Glöcklerlauf 2014 – ein uralter Brauch mit festem Platz in der Tradition des Salzkammergutes
Jedes Jahr am 5. Jänner durchlaufen die Glöckler als Lichtgestalten mit wunderschönen, leuchtenden, handgefertigten Kappen das Zentrum von Bad Ischl, vertreiben mit ihren Glocken die bösen Geister und bringen Heil und Segen. So auch am 5. Jänner 2014 ab 18.00 Uhr.
Die Glöckler werden Ihren Pfarrgasse und Auböckplatz laufen, um am Ende in der Kaiser-Franz-Josef Straße ihre Kreise, Spiralen und Achter zu ziehen. Die verschiedenen Passen mit bis zu 20 Mitgliedern sind weiß gewandet, tragen auf ihren Schultern die kunstvoll verzierten, mit Kerzen erleuchteten Kappen und am Gürtel eine laut tönende Glocke.
Ein weiterer Höhepunkt des winterlichen Brauchtums in Bad Ischl ist der Ritt der „Heiligen Drei Könige“. Sie treffen um ca. 17.00 Uhr, begleitet von Fackelträgern und Hirtensängern, feierlich im Zentrum von Bad Ischl ein. Gesungen werden dabei alte überlieferte Hirtenlieder aus dem Salzkammergut.
Fotos: Hofer
Die Tradition des Ischler Glöcklerlaufes
Kurz zur Geschichte: Der heutige Glöcklerlauf hat sich in den beiden vergangenen Jahrhunderten aus zwei in unserer Gegend üblichen Bräuchen entwickelt: Einerseits aus jenen geschichtlichen mystischen Abwehrumzügen, die seit Jahrhunderten jeweils in der Vorweihnachtszeit und bis Dreikönig abgehalten wurden (Schutz vor finsteren Mächten). Andererseits aus dem Brauch des Anklopfens und Neujahrswünschens in seinen verschiedenen Formen. Laut geschichtlicher und volkskundlicher Forschung besteht der Brauch des Glöcklerlaufes in der heutigen Form seit etwa 130 Jahren und findet jeweils in der letzten Rauhnacht, das ist die Nacht vom 5. auf den 6. Jänner statt.
Die Geburtstube des Glöcklerlaufes lässt sich nicht mehr genau zuordnen, dürfte jedoch im Raum Ebensee am Traunsee zu suchen sein. Bei der Verbreitung des Brauchtums haben sich in den einzelnen Orten des Salzkammergutes verschiedene Eigenheiten herausgebildet: So wird in Ebensee mit dem Sturmhut — einer halbkreisförmigen Kappe — an der Spitze jeder Passe gelaufen, während hier in Bad Ischl der Komet zu finden ist. Auch die Formen der Kappen unterscheiden sich innerhalb der Orte und Passen. Ebenso ist die Gestaltung der Ornamente und Muster sehr unterschiedlich. Das hat dazu geführt, dass dieses Brauchtum heute ein sehr vielfältiges Bild bietet. Neben Sternen und Spitzkappen sind auch viele Figuten und Bilder aus dem religiösen Bereich zu finden, z.B. die Heiligen Drei Könige der Mitterweißenbacher-Pass oder nachgebaute Kirchen und Kapellen.
Den Ischler Glöcklerlauf pflegen verschiedene Institutionen wie der Trachtenverein, die Pfadfinder, Feuerwehren und Ortschaftsgruppen. Am 5.Jänner sind im Raum Bad Ischl zwischen 10 und 15 Passen unterwegs. Die Hälfte davon trifft sich um 18 Uhr im Stadtzentrum zum gemeinsamen Lauf vor der Trinkhalle, wo sie ihre “Kreise” und “Achter” laufen als Reverenz vor den Menschen. Anschließend eilen die einzelnen Passen hinaus in die Ortschaften, wo die Leute oft bis Mitternacht auf den Besuch ihrer Glöcklerpass warten.
Beim Besuch der einzelnen Häuser wird den Bewohnern ein gutes neues Jahr gewünscht. Diese bewirten die Glöckler dafür mit Krapfen, Keksen, Tee oder Punsch oder bedanken sich mit einer Geldspende, dem Glöcklerthaler, wofür die Glöckler sich mit einer Verbeugung revanchieren. So eine “Pass” besteht aus einem Vorläufer, dem Komet und 12 bis 15 Kappen sowie dem Nachläufer oder Spion mit seinen Sammlern. Alle sind weiß gekleidet (weißes Hemd und weiße Hose) und tragen am Gürtel hinten eine Kuhglocke, um mit den hell erleuchteten Kappen, also mit Licht und Lärm, die bösen Geister zu vertreiben und die Kräfte der Natur im neuen Jahr zu wecken.
Der Vorläufer ist erkennbar am weißen Gewande, ebenfalls mit Glocke, schwarzer Zipfelhaube und langem Wanderstab. Er ist der Anführer der Gruppe am Weg zu den
Häusern und beim Laufen der Kreise und Achter. In früheren Zeiten, als die Obrigkeit dieses heidnische Brauchtum verboten hatte, war es die Aufgabe des Vorläufers und des Spions, die Gruppe vor dem Zugriff der Obrigkeit, also der Gendarmen, zu bewahren. Der Stock diente zum Anklopfen bei den Häusern und zum Überspringen der Zäune.
Der Komet: Er läuft als erster mit einer Kappe in der Form eines Kometen, wie in der Überlieferung der Stern von Bethlehem dargestellt ist, als Stern mit einem Schweif.
Die Kappen: Ein aus Holzstäben gebautes Gerüst, das auf dem Kopf getragen wird und mit schwarzem Tonpapier überzogen ist, aus dem verschiedene Muster, Ornamente oder Bilder herausgeschnitten werden und das mit Seiden- oder Buntpapier unterlegt wird. Die Kappen sind von innen mit Kerzen ausgeleuchtet und zeigen sich von außen wie ein buntes Kirchenfenster.
Die Spione: So heißen die Nachläufer und Sammler. Sie sind angezogen wie der Vorläufer und sind Betreuer der Passe. Ihre Aufgabe ist es, die Kappen beleuchtet zu halten, die Geldgaben entgegenzunehmen und erhaltene Gaben mitzutragen. Jüngere Tradition hat das Dreikönigsreiten mit den Sternsingern, ebenfalls am Vorabend
des Festes Heilige Drei Könige. Veranstaltet und durchgeführt wird es vom Trachtenverein “D´Ischler” und dem Männergesangsverein Bad Ischl.
Die 3 Heiligen Könige, hoch zu Ross, mit Gefolge und ihren Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe, ziehen begleitet von etlichen Hirten und Kindern mit Schafen ebenfalls durch die Stadt bis zur Trinkhalle. Vor einzelnen Häusern und Gaststätten singt das Doppelquartett des Männergesangsvereins alte Hirtenlieder und stellt so das biblische Geschehen dar. Auch diese Gruppe wird mit Tee, Punsch oder Schnaps und mit einer Geldspende bedankt.
Text: Eberhard Aschauer