Nicht nur in Ebensee, der “Krippen-Hochburg” des Salzkammergutes, ist eine Kripperlroas sehenswert. Auch die sogenannte “Viechtau”, der Ortsteil Neukirchen in der Gemeinde Altmünster, beherbergt einzigartige Krippen. Während sich die Ebenseer Krippenbauer und ‑schnitzer auf Landschaftskrippen spezialisiert haben, sind in der “Viechtau” bewegliche Krippen zu bewundern. Eine Kripperlroas dort zeigt nicht nur die Geschichte der Geburt Jesu, sondern ist auch eine Zeitreise in die Vergangenheit der Region und ihres Handwerks vor 100, 150 Jahren.
Zwei mechanische Krippen sind fast wie “Volkskundemuseen” eingerichtet und beinhalten die typischen Berufe der damaligen Zeit. In den Krippen, die um 1900 entstanden sind, wird fleißig gearbeitet, gesägt und gehämmert. Holzfäller, Zimmerleute, Schmiede, Bauern, Fasslbinder und “Sagler” werden von gefinkelten Mechanismen bewegt und geben Einblick in das damalige harte Arbeitsleben.
In einer der beiden Krippen, der “Gschwandthäusl-Krippe”, gibt’s außerdem eine Besonderheit: Sogar die Hl. Familie muss arbeiten — Maria wiegt das Kind und Josef schneidet an einem Stück Holz. In den Krippen finden sich auch regionstypische Figuren, wie der “Lampötroga” und “Voda, loss mi a mitgehn”.
Die “Viechtau” war in früheren Jahrhunderten bekannt für ihr Holzhandwerk und die sogenannte “Viechtauer Ware”. Das waren Gebrauchsgegenstände, Souveniers und Spielwaren, die in Heimarbeit hergestellt wurden, und in die gesamte Donaumonarchie exportiert wurden.
Fotos: Wolfgang Spitzbart
Kripperlroas zu einzigartigen Krippen
Die “Boten-Krippe” wurde vom 1866 geborenen Johann Spiesberger (er war Bote, daher der Name der Krippe) entwickelt und mit einer Handkurbel betrieben. Hier bewegen sich zum Beispiel ein Mühlrad und eine Säge. Mit viel Hingabe betreut Frau Schatzl, eine Enkelin Spiesbergers, die Krippe.
Die “Gschwandthäusl-Krippe” wurde vom Freund Spiesbergers, dem 1873 geborenen Wolfgang Harringer, gebaut. Hier geben die dargestellten Figuren und Gruppen einen Einblick in das Leben der “kleinen Leute” in der Viechtau. Ursprünglich wurde diese mechanische Krippe mit Wasserkraft und einem selbst gebauten Räderwerk angetrieben. Die Krippe lag 30 Jahre zerlegt auf dem Dachboden und wurde von Nachkommen Harringers restauriert und wieder aufgebaut.
Bei einer Kripperlroas kann auch die “Schwanthaler-Krippe” in der Pfarrkirche Altmünster besichtigt werden. Diese siebenteilige Krippe wurde von Johann Georg Schwanthaler (geb. 1740), einem Urenkel des großen Meisters Thomas Schwanthaler, geschaffen. Viele Details dienten späteren Schnitzern als Vorbild für eigene Arbeiten und gehören heute noch in jede Salzkammergut-Krippe wie zum Beispiel der Hirtenschlaf, die Gruppe “Voda, lass mi a mitgehn” oder der Gloria-Engel.
Fachkundige Führungen
An zwei Freitagen bietet das Tourismusbüro Altmünster geführte Führungen zu den Krippen in Altmünster und Neukirchen an: am 27. Dezember 2013 und 3. Jänner 2014, jeweils 14 Uhr, Anmeldungen erbeten unter (07612) 87181.