Die aus dem Niger stammende Combo „Marmar Kassey“, benannt nach einem Krieger, präsentierte letzten Freitag im Kino Ebenste ihren neu erschienenen Tonträger „Taboussize Niger“. Ganz in der musikalischen Tradition ihres Heimatlandes stehend, verflechten sie afrikanische mit arabischen, Jazz- und Latino-Elementen – Weltmusik, Afropop sowie ein Feuersturm an Lebensfreude, erdhaft brodelnd, vital und direkt.
Den heißen Wüstenwind der Sahelzone durch die Adern fegend fühlten die Kinobesucher, als Sänger Ayoub Mormonin und seine 8‑köpfige Formation kräftigen Wassoulou-Sound, den Ursprung des amerikanischen Blues, mit sämtlichen traditionellen Elementen ihrer Heimat — Fulani, Songhai, Zerma und Hausa – und mit funkigem Bass und bluesigen und rollenden Gitarrenriffs zu einer elektrisierenden, lebhaft ansteckenden Mixtur mit stark marokkanischen Einschlag kombinierten.
Eine offene und fließende Rhythmusstruktur mit starkem Groove, vielschichtig verstrickt zu einem dichten musikalischen Gewebe mit dualen Percussionsfundamenten aus Tambourin und Calebrassen fesseltedas Publikum auf die Tanzfläche, während die über dem überaus explosiven Soundgewebe die geschmeidigen und doch rauhe Stimme des Leaders schwebte, in kongenialer Interaktion mit beiden ihn flankierenden Damen — von der Schönheit des Landes südlich der arabischen Welt musikalische Gedichte malend, beseelt von der Liebe und Ehrfurcht, mit der sie einen integralen Organismus im ewigen Werden und Vergehen der Natur bilden.
Das Publikum integrierte sich wie von selbst in die doch sehr komplizierten und durch 5‑Tonmusik aus alten Zeiten angereichten musikalischen Soundstrukturen, mit denen sie zu verschmelzen schienen, losgelöst und sanft mit starker Hand getragen, harmonisch und vor Liebe brennend, über der zart epische Wehmut flimmert.
Fotos: Hannes Denzel
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