Hoch emotional hat am Mittwochvormittag der Prozess um jenen 21-jährigen Mann aus Lenzing (Bezirk Vöcklabruck) begonnen, der im dringenden Tatverdacht steht, Anfang Mai vergangenen Jahres seine Freundin beinahe erwürgt zu haben. Die junge Frau (18) liegt seither im Krankenhaus Vöcklabruck auf der Paliativstation im Wachkoma.
Beziehungsende nicht verkraftet
Es hätte nach mehreren Streiterein zu einer Aussprache kommen sollen, zu der der Chemieverfahrenstechniker seine damalige Freundin in dessen Wohnung in Lenzing lud. Doch dann wendete sich das Blatt. Ein Beziehungs-Aus nahte. Die 18-Jährige wollte und hat an diesem Tag die Eineinhalbjährige Beziehung beendet. Beim Verlassen der Wohnung eskalierte die Situation.
Der damals 20-Jährige packte seine Freundin am Hals und würgte sie so sehr, bis sie schließlich im Todeskampf zu Boden ging. Auch dann noch ließ der Mann nicht ab von seinem Opfer. Der Kampf dauerte laut Obduktionsbericht mehrere Minuten. Das Gehirn der Frau war mehr als 8 Minuten ohne Sauerstoff, wodurch irreparable Gehirnschäden entstanden. Erst als die junge Frau reglos am Boden lag, ließ der Mann von seinem Opfer. Der Auslöser für die Tat soll Eifersucht gewesen sein. Der Angeklagte gestand vor Gericht die Tat begangen zu haben, bestreitet aber, dass er seine Freundin töten wollte.
salzi.aktuell — Nachrichten vom 08.01.2014
Oma und Vater per Telefon über Tat informiert
“Ich hab meine Freundin erwürgt”, gestand der junge Mann am Telefon seiner Oma, die ihn aufzog und seine Vertrauensperson war, sowie seinem Vater nur wenige Minuten nach der Tat. Oma und Vater eilten unverzüglich zur Wohnung des Sohnes. Der Vater verständigte sofort Rettung und Polizei. Dem Notarzt gelang es auch, die 18-Jährige nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand erfolgreich zu reanimieren.
Die Frau überlebte zwar, ihre Verletzungen waren aber so schwer, dass sie in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden musste. Die junge Frau liegt seit inzwischen acht Monaten im Koma. “Medizinische Gutachten diagnostizierten eine triste Aussicht. Das Opfer wird künstlich Beatmet, kann weder selbstständig sitzen, reden noch sich selbst bewegen. Darüber hinaus wird die Frau auch künstlich ernährt”., so der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer. Ob sie daraus jemals erwachen wird, können die Ärzte momentan nicht sagen.
Emotionale Aussagen von Vater und Großmutter
“Er war täglich bei mir. Ich habe für ihn gekocht, Wäsche gewaschen und mit ihm gelernt. Es gab nie Anzeichen von Gewalt oder Ähnlichem. Er war weder Ausfällig noch leicht aus der Ruhe zu bringen!”, berichtet die Großmutter des 21-jährigen Angeklagten unter Tränen. “Mein Sohn hatte eine schwere Kindheit. Ich hatte eine schwere Ehe. Mein Sohn wurde von der Mutter vernachlässigt. Sie war lieber bei Freunden und auf Festen und hat sich nicht um ihn gekümmert.”, so der Vater des Angeklagten, der bis heute die grauenhafte Tat seines Sohnes versteht.
Arbeitskollege belastet Angeklagten
Der Tatverdächtige habe das Beziehungs-Aus bereits vorausgesehen. Bei mehreren Bier nach der Arbeit — am Morgen des Tattages — habe der 21-Jährige zu einem Kollegen gesagt; “Wenn ich Sie nicht bekomme, dann soll Sie keiner haben!” Es seien mehrere Bier getrunken worden. Der Kollege nahm die Aussage als “dummes Geschwätz” auf und verabschiedete sich mit den Worten: “Mach keinen Scheiß!”
Urteil noch heute erwartet
Seit Anfang Mai sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Zur heutigen Verhandlung sind nur drei Zeugen und ein Gerichtsmediziner als Sachverständiger geladen, dennoch ist die Verhandlung bis 20 Uhr anberaumt.
Beim Landesgericht Wels geht man davon aus, dass die Geschworenen länger brauchen könnten, sich eine Meinung zu bilden. Spätestens am Abend soll aber ein Urteil fallen. Dem 20-jährigen Angeklagten drohen bis zu 20 Jahr Haft.