Am Morgen des 28. Juli 1914 unterschrieb Kaiser Franz Joseph in seinem Arbeitszimmer in der kaiserlichen Villa in Bad Ischl am Schreibtisch auf einem Federkiel die Kriegserklärung an Serbien. Vor ihm stand eine Büste seiner verstorbenen Frau aus weißem Marmor. Rechts, in de Nähe seines Ellenbogens, befand sich ein elektrischer Zigarettenanzünder auf dem neuesten Stand der Technik, eine unhandliche Apparatur aus Bronze auf einem Sockel aus dunklem Holz, dessen geflochtenes Kabel zu einer Steckdose hinter dem Schreibtisch führte. Der Text hatte die Form eines Manifests, das die Österreicher bereits 1866 für die Kriegserklärung an Preußen verwendet hatten (…)
So beschreibt der australische Historiker Christopher Clark in seinem 2012 erschienen und Aufsehen erregenden Werk “Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog” den Tag, als Kaiser Franz Josef in Bad Ischl das “Manifest an Meine Völker” unterzeichnet. Die Kriegserklärung an Serbien bedeutete den Beginn der Ersten Weltkriegs, eines Ereignisses, das etwa zehn Millionen militärische und sieben Millionen zivile Opfer forderte und dessen Auswirkungen noch heute die Welt prägen.
Bad Ischls Bürgermeister und Kulturreferent Hannes Heide: “Unsere Stadt wird an die 100. Wiederkehr der Unterzeichnung des Manifests mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen und Ausstellungen gedenken. In Zusammenarbeit vieler Institutionen und Partner, vor allem mit dem Land Oberösterreich, konnte ein umfangreiches Programm vorbereitet werden.”
Bad Ischl, 28. Juli 1914. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
Ausstellung von 28.Juni bis 5. Oktober 2014 in derTrinkhalle Bad Ischl (Eintritt frei!)
Kuratoren und Konzept: Mag. Dr. Peter März, Mag. Patrick Bohn
Gestaltungsteam: Mag. Franz Pötscher und HTL Hallstatt
Die Ausstellung basiert auf einer Kooperation der Stadtgemeinde Bad Ischl mit der HTL Hallstatt, dem Oberösterreichischen Landesmuseum, dem Oberösterreichischen Landesarchiv sowie dem Heeresgeschichtlichen Museum. Die Kuratoren zu den Inhalten: “Nostalgische und kaiserverherrlichende Momente werden in Frage gestellt. Kitsch und Klischees dürfen dabei keinen Platz haben. Vielmehr müssen die Bemühungen intensiviert werden, eine kritische und wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung zu leisten. Eine Erinnerungskultur ohne nationalistische Aufladung sowie eine Vermittlung des Kriegsgeschehens abseits althergebrachter Mythen sind das Ziel.”
Zwischen Juli 1914 und November 1918 forderte der mit äußerster Brutalität geführte Erste Weltkrieg rund zehn Millionen militärische und sieben Millionen zivile Opfer. Die bei der kolonialen und imperialistischen Aufteilung der Welt „zu spät gekommenen“ Mittelmächte (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich, Osmanisches Reich und Bulgarien) drängten darauf, ihren Einfluss im Nachhinein auszubauen. Österreich-Ungarn setzte dabei viel Energie daran, seine Macht auf Kosten Russlands und Serbiens auf dem Balkan zu erweitern und zu stabilisieren. Das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie von Hohenstein am 28. Juni 1914 in Sarajevo war daher Auslöser, nicht aber Ursache des Krieges. Die Mittelmächte kämpften an Fronten in großen Teilen Europas, aber zum Teil auch in Asien und Afrika sowie in den Kolonialgebieten, im Atlantik, Pazifik und dem Mittelmeer. Ihnen gegenüber stand die Entente (Frankreich, Großbritannien, Russland, Italien) und ihre Verbündeten (Belgien, Japan, China, Serbien, Montenegro, Portugal, Rumänien, Griechenland, Siam, USA).
Die (Foto-)Ausstellung mit einigen wenigen Leitobjekten konzentriert sich dabei, ausgehend vom Kriegsverlauf aus (ober)österreichischer Sicht, in Form einer Zeitschiene, und hier vor allem auf die Situation in Oberösterreich sowie die Konsequenzen und die Resultate des Krieges. Davon abgeleitet sind mehrere Bereiche, die nur bedingt Oberösterreich behandeln, wie etwa das Attentat in Sarajevo, Anleihen und Spenden, Propaganda und Patriotismus, Bewirtschaftung und Versorgungslage, die rasante technische Entwicklung oder das Grauen des Krieges. Zentral sind aber jene Aspekte des Krieges, die sonst häufig lediglich am Rande Erwähnung finden. Eingehender behandelt werden daher die rechtlichen Sanktionen gegen „innere“ und „äußere“ Gegner, der Umgang mit Kriegsgefangenen und Deserteuren sowie mit Spionen und „Verrätern“, Österreich als Besatzungsmacht, die Rolle der k.u.k. Armee in Palästina, weibliche Soldaten in der Armee, Frontbordelle und Prostitution, Hungerdemonstrationen und Plünderungen.
Im Visier. Ein Album aus dem Ersten Weltkrieg
Ausstellung von 28.Juni bis 31. Oktober 2014 im Photomuseum im Marmorschlössl Bad Ischl
Im Blickpunkt der Ausstellung steht ein privates Fotoalbum eines Linzer Regimentsarztes, das eine subjektive Sicht auf den Krieg veranschaulicht. Die Aufnahmen ermöglichen in ihrer persönlichen Bildsprache und spezifischen Motivauswahl eine Erweiterung des offiziellen Blicks auf die Ereignisse des Ersten Weltkriegs.
Unter dem Doppeladler. Ist The Queen’s Dragoon Guards, das britische Regiment des Kaisers
Ausstellung von 2. Mai bis 31. Oktober 2014 im Museum der Stadt Bad Ischl
Als die britische Königin Viktoria Kaiser Franz Josef 1896 in Nizza traf, bot sie ihm die Ernennung zum Regimentskommandeur des 1. Garde Dragoner-Regiments des Königs an. Der Kaiser stimmte zu und das Regiment führte nunmehr den österreichischen Doppeladler als Regimentsabzeichen. Noch heute ist der k.u.k.-Doppeladler das Abzeichen des Regiments, der Radetzkymarsch der schnelle Regimentsmarsch von “Ist the Queen’s Dragoon Guards”, wie das Regiment heute heißt. Die Geschichte des Regiments zeigt viele Verbindungen zu Österreich. Briefe von Kaiser Franz Josef an das britische Königshaus und der Erste Weltkrieg aus der Sicht dieses Walisischen Regiments bilden weitere Schwerpunkte dieser militärhistorischen Schau.
Die Ausstellung ist auch Anlass für ein Konzert und einen Zapfenstreich, mit dem eine britische Militärkapelle am Samstag, 21. 6., in Bad Ischl gastieren wird.
“Erinnerungen — Bad Ischl im Ersten Weltkrieg”. Wie ist der Erste Weltkrieg im Bewusstsein der Bad Ischler verankert?
16. Mai bis 26. Oktober, Ausstellung im Museum der Stadt
Die Bad Ischler sind nach dem Motto “Grabe, wo Du stehst” aufgerufen, Erinnerungsstücke für diese Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Was erinnert noch an dieses Ereignis und wie hat der Erste Weltkrieg bis heute seine Spuren hinterlassen? Fotoalbum, Feldpostkarten, Lebensmittelkarten, Plakate und andere Erinnerungsstücke konnten bereits zusammengetragen werden. Wer Erinnerungsstücke zur Verfügung stellen kann, ist aufgerufen, mit Maria Sams vom Museum der Stadt, Tel. 06132–30114 oder msams@stadtamt-badischl.at Kontakt aufzunehmen.
Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit”. Mit Erwin Steinhauer, Kooperation mit dem Theater in der Josefstadt
Dienstag, 1. Juli 2014, Lehartheater Bad Ischl
Bad Ischl, 28. Juli 1914/2014
Montag, 28. Juli 2014, Gedenkfeier im Kongress&TheaterHaus Bad Ischl
Gedenkfeier, zu der Vertreter des offiziellen Österreichs sowie der Bürgermeister der Stadt Sarajevo eingeladen wurden. Für den Festvortrag wurde Christopher Clarke, Verfasser von “Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog”, angefragt.
Kaisermesse am 18. August 2014
Montag, 18. August 2014 Stadtpfarrkirche
Auch die Kaisermesse am 18. August wird unter dem Eindruck des Ereignisses stehen.
Fotos:
Kundmachung, Archiv Stadtgemeinde Bad Ischl
Soldaten, Kleine Pflegerin, Gasmasken — Heeresgeschichtliches Museum Wien
Kaiser Franz Josef in Uniform seines britischen Regiments, Firing Line Museum Cardiff