„Beim Schwaun muaß heit was Bsonderes sein“ – so und ähnlich klangen die Worte einiger Gäste, die am vergangenen Freitag am Nachmittag vor verschlossener Eingangstür standen. Beim genauen Hinsehen dann die Aufklärung: Wegen der Vorbereitungsarbeiten für eine „geschlossene Gesellschaft“ hatte das erste Haus am Platz einmal für wenige Stunden geschlossen.
Die Vorbereitungsarbeiten galten dem nicht alltäglichen Fest „130 Jahre Seehotel Schwan“, welches am 8. November ab 18 Uhr über die Bühne ging. Das Seehotel Schwan wird jetzt von Michael und Nina Nöstlinger als Juniorchefs bereits in sechster Generation geführt. Und auch die beiden bleiben einem wichtigen Grundsatz des Hauses und der fünf Vorgenerationen treu: „Schaut mir auf die Stammgäste“.
Und so war es dann auch keine Überraschung, dass fast alle geladenen Vertreterinnen und Vertreter der zwanzig verschiedenen Stammtische am frühen Abend die Schritte Richtung Rathausplatz lenkten. Bis auf den letzten Platz waren die Räumlichkeiten gefüllt, als Michael Nöstlinger in sehr launigen und kurzweiligen Worten die 130 Jahre Gastronomie und Hotellerie Revue passieren ließ.
1883 gründeten Michael und Franziska Nöstlinger das Gasthaus Schwan am heutigen Standort am Rathausplatz. 1898 ein schwerer Schicksalsschlag für die zweite Generation am Hause, denn das Gebäude wurde arg zerstört. Karl und Barbara Nöstlinger begannen aber wieder mit dem Aufbau und führten es durch die Wellentäler des ersten Weltkrieges bis zum Jahre 1922 hin vom Gasthaus zu einem Hotel.
In dritter Generation waren dann Josef und Johanna Nöstlinger die Hoteliers beim Schwan, wenngleich die Arbeit mehr auf den Schultern von Johanna Nöstlinger ruhte, denn ihr Gatte war als Kurzzeitbürgermeister „mehr auf der Gmoa und beim Hois‘n“, wie Urenkel Michael in seiner Festrede launig anmerkte. Immerhin führten Josef und Johanna Nöstlinger das Haus genau 50 Jahre lang, darunter auch in der Zeit der Wirrnisse während des zweiten Weltkrieges.
Sechs Jahre lang, von 1972 bis 1978, waren Josef und Margarethe Nöstlinger die Besitzer in vierter Generation. Durch den frühen Tod des Vaters musste dann Sohn Josef in die Fußstapfen des Vaters treten. Zusammen mit seiner aus Niederösterreich stammenden Gattin Annemarie führt er „den Schwan“ bis heute – „und hoffentlich noch recht lange“ – wie in der reichlich bebilderten Einladung zum Jubiläumsfest steht.
Mit Michael und Nina Nöstlinger steht die sechste Generation parat, um die große Aufgabe der Leitung des Hauses zu übernehmen. Aber – bis es soweit ist, soll noch einige Zeit vergehen — wünschen sich die Juniors noch ein langes und entlastendes Mitwirken der Seniorchefleute. Das sich beim Schwan alle Besitzergenerationen stets des Wertes der Stammgäste bewusst waren, kam an diesem Tag so richtig zum Vorschein:
Exakt 21 verschiedene Stammtische haben Woche für Woche den Schwan als gesellschaftliches und kulinarisches Zuhause, der älteste noch existierende Stammtisch wurde 1950 gegründet und sechs Vertreter der ersten Stunde waren beim Fest auch anwesend. Rang, ‚Status und Name war bei früheren Stammtischen etwas Wichtiges und nicht Wegzudenkendes, wie der „Bürgerstammtisch“ mit gravierten Namens- und Berufsschildern in der Gaststube heute noch bezeugt. Ganz so steif und kategorisiert geht es heute nicht mehr zu, wenngleich sich auch die verschiedenen Stammtische in ihrer personellen Zusammensetzung und im Inhalt ihrer Zusammenkünfte unterscheiden.
Da gibt es den „Schwanerer Jungstammtisch“, bei dem die Hälfte der Mitglieder bereits in Pension sind, dort die „Fürsten“ die ohne jegliche Ländereinen und Gefolge ausgestattet sind, Pensionistentreffen beim wöchentlichen Stammtisch runden das Bild zusammen mit den Stammtischlern des dienstägigen Wochenmarktes ab. Aber es gibt auch den „losen“ Stammtisch, wo praktisch ein jeder Besucher des Hauses willkommen ist und Platz nehmen kann.
Dipl. Ing. Dr. Herbert Löcker überbrachte in Reimform für alle Gekommenen den Dank für die Einladung und die Gratulation zum Jubiläum zum Ausdruck. Stadtrat Gerhard Meingast vertrat den krankheitsbedingt abwesenden Bürgermeister Heinz Köppl und er dankte seitens der Stadt für die Innovationsfreude aller Generationen, die einen steten und kontinuierlichen Ausbau und ein Anpassen des Hauses an die Erfordernisse der jeweiligen Zeit mit sich brachte. Sein Dank galt weiter allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, die mit ihrer Arbeit ja die Garanten für die Zufriedenheit der Gäste sind. Das dies auch in den kommenden Jahren so bleiben möge, war der Wunsch der Stadt an das jubilierende Haus.
Nach dem offiziellen Teil sollten das leibliche Wohl und die Unterhaltung nicht zu kurz kommen. Für die Stammgäste legten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann nochmals ordentlich ins Zeug und schickten die Kolleginnen und Kollegen im Service mit Rohschinken und Speck als Holzbrettl als Einstimmung auf das weitere Kommende zu den Gästen. Danach folgte eine Erdäpfel-Steinpilzsuppe und als dritter Gang wurde eine Lachs-Zanderroulade auf Safranrahm mit Gemüse und Kartoffeln serviert, ehe ein Hirschragout mit Spinatknödel und Rotkraut den Hauptgang beendete. Am Nachtisch delektierten sich die Gäste bei Grießflammerie mit marinierten Beeren. Aus dem Keller erfreute man sich anfänglich bei einem Glas guten Hopfenkönig aus dem Hause Eggenberg, später denn bei erlesenen Tropfen heimischer grüner und blauer Beeren.
Die Unterhaltung im Hause Nöstlinger genossen an diesem Abend Eggenberger-Seniorchef Dr. Karl Stöhr samt Gattin und Sohn Hubert, der frühere Chef der Gmundner Milch Dipl. Ing. Günter Geislmayr sowie die Traunseewirtekollegen Franz und Ingrid Pernkopf sowie Hans Rosi und Johanna Schallmeiner.
Dass das Fest „130 Jahre Seehotel Schwan – Willkommen am See“ allen noch lange in Erinnerung bleiben wird, war letztlich auch das Verdienst der „Krauhölzlmusi“, die mit ihren abwechslungsreichen Melodien das Seehotel Schwan bis in die frühen Morgenstunden nicht zur Ruhe kommen ließ. Ganz im Sinne der Wirtsleute und der lange und noch länger Gebliebenen.