Ihren neue Tonträger „Cache“ präsentierte die Wiener Indy-Formation „Francis International Airport“ Samstag abends im Kino Ebensee – eine Reise in die Tiefgründe und kreativen Ausdrucksmöglichkeiten elektronischer Musik mit die emotionelle Kälte der Gesellschaft kritisierenden Sprachbildern und dominierenden Krautrockelementen.
Mit umschmeichelnden Pop-Melodien in Kontrast mit distanzierter Elektronik, raffiniert verwobener, schräg und geheimnisvoll, deren Kombination Vitalität aus der Dichotomie aus Technik und Fantasie schöpfte.
Mit trockenem, treibendem Rhythmus, sanften Keyboardklängen und zartem Gesang plakatierten Francis International Airport Soundbilder von wirtschaftlich verarmten Gegenden der Metropolen, verfallen und unheimlich und zeichneten damit auch ein Spiegelbild der brachliegenden emotionalen Bereiche der Gegenwartsgesellschaft.
Die Kombination aus analogen Synthizisern, elektronisch anmutenden Drums, synthetisch Handclaps, elektronisch erzeugten Melodien sowie Klangflächen, basierend auf einem feinen Klangteppich und hintergründig eingesetzten Gitarren, sehr reduziert eingesetzt, formten melancholische, monochrome Songstrukturenden, unterkühlt und doch warmwirkend, stark und mit einer satten Dichte.
Die assoziativ aneinandergereihten Wortbilder formierten eine Schwarzweiß-Ästhetik von russischer Science Fiction der 70er Jahre, Schwarz-Weiß-Stummfilmstreifen über die industrielle Revolution bis zu nebeligen Disco-Tanzflächen der 1980er in sehr vagen Formulierungen, kongenial in Wechselwirkung mit bewusst räudig klingendem Sound, schief und manchmal leicht dissonant klingend mit Gänsehaut evozierender elektronischer Kälte – balladenhafte, epische Syntie-Hymnen, Ausflüge mit Dream Pop und Softrock-Charakter, Indie-Pop mit pumpenden Bässen, atmosphärischen Collage sowie druckvoll-treibenden Krautrock-Passagen.
Dem beeindruckten Publikum kroch die Mixtur aus Syntieexperimentierfreudigkeit mit treibender Gitarrenerdung sofort dominant ins Gemüt — getragen durch Syntiewellen, durch die Gitarrenstrukturen geerdet und fasziniert von der Geschlossenheit und Dichte der Songs. „Francis International Airport“ hinterließen im Ebenser Kino nachhaltige Freude, Heiterkeit sowie ein lockeres Feeling.
Text: Bernhard Feichtinger
Fotos: Denzel/ www.facebook.com/media/set/?set=a.10152040439327940.1073741850.151659022939&type=3