Im Erlakogelmassiv über dem Traunsee wurde mit der Gasselhöhle eines der tropfsteinreichsten Höhlensysteme des deutschen Sprachraums erforscht. Österreichischen Speläologen gelang der Nachweis eines über 5 Kilometer langen Höhlensystems im Gasselkogel, einem Ausläufer des Erlakogelstockes vulgo „Schlafende Griechin“ in den Trauntaler Voralpen.
Die Fortsetzungen der seit 1933 als Schauhöhle zugänglichen Gasselhöhle werden seit mehreren Jahren von Mitgliedern des Vereins für Höhlenkunde Ebensee und der Universität Innsbruck vermessen und wissenschaftlich dokumentiert.
Johannes Mattes, Generalsekretär des Verbands Österreichischer Höhlenforscher (VÖH), betont die hohe Bedeutung der jüngsten Neuentdeckungen: „Die Gasselhöhle stellt mit ihrer außerordentlichen Vielfalt und Fülle an besonders seltenen Tropfsteinformen eine wissenschaftliche Rarität dar, die in Österreich einzigartig ist.“
salzi.aktuell — Nachrichten vom 10.10.2013
Am 5. Oktober ist es Höhlenforschern gelungen, in bisher unbekannte Teile des Höhlensystems vorzudringen, die bisher erst in Ansätzen erkundet und vermessen werden konnten. Durch die Neuentdeckungen zählt die Gasselhöhle zu den längsten Höhlensystemen Oberösterreichs.
Tropfsteinreichtum
Die Gasselhöhle ist Fundort einer der seltensten und gleichermaßen seltsamsten Sinterformen, den Höhlenperlen. Mittlerweile wurden sie an vier Stellen in der Höhle gefunden, jene aus der „Perlenhalle“ sind mit einem Durchmesser von 4 cm gleichzeitig die größten Österreichs Eine wissenschaftliche Analyse der ebenfalls zahlreich anzutreffenden Poolfingers – unter Wasser wachsendem Sinter – erlaubt Rückschlüsse auf den Einfluss von Bakterien – ein bisher nicht beachteter Faktor im Tropfsteinbildungsprozess.
Weitere Erklärungen für den bislang wissenschaftlich nicht geklärten Reichtum an Sinterformen in der Gasselhöhle, die Tropfsteinsäulen bis zu 11 Meter Höhe und 6 Meter Durchmesser aufweist, dürften die geringe Seehöhe der Riesenhöhle und die damit verbundene dichte Vegetation an der Erdoberfläche sein.
Klimageschichte
Eine Begehung der Gasselhöhle gleicht einem Streifzug durch längst vergangene Zeiten. Durch massenspektometrische Analyseverfahren wurde das Alter der Tropfsteingebilde durch Experten der Universität Innsbruck näher bestimmt.
Neben Sinterformen, die selbst unter den heutigen Bedingungen aktiv wachsen, wurden Tropfsteine beprobt, deren Entstehung in die verschiedensten Epochen des Quartär bis über die technische Datierungsgrenze von 500.000 Jahren zurückreicht.
Durch die in den Sinterformen eingelagerten Sauerstoffisotope sind Rückschlüsse auf Temperaturverläufe während der Bildungsphase der Tropfsteine möglich. Die Sinterformen aus der Gasselhöhle bilden wichtige Klimaarchive für die Rekonstruktion des holozänen Klimawandels im Alpenraum.
Fotos: Helmut Mohr & Werner Haupt