Kohlendioxid gespeichert. Das entspricht der Menge, die ein PKW auf 400.000 Kilometer ausstößt“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. 1.400 m³ heimisches Holz wurden mit dem AgrarBildungsZentrum Salzkammergut verbaut.
Heimisches Holz ist der Hauptbestandteil der sowohl bei der Konstruktion als auch bei der Fassade. Auch bei den Wand- und Deckenverkleidungen, den Fußböden und Möbeln wurde ein Schwerpunkt auf den regionalen und nachwachsenden Bau- und Werkstoff Holz gelegt. Bei der Vergabe wurde dabei besonders auf die Verwendung von heimischem Fichten- und Tannenholz aus einem Umkreis von 150 km wert gelegt. Daneben wurden auch andere nachhaltige Baustoffe, wie etwa Schafwolle für die Innendämmung, verwendet.
Passivbauweise und Bioenergie
Das Agrarbildungszentrum Salzkammergut wurde als 70 x 70 Meter großer Vierkanter mit 12.300 m² Nutzfläche auf drei Geschossen vom Architekturbüro Fink & Thurnher konzipiert und verwirklicht. Durch die Passivbauhausweise mit CO2-Neutralität werden pro Jahr 1,2 Mio. Kilowattstunden Heizenergie eingespart. Basis der energetischen Optimierung ist die kompakte Gebäudehülle in Verbindung mit hervorragenden U‑Werten der Bauteile.
Die zentrale Wärmeversorgung erfolgt über eine Hackschnitzelanlage mit solarer Unterstützung. Für Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger ein Vorzeigeprojekt für den modernen Holzbau, aber auch mit energetischer Vorbildfunktion im öffentlichen Bau. „Die Passiv-Bauweise mit klimaneutraler Holzbauweise ist umweltfreundlich, spart Energiekosten und nicht zuletzt profitiert die heimische Holzindustrie von diesem Auftrag“, hebt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger die Wertschöpfung für die Region hervor.
„Die umfangreichen Holzarbeiten wurden an einen regionalen Zimmereibetrieb vergeben, das verarbeitete Holz stammt zum größten Teil und soweit verfügbar aus einem Umkreis von 150 Kilometern.” Das Land Oberösterreich investierte in die Region, um lange Transportwege zu vermeiden, aber vor allem um die regionale Wirtschaft anzukurbeln, nachhaltig zu stärken und Arbeitsplätze abzusichern. Holz schafft Einkommen für 65.000 Menschen in OÖ Die heimischen Wälder bedecken beinahe die Hälfte der Landesfläche, und machen Oberösterreich zu einem der waldreichsten Gebiete Europas. 42 % der Landesfläche ist mit Wald bedeckt.
In unserem Bundesland wachsen 430 Millionen Bäume, die jährlich 4,7 Millionen Kubikmeter Holz produzieren. Alle dreieinhalb Minuten entsteht so in unseren Wäldern genug Holz für den Bau eines Hauses. Vom gesamten Holzzuwachs werden etwa 72 Prozent entnommen, der Rest verbleibt im Wald und vergrößert damit den vorhandenen Vorrat.
„Die Forst- und Holzwirtschaft steht mit ihrem generationenübergreifenden Denken und Handeln Modell für viele andere Bereiche von der Politik über die Wirtschaft bis zur Kultur. Die Bäume die wir heute pflanzen, können von unseren Kindern und Enkelkindern einmal geerntet werden. Dieses Prinzip wird in der Forst und Holzwirtschaft schon lange gelebt“, betont Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Mehr als 65.000 Menschen beziehen in Oberösterreich ein Einkommen aus einem der vielen Betriebe der oberösterreichischen Forst- und Holzwirtschaft. Mit einem jährlichen Außenhandelsbilanz-Überschuss von fast 4 Milliarden Euro zählt die Wertschöpfungskette Forst-Holz-Papier zu den wichtigsten Aktivposten des österreichischen Außenhandels. Der Außenhandelsüberschuss befindet sich damit auf einem annähernd gleichen Niveau wie der des österreichischen Tourismus.
ABZ Salzkammergut – ein Holzbau für die Zukunft:
Lehren und Leben für die Zukunft
Das AgrarBildungsZentrum Salzkammergut in Altmünster am Traunsee ist nicht nur architektonisch ein zukunftsweisender Bau. Die Baubiologie der verwendeten Materialien im Zusammenspiel, die gesetzten Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und die Philosophie des Baues lassen das Haus einzigartig sein.
Auf Nachhaltigkeit wurde ein besonders Wert gelegt:
- Passivhaus,
- Photovoltaik,
- Sonnenkollektoren,
- Hackschnitzelheizung,
- Brauchwasser für WC-Anlagen usw.
Gerade auch das Raumklima ist ein Besonderes: Holz sendet als belebendes und lebendiges Material im Bereich des Arbeitens (Unterricht) und Wohnens (Internat) Signale aus, die positiv besetzt sind. Geruch, Struktur und Wärme ergeben in den Räumen und Gängen der Schule ein eigenes Klima, das ein Wohlfühlen und eine Behaglichkeit möglich macht, die sonst nicht erfassbar sind. Schulgeruch, wie er sonst markant ist, kommt nicht auf, da der Duft des Holzes überwiegt.
Direktorin DIin Barbara Mayr berichtet von einer besonderen Lernqualität im Holzbau ABZ Salzkammergut: “Der typische Schullärm ist im ABZ Salzkammergut nicht gegenwärtig. Das Holz in naturbelassener Form schluckt den Alltagslärm und ermöglicht so eine ruhige Pause und Schulalltagsatmosphäre.”
Die architektonischen Feinheiten wie ein Atrium vor jeweils zwei Klassen ermöglicht den Jugendlichen Rückzug in nicht einsichtige Bereiche – es entstehen im Schulbereich private Räume. Sie ermöglichen Aufenthalt, Gespräche und Relaxphasen in der Gemeinschaft. Die Bedeutung der Hauptgänge ist reduziert auf ihrer Funktion als Gehwege.
“Das schlichte geradlinige und doch offene Führen der Linien im Haus, die reduzierte Auswahl der eingesetzten Materialien sowie die Tiefe und Transparenz der Räume bewirkt bei Jugendlichen, Lehrern und Mitarbeiter weniger Stressgefühl, gesteigerte Konzentrationsfähigkeit und geringere Aggressionsbereitschaft”, sagt Direktorin Mayr.
Lernklima und pädagogisch variantenreicher Unterricht ermöglicht andere Lernqualität und Lernergebnisse. Die den Klassen vorgelagerten, Licht durchfluteten Gruppenräume sind im in Gruppen aufgelösten Unterricht optimal nutzbar. Die Bibliothek als dislozierter Unterrichtsbereich verbindet das Gefühl des entspannten Lesens mit dem Gefühl des spannenden Recherchierens.
An diesem Ort ergibt sich das Gefühl der Geborgenheit und der entspannten Wissenssuche. Die spannende Gliederung des Gebäudes in die Bereiche Lehren (Obergeschoss) sowie Leben und Wohnen (Erdgeschoß) und das praktische Arbeiten (Untergeschoss) ermöglicht eine besondere Wahrnehmung der verschiedenen Aktivitätsbereiche.
Das Konzept der Ganzheitlichkeit in der Ausbildung im koedukativen Kontext – der sich zum Beispiel im Weg vom landwirtschaftlichen Rohprodukt bis zum fertigen wertvollen regionalen Lebensmittel präsentiert, verfolgt neue pädagogische Ansätze. Nach dem Erfassen des Rohzustandes erfolgt das Tun und die Umarbeitungsphase, das Veredeln. Der Höhepunkt liegt danach im Verkauf der erzeugten Produkte im schuleigenen Genussladen durch die Jugend. Die Verantwortlichkeit der Erwachsenen als Vorbild für unsere Jugend in Lebensführung, Lebensgestaltung und Lebenszielen zu sein, kann nur durch Vorleben von verantwortungsbewusstem Handeln und Agieren erfolgen.
“Vorgelebte Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen und im eigenen Lebensstil ermöglicht es, Bewusstsein für diese Verantwortung der nächsten Generation von Erwachsenen zu schaffen”, so Mayr.