„Die Lenzing AG hat gerade die besten Jahre ihrer Firmengeschichte hinter sich. Auf den ersten Gegenwind mit dem Abbau fast eines Viertels der Belegschaft im Stammwerk Lenzing zu reagieren, ist völlig unverständlich und darf so nicht kommen“, ist AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer empört.
Die Arbeiterkammer werde die Betriebsräte bei der Ausschöpfung aller (auch juristischen) Möglichkeiten unterstützen, um die Massenkündigungen zu verhindern – bis hin zur Anrufung der staatlichen Wirtschaftskommission, die notfalls einen Schlichtungsversuch in der Lenzing AG unternehmen muss.
Zusätzlich zu rund 390 Beschäftigten in der Lenzing AG und Lenzing Technik will das Unternehmen bis zu 300 Leiharbeiter freisetzen. In Summe geht es also um fast 700 Arbeitsplätze am Standort Lenzing, das ist fast ein Viertel der gesamten Belegschaft. Ein Personalabbau in dieser Größenordnung ist keine Konsolidierungsmaßnahme, sondern ein Kahlschlag, der den gesamten Standort und letztendlich die Substanz des Unternehmens gefährdet.
Dabei steht das Unternehmen gut da und weist seit Jahren hohe Gewinnausschüttungen sowie eine konstant niedrige Personaltangente aus. Anlass für die radikalen Personalabbaupläne ist kein Auftragseinbruch, sondern der Rückgang des Betriebsergebnisses von 160 auf rund 80 Millionen Euro aufgrund international ungünstiger Preisentwicklungen. Die Lenzing AG hat also gar kein Auslastungsproblem, sondern will nur die Gewinne hochhalten. „Ein regionaler Leitbetrieb wie die Lenzing AG ist aber nicht nur den Aktionären verpflichtet, sondern hat eine Verantwortung gegenüber den Beschäftigten, der Gemeinde und der Region“, sagt Kalliauer.
Im ganzen Bezirk Vöcklabruck gibt es derzeit 2700 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,7 Prozent. Setzt die Lenzing AG ihren Plan um, steigt die Zahl der Arbeitslosen auf einen Schlag um dramatische 20 Prozent. Das gefährdet die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der ganzen Region.
Die Ankündigungen eines Sozialplanes bzw. einer „Stiftungslösung” für die Betroffen sind völlig unzureichend. Denn Ersatzjobs gibt es in der Region kaum, und auch Auspendeln wird die Chancen der betroffenen Arbeitnehmer auf einen neuen Arbeitsplatz nur marginal erhöhen. Speziell für Ältere, die gekündigt werden, sind die Aussichten auf einen neuen Job minimal. Die Vorgehensweise der Lenzing AG erweckt den Eindruck, dass sie Kosten auf die betroffenen Arbeitnehmer und die Allgemeinheit (AMS, Arbeitslosenversicherung) abwälzen will und darauf spekuliert, die Gekündigten bei einem Anziehen der Preise problemlos wieder ins Unternehmen holen zu können.
salzi.aktuell — Nachrichten vom 19.11.2013
„Die oberösterreichische Arbeiterkammer und die Gewerkschaften werden gemeinsam mit den Betriebsräten alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen, um die geplanten Massenkündigung in der Lenzing AG zu verhindern“, kündigt der AK-Präsident an.